Verständigung mit Moskau: Darum hat Kissinger bessere Chancen als die neue Generation

  29 Dezember 2016    Gelesen: 531
Verständigung mit Moskau: Darum hat Kissinger bessere Chancen als die neue Generation
Der einstige Außenminister Henry Kissinger, der Medienberichten zufolge unter Präsident Donald Trump zwischen Amerika und Russland vermitteln soll, zählt zu jenen US-Altpolitikern, die im Gegensatz zur neuen Generation noch vermögen, auf Augenhöhe mit Opponenten zu verhandeln. Darauf weist die russische Onlinezeitung vz.ru in einem Kommentar hin.
Vz.ru schreibt, Kissinger sei bei weitem keine Taube: „Er ist ein Realist, der versteht, worin die wahren Interessen seines Landes bestehen.“ Dass der 93-Jährige für Trump zwischen Washington und Moskau vermitteln soll, hatte kürzlich die „Bild“-Zeitung berichtet.

„Die Amerikaner sind der Meinung, dass sie im Kalten Krieg gesiegt haben. Formell haben sie Recht – ihr damaliger Gegner löste sich mit ernsthaften Gebietsverlusten auf“, so vz.ru. In Wirklichkeit habe Russland aber sich selbst besiegt, indem es alle Sowjetrepubliken unblutig gehengelassen habe. Amerika habe zwar zweifelsohne seinen Beitrag zum Zerfall der UdSSR geleistet, dieser sei jedoch nicht der Urgrund gewesen.

Trotz jenes formellen Sieges verstehe es man in Washington nicht, Russland real zu besiegen. Es bleibe den USA also nichts anderes übrig, als eine Verständigung zu versuchen: „Da stellt sich aber heraus, dass die nach 1991 etablierte Generation der US-Politiker es halt nicht vermag, sich mit starken Opponenten zu verständigen.“

Diese Generation könne bei Bedarf über Verstöße gegen Menschenrechte durch ihren wichtigsten Wirtschaftspartner China oder durch ihren führenden Nahost-Mitwisser Saudi-Arabien „etwas hinwegschauen“. Sie könne die EU, Kanada, Mexiko und weitere von Washington abhängige Territorien kommandieren. Sie könne Staatschefs in Lateinamerika durch Spezialeinsätze wechseln lassen. Sie könne schließlich wehrlose Länder (beginnend mit Jugoslawien) bombardieren. Es gelinge ihr jedoch nicht, auf Augenhöhe mit einem Opponenten zu verhandeln, der seine Prinzipien nicht aufgeben wolle, heißt es in dem Kommentar.

„Vor diesem Hintergrund muss man sich an einen Menschen wenden, der seinen politischen Höhepunkt in den 1970er Jahren erlebt hatte, als die Sowjetunion und die USA gleich stark waren; als lokale und Proxy-Kriege weltweit sogar öfter als jetzt entbrannt waren“, so vz.ru weiter.

Eine Verständigungsfähigkeit erhoffe sich Trump auch von ExxonMobil-Chef Rex Tillerson, der zum US-Außenminister ernannt werden soll. Zwar habe Tillerson keine politischen und diplomatischen Erfahrungen, doch er verstehe es als Geschäftsmann, die Einigung zu suchen, anstatt bloß Bedingungen und ultimative Forderungen zu stellen, heißt es.

„Selbstverständlich wäre es vorerst verfrüht, einen übermäßigen Optimismus in Bezug auf die Personen zu empfinden, mit denen Trump einen neuen außenpolitischen Kurs der USA gestalten will. Unter ihnen gibt es keine Freunde Russlands, was auch immer amerikanische Medien darüber schreiben. Diese Menschen sind aber zumindest bereit zu reden – dies ist aber bereits nicht wenig und reicht manchmal sogar aus“, so vz.ru zum Schluss.

Quelle : sputnik.de

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