Armee stoppt Evakuierung von Ost-Aleppo

  16 Dezember 2016    Gelesen: 993
Armee stoppt Evakuierung von Ost-Aleppo
Zehntausende Zivilisten sind noch immer in Aleppos Rebellengebieten eingeschlossen. Bilder zeigen, wie Menschen neben Trümmern auf Busse warten. Sie sind erschöpft und ängstlich. Doch das Nervenspiel um ihren Transport geht weiter.

Die Evakuierungen aus der syrischen Metropole Aleppo sind nach Angaben der Sicherheitskräfte vorübergehend ausgesetzt worden. Ein Vertreter der Sicherheitskräfte sagte, die bewaffneten Aufständischen hielten "die Bedingungen der Vereinbarung nicht ein". Auch die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, der Transport von Kämpfern und Zivilisten aus Ost-Aleppo sei gestoppt worden.

Der staatliche syrische Fernsehsender Ichbarija berichtet, dass Rebellen in Aleppo versucht hätten, Gefangene mitzunehmen. Das sei ein Verstoß gegen die Abmachungen. In der Region seien mehrere Explosionen zu hören gewesen. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, "bewaffnete terroristische Gruppen" hätten auf Busse und Autos geschossen. Das oppositionelle Lokale Koordinierungskomitee erklärte hingegen, regimetreue Milizen hätten das Feuer eröffnet.

Aktivisten hatten zuvor berichtet, dass die Evakuierung nur schleppend vorankommt. Augenzeugen erklärten, Tausende warteten bei winterlichen Temperaturen auf Busse, die sie aus der Stadt bringen sollen. "Das Problem ist, dass nicht viele Busse kommen", sagte Ibrahim al-Hadsch von der Rettungsorganisation Weißhelme. Die Evakuierung hatte am Donnerstag begonnen. Ein Abkommen zwischen Regierung und Rebellen sieht vor, dass Kämpfer und Zivilisten die Stadt verlassen und in andere Gebiete unter Kontrolle der Opposition gebracht werden. Ein erster Anlauf zur Umsetzung war am Mittwoch gescheitert, weil neue Kämpfe ausgebrochen waren.

"Die Menschen sind alle erschöpft"

Frankreichs Präsident François Hollande erklärte, es seien noch 50.000 Menschen eingeschlossen. Hilfsorganisationen rechnen sogar mit rund 70.000 Menschen, die aus der Stadt gebracht werden müssen. Wegen einer monatelangen Blockade durch das Regime ist die humanitäre Lage dort katastrophal.

Bilder aus Ost-Aleppo zeigten volle Straßen, in denen Einwohner neben Trümmern mit Koffern auf den Transport warteten. "Die Menschen sind alle erschöpft", berichtete ein Aktivist mit dem Namen Abdulkafi. "Und sie haben Angst, dass die Waffenruhe wieder scheitern könnte." Die Sprecherin des Internationale Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Ingy Sedky, erklärte, die Evakuierungsoperation sei über Nacht weitergelaufen. Es lasse sich jedoch nur schwer sagen, wie viele Menschen Ost-Aleppo verlassen hätten.

Die Evakuierungen hatten am Donnerstag begonnen und die Nacht über angedauert. Seitdem verließen mehrere tausend Zivilisten und Verletzte sowie einige Rebellenkämpfer den Osten der syrischen Großstadt, der einst vollständig von den Aufständischen kontrolliert wurde. Aus syrischen Regierungskreisen hieß es, bislang hätten mehr als 8000 Menschen Ost-Aleppo verlassen. Nach russischen Angaben wurden bisher rund 6500 Menschen aus der Stadt gebracht, wie die Agentur Tass berichtete.

Quelle: n-tv.de

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