Genau vor 200 Jahren, am 5. November 1815, wurde Martin in Niederschlesien geboren. Seine Geschichte erzählt in gewisser Weise, wie sich in Deutschland langsam ein Bewusstsein für die Bedrohung der Natur entwickelte. Und wie jemand, der dafür nicht ganz unbedeutend war, nahezu komplett in Vergessenheit geriet.
„Martin war ein Vordenker, mehr konnte er nicht mehr werden“, sagt Gerhard Hachmann, Bibliothekar im Bonner Bundesamt für Naturschutz, der sich durch Martins Schriften gewühlt hat. Nach Hachmanns Recherchen verwendete er 1871 erstmals das Wort „Naturschutz“ im heutigen Sinne. Rekord, aber irgendwie zu früh. Richtig groß sei das Thema erst um 1900 geworden, als sich viele Vereine gründeten.
Martin war hauptberuflich eigentlich Tierpräparator. 1848 bricht er zu einer länger angelegten Reise nach Venezuela auf, um Präparate zu sammeln. Doch es kommt anders. Schon ein Jahr später stirbt seine Frau auf der Reise. Martin kehrt krank und verarmt zurück. Erst 1852 bekommt er seine erste Festanstellung am Zoologischen Museum in Berlin. Sein Beruf lässt ihn sehr genau auf die Tierwelt schauen.
„Es hatte damals eine erste große Flurbereinigung gegeben. Felder wurden zusammengelegt, Wege und Flüsse wurden begradigt, Kleingewässer wurden trocken gelegt und Altbäume entfernt“, sagt Experte Hachmann. Dass manchen Tieren damit die Lebensgrundlage wegbricht, sei aber vielfach nicht verstanden worden.
Anders bei Martin. „Er bemerkte, dass bestimmte Tiere aus bestimmten Regionen verschwanden. Vor allem nahm die Gesamtzahl der Vögel ab, die als sehr nützlich galten.“ Martin entwickelt daraus Forderungen: eine umfassende Gesetzgebung, Schutzgebiete und eine zuständige staatliche Stelle.
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