Ufa gegründet

  19 Dezember 2016    Gelesen: 436
Ufa gegründet
Machtvolles Medium: Am 18. Dezember 1917 schließen sich zahlreiche Betriebe der deutschen Filmindustrie zur "Universum-Film AG" (Ufa) zusammen. Die Firmengründer verfolgen ein konkretes Ziel: die Beeinflussung der Massen - mit Durchhalteparolen während des Ersten Weltkrieges.
Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und General Erich Ludendorff wussten im Sommer 1917 wohl schon, dass der Erste Weltkrieg für Deutschland nicht mehr zu gewinnen sein konnte: Aber Wille versetzt bekanntlich Berge - und wie mobilisiert man den nachlassenden Willen des eigenen Volkes? Man muss es begeistern.

Gründung der Ufa

Dafür war das junge Medium Film geradezu ideal. Die Menschen liebten den Film. Die beiden Herren beschlossen also, die Universum-Film AG zu gründen und ausgiebig Propagandamaterial zu produzieren. Mit 25 Millionen Mark war die Deutsche Bank dabei. Die Produktionsstätten verschiedener Filmproduktionen wurden zusammengekauft und die neue Gesellschaft, kurz "Ufa" genannt, bezog ihr erstes Atelier in Berlin Tempelhof.

Der erste Film heißt "Dem Licht entgegen". Es geht um den Einsatz von Sanitätshunden im Krieg. Aber wer will in schweren Zeiten so etwas sehen! Der nächste Film ist eine Komödie. Für "Die Kunst zu Heiraten" stehen Viggo Larsen und Käthe Dorsch vor der Kamera. Natürlich sieht man sie nur - der Film ist ja noch stumm.

Auch wenn aus Ludendorffs Idee mit den Propagandafilmen nie viel wurde, die Ufa erwies sich als äußerst lebensfähiges Unternehmen. Das Geschäftsgeheimnis war, gleichzeitig als Filmproduktion, Verleih, Kinobetreiber und Verlag zu agieren: als Medienkonzern sozusagen.

Große Namen - Große Filme

Die größten Stars der Stummfilmzeit waren bei der Ufa unter Vertrag. Ernst Lubitsch, Pola Negri, Fritz Lang, Asta Nielsen, Emil Jannings, Henni Porten und unzählige mehr drehten Filme wie "Metropolis" und "Das Cabinett des Dr. Caligari".

1926 kaufte das explosionsartig wachsende Unternehmen das neue Ateliergelände in Potsdam-Babelsberg. Aber die ganz große Zeit sollte erst noch kommen, Tonfilm hieß das Zauberwort. Mit "Melodie des Herzens" stieß die Ufa im Jahr 1929 in die neue Ära der Filmgeschichte vor. Es folgte Hit auf Hit. Weltstars wurden unter den Jupiterlampen der Ufa geboren.

Der "Blaue Engel" machte die Berliner Revuetänzerin Marlene Dietrich über Nacht zu einem der größten Stars Deutschlands. Leinwandlieblinge wie Willi Fritsch und Heinz Rühmann ließen Mädchenherzen unruhig schlagen.

Propagandainstrument

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wiederholte sich längst vergangene UFA-Geschichte. Sie wurde Propagandainstrument in der 1934 von Josef Goebbels gegründeten Reichsfilmkammer. Die unrühmlichen Ergebnisse heißen zum Beispiel "Hitlerjunge Quex" oder "Triumph des Willens". Gleichzeitig lieferte die Ufa Stoffe, mit denen sich die Zuschauer wenigstens für zwei Stunden aus ihrer Lebensrealität wegträumen konnten.

Zarah Leander brachte die Exotik der ganz großen Welt auf die Leinwand. Hans Albers war der Held, der jede Schwierigkeit meistern konnte: Sehnsüchte der Menschen in der Ausweglosigkeit des Dritten Reiches.

Ufa und DEFA

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zerfiel die Ufa. Die sowjetische Militäradministration lizenzierte die Filmgesellschaft Deutsche Film AG (DEFA). Sie erbte die Produktionsstätten in Babelsberg. Der erste Film der DEFA war "Die Mörder sind unter uns" mit dem neuen Star Hildegard Knef.

Später Filmproduktion der DDR, brachte die DEFA zahllose bedeutende Werke hervor. Aus den Ufa-Resten, die den Westalliierten blieben, wurden in den 1950er-Jahren die Ufa-Theater AG und die Universum-Film AG mit dem alten Filmgelände in Tempelhof.

Mit der deutschen Wiedervereinigung veränderte sich die Ufa erneut. Unter der Ägide der Medienriesen Bertelsmann und Gruner & Jahr verbirgt sich hinter dem Namen Ufa inzwischen ein riesiges Geflecht aus international operierenden Film- und Fernsehproduktionen, Verleihfirmen und Kinobetreibern. Aber eines wird der Name Ufa immer bleiben: Ein Synonym für den Mythos Film.

Quelle : spiegel.de

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