3 Tage Präsident Trump - 5 Beobachtungen

  23 Januar 2017    Gelesen: 952
3 Tage Präsident Trump - 5 Beobachtungen
Das Startwochenende von Donald Trump verlief turbulent. Aber immerhin: Es waren einige interessante Dinge über den neuen US-Präsidenten zu erfahren.
1. Er setzt merkwürdige Prioritäten

Donald Trump ist jetzt US-Präsident. Seine Soldaten sind in gefährlichen Einsätzen, die ganze Welt wartet auf seine ersten konkreten Vorstöße, das Kabinett ist noch nicht vollständig. Doch für was interessiert sich Trump? Die Größe des Publikums bei seiner Inauguration. Offensichtlich verärgert über die massenhaften Proteste in vielen amerikanischen Großstädten ließ er am Wochenende von seinen Beratern streuen, dass seiner Vereidigung mehr Menschen beigewohnt hätten als der von Barack Obama 2009. Fotos und Angaben von Publikumsschätzern sprechen klar gegen diese These. Aber Trump interessiert das nicht. Eine Lehre daraus: Nicht einmal der Platz im Oval Office lässt ihn souveräner werden. Und: Wer demonstriert, bringt Trump so sehr aus der Ruhe, dass er das Wesentliche aus dem Blick verliert. Für die Zukunft ist das gut zu wissen.

2. Er erweist dem Journalismus einen Dienst

Trump schickte am Samstag seinen Sprecher Sean Spicer vor, um seine Version der Inaugurationsereignisse zu schildern. Spicer drohte den Medien damit, sie genau zu beobachten und für Fehler zur Rechenschaft zu ziehen. Zudem wollte er mit offiziellen U-Bahn-Fahrer-Zahlen der Washingtoner Metro belegen, weshalb die Inauguration die größte Vereidigungsshow "aller Zeiten" gewesen sei. Allerdings waren die Zahlen falsch. Es war ein erschütternder Auftritt, Spicer wirkte wie der kleine Adjutant eines großen Diktators. Die gute Nachricht ist: Von einem solchen Versuch, die Presse einzuschüchtern, dürften sich amerikanische und internationale Medien kaum beeindrucken lassen. Er verdeutlicht, wie unsicher Trump im Umgang mit der Presse ist und wie sehr er unterschätzt, dass sein Kurs den Ehrgeiz kritischer Reporter noch erhöhen dürfte. Übrigens: Selbst Trump soll nicht sehr angetan gewesen sein vom Auftritt seines Sprechers, berichtet die "New York Times".

3. Er lässt eine neue Wahrheitskategorie streuen

Eine der interessantesten Wortschöpfungen vom Wochenende war jene von den "alternativen Fakten". Der Begriff stammt von Trumps Vertrauter Kellyanne Conway. Die PR-Beraterin wollte damit den Auftritt Spicers verteidigen. Das war sehr nett von ihr, hatte aber den Nebeneffekt, dass man nun grundsätzlich daran zweifeln muss, inwieweit Verlautbarungen des Weißen Hauses überhaupt zu trauen ist. Schon im Wahlkampf nahm es Trump mit der Wahrheit nicht immer sehr genau. Dass Fakten aber auch in seiner Präsidentschaft offensichtlich nur dann zählen, wenn er sie absegnet, ist erstaunlich. Bei allem, was Trump sagt - ob Arbeitslosenzahlen, Todesopfer oder Quartalsberichte -, könnte künftig die Frage im Raum stehen, ob er sie erfunden hat oder sie wirklich richtig sind. Welch ein Wandel in Washington.

4. Er interessiert sich (noch) nicht für Symbolik

Trump besuchte am Wochenende erstmals als Präsident die CIA. Dort sprach er eine Viertelstunde lang vor der legendären Erinnerungswand, auf der gefallene Agenten geehrt werden. Nur leider sprach Trump nicht über die Helden des Dienstes, sondern über weite Strecken von sich selbst und seiner erfolgreichen Inauguration. In der CIA waren viele Mitarbeiter über das unsensibles Gebaren entsetzt. Ex-Chef John Brennan, der erst kurz vor Trumps Vereidigung ausgeschieden war, nannte Trumps Auftritt jämmerlich und ließ mitteilen, dass der Präsident sich schämen solle. Trump schien nicht beeindruckt. Er stellte seinen Auftritt als großen Erfolg und Versöhnung mit den Geheimdiensten dar. Aber: Es wird nicht der letzte Auftritt in sensiblen Zusammenhängen gewesen sein. Die Sache mit der Symbolik sollte er dringend üben.

5. Er will Obama ein ganz bisschen kopieren


Am Montag tritt Trump zu seinem ersten offiziellen Arbeitstag im Weißen Haus an. Der Kalender ist prall gefüllt. Der Präsident hat vor, weitere Exekutiventscheidungen zu unterzeichnen, mit denen die Politik Obamas korrigiert werden soll. Trump erhält erstmals das tägliche Briefing der Geheimdienste und luncht mit seinem Vize Mike Pence - eine Tradition, die auch Obama und Joe Biden stets pflegten. Im Senat stehen Abstimmungen über den neuen CIA-Chef Mike Pompeo sowie den designierten Außenminister Rex Tillerson an. Inhaltlich dürfte in dieser Woche die Außenpolitik auch erstmals im Mittelpunkt stehen. In Israel wird darüber spekuliert, dass Trump schon bald die Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verkünden könnte, ein symbolisch hoch sensibler Akt. Zudem empfängt er am Freitag die britische Premierministerin Theresa May. Eines der Themen, die auf der Agenda stehen: Ein bilaterales Handelsabkommen zwischen den USA und Großbritannien.

Quelle : spiegel.de

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