Reallöhne ziehen stark an

  05 Januar 2017    Gelesen: 953
Reallöhne ziehen stark an
Beschäftigte in Deutschland haben mehr Geld in der Tasche - dank der niedrigen Inflation. 2016 stiegen die Reallöhne im Schnitt um 1,8 Prozent. Besonders profitierten Mitarbeiter mit Tarifen.
Deutsche Beschäftigte hatten real vergangenes Jahr deutlich mehr in der Tasche. Die Löhne mit und ohne Tarif legten stärker zu als die Inflation, zeigen Daten der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Die Verbraucherpreise stiegen demnach im vergangenen Jahr lediglich um 0,5 Prozent, die Tarifvergütungen dagegen um nominal 2,4 Prozent. Dies ergibt im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt ein reales Wachstum der Tariflöhne und -gehälter um 1,9 Prozent.

Die effektiven Bruttoeinkommen - hier fließen unter anderem auch die Einkommen von Beschäftigten ein, die nicht nach Tarif bezahlt werden - erreichen einen ähnlich hohen Zuwachs: Die Bruttolöhne und -gehälter stiegen nominal je Arbeitnehmer um 2,3 Prozent und damit preisbereinigt um 1,8 Prozent.

Tarifbeschäftigte im Wirtschaftszweig Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft erreichten die höchste jahresbezogene Tarifsteigerung mit nominal 3,5 Prozent, gefolgt vom Handel mit 2,9 Prozent sowie dem Baugewerbe und den Privaten Dienstleistungen und Organisationen ohne Erwerbszweck mit jeweils 2,7 Prozent. Die niedrigsten Zuwächse gab es in den Zweigen Verkehr und Nachrichtenübermittelung und im Verbrauchsgütergewerbe (je 1,8 Prozent), gefolgt von Kreditinstituten und Versicherungsgewerbe (1,5 Prozent).

Insgesamt schlossen die DGB-Gewerkschaften in Deutschland im vergangenen Jahr Lohn- und Gehaltstarifverträge für rund 10,8 Millionen Beschäftigte ab, darunter etwa 9,3 Millionen in den alten und 1,5 Millionen in den neuen Bundesländern. Die Laufzeit der Verträge beträgt durchschnittlich 22,8 Monate und liegt damit höher als im Vorjahr mit 21,1 Monaten. Für weitere 8,4 Mio. Beschäftigte traten im Jahr 2016 Erhöhungen in Kraft, die bereits 2015 oder früher vereinbart worden waren.

Die Tarifrunde 2017 hat bereits begonnen: Verhandelt wird bereits in der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie und in Kürze im öffentlichen Dienst der Länder. Ende Februar laufen die Verträge in der Eisen- und Stahlindustrie und der ostdeutschen Energiewirtschaft aus, Ende März folgen das Versicherungsgewerbe und von März bis Juni der Einzelhandel sowie der Groß- und Außenhandel und das Kfz-Gewerbe. Die bisher vorliegenden Forderungen bewegen sich zwischen 4,5 und 6 Prozent.

Auch Azubis erhalten mehr

Auch die Tariflöhne von Auszubildenden sind 2016 kräftig gestiegen - zum fünften Mal in Folge. In Westdeutschland hätten Azubis während der gesamten Ausbildungszeit im Durchschnitt 859 Euro brutto im Monat und damit 3,2 Prozent mehr als im Vorjahr verdient, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). In Ostdeutschland stieg die tarifliche Vergütung demnach um 4,9 Prozent auf durchschnittlich 807 Euro im Monat.

Je nach Beruf und Region gibt es jedoch zum Teil erhebliche Unterschiede. So konnten dem Bericht zufolge junge Menschen im Bauhauptgewerbe am meisten verdienen - ein Maurerlehrling beispielsweise kam im Westen auf 1042 Euro brutto im Gesamtdurchschnitt der Ausbildung. Besonders gut schnitten den Angaben zufolge auch Mechatroniker, angehende Kaufleute für Versicherungen und Finanzen oder Azubis in der Medientechnologie ab. Für zukünftige Fachkräfte der Systemgastronomie seien die Vergütungen in Ostdeutschland beispielsweise um neun Prozent gestiegen.

Besonders niedrig waren dagegen die Vergütungen für angehende Floristen, Bäcker oder Maler und Lackierer. Am wenigsten verdienten Schornsteinfeger in Ausbildung: Wer diesen Beruf erlerne, komme bundesweit im Durchschnitt auf nur 495 Euro im Monat.


Tags:


Newsticker