Münster geht einen Schritt weiter

  06 November 2015    Gelesen: 609
Münster geht einen Schritt weiter
Einen solch radikalen Entschluss hat noch keine deutsche Stadt gefasst: Münster will künftig unter anderem kein öffentliches Geld mehr in klimaschädliche Energien und kriegstreiberische Firmen investieren. Das beschloss der Haupt- und Finanzausschuss der nordrhein-westfälischen Stadt am Mittwoch. Ab 2016 sollen Millionen Euro umgeschichtet werden.
1. Atomenergie und klimaschädliche Energien: In dem Beschluss heißt es, die Stadt Münster beteilige sich nicht länger an Unternehmen, "die Atomenergie erzeugen oder auf nicht nachhaltige und klimaschädliche Energien setzen." Die "taz" zitiert den grünen Stadtrat Otto Reiners, laut dem zwei städtische Fonds ab dem kommenden Jahr unter anderem kein Geld mehr an die Kohle-, Gas-, und Ölindustrie geben dürfen.

2. Fracking: An Firmen, die ihr Geld mit der umstrittenen Erdgas-Fördermethode verdienen, dürfen die städtischen Fonds sich ab 2016 ebenfalls nicht mehr beteiligen.

3. Kinderarbeit: Der Beschluss betrifft nicht nur den Klimaschutz. Auch in Unternehmen, die Kinderarbeit tolerieren, investiert die Stadt dem Entschluss nach nicht mehr.

4. Herstellung von Kriegswaffen: Dem Entschluss des Ausschusses zufolge will Münster auch in Unternehmen, die Panzer, Granaten und Feuerwaffen herstellen, ab jetzt keine Gelder mehr fließen lassen.

5. Gentechnik: Auch Investitionen in diesem Bereich schließt Münster ab 2016 aus. Künftig werden keine städtischen Gelder mehr an Firmen gehen, die Pflanzen gentechnisch verändern.

Was bedeutet das nun konkret? Derzeit betrifft dieser Entschluss zwei Fonds der nordrhein-westfälischen Stadt. Laut der "taz" hat Münster in diesen Fonds um die 30 Millionen Euro angelegt - zum Teil in Aktien der Energieunternehmen RWE, OVM und Enel. Die müssen die Fonds jetzt verkaufen.

Auch andere deutsche Städte schichten ihre Gelder um. So umfassend wie Münster hat den Kapitalabzug zwar noch keine Stadt beschlossen, ähnliche Bestrebungen gibt es aber in 23 anderen Städten, unter anderem in Aachen, Bochum, Köln und Berlin. In der Sprache der Klimaschützer heißt der Rückzug aus klimaschädlichen Investitionen "Divestment".

Und nicht nur in Deutschland ist Divestment ein Thema: Weltweit fordern Finanzexperten, dass Anleger (seien es Staaten, Städte, Versicherungen oder Banken) ihre Investitionen aus klimaschädlichen Unternehmen abziehen. Das, so sagen viele Umweltschützer, sei das wirksamste Mittel, um eine Klimakatastrophe zu verhindern.

Auch in Deutschland gehen erste Versicherungen wie die Barmenia diesen Weg. Und die Diskussion wird in den kommenden Wochen noch an Fahrt aufnehmen: Denn im Dezember findet in Paris der Klimagipfel statt.

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