Faktisch jeder Muslim in London fühlt sich diskriminiert

  12 November 2015    Gelesen: 472
Faktisch jeder Muslim in London fühlt sich diskriminiert
Muslime in Großbritannien empfinden das gesellschaftliche Klima als zunehmend rauer. Negative Vorurteile über sie und ihre Religion beträfen mittlerweile fast alle Glaubensbrüder und -schwestern. Schuld daran tragen mitunter Politik und Medien, die bewusst Ängste schüren.
Muslime in Großbritannien fühlen sich laut einer Studie der Islamic Human Rights Commission immer stärker diskriminiert. 93 Prozent von fast 1800 Befragten gaben demnach an, «negative Vorurteile über den Islam und über Muslime» zu erleben. Noch vor fünf Jahren hätten darüber lediglich 69 Prozent der Befragten geklagt, teilte die Organisation am Dienstag in London mit.

«Das Alltagsleben von Muslimen in Großbritannien ist durch ein steigendes Niveau an Missbrauch, Diskriminierung und Gewalt charakterisiert», meint die Organisation. Schuld seien auch Politiker und Medien, die bewusst Ängste geschürt hätten. In Großbritannien leben rund 2,7 Millionen Muslime.

Eine Umfrage der BBC im Jahr 2013 hat ergeben, dass ganze 27 Prozent der jungen Briten kein Vertrauen gegenüber ihren muslimischen Mitbürgern haben. Sie glauben, Großbritannien ginge es ohne diese Bevölkerungsgruppe besser. Als ursächlich für diese Einstellung gelten unter anderem die jüngsten Terrorangriffe. Umgekehrt werden könnte die Stimmung jedoch ganz einfach. Die jungen Leute müssten sich schlicht mehr miteinander befassen.

Doch woher rührt diese islamophobe Haltung? Für die Befragten gibt es hier gleich mehrere Verantwortliche. 26 Prozent sehen die Ursache in ausländischen Terrorgruppen. 23 Prozent geben den Medien die Schuld. 21 Prozent berufen sich auf britische Muslime, die in Terrorattacken involviert seien, berichtet die BBC. Nur drei von zehn Muslimen würden zudem ausreichende Maßnahmen ergreifen, um den Extremismus in ihren Gemeinden zu bekämpfen. Positiver ist die Haltung jedoch gegenüber dem Islam. 48 Prozent sind der Ansicht, dass es sich um eine friedliche Religion handelt. Doch auch hier sind 27 Prozent anderer Meinung.

Für Akeela Ahmed von der Anti-Muslim Hatred Working Group liegt der Schlüssel für eine Verbesserung der Stimmung in der Kommunikation. Seiner Ansicht nach müssten sich die jungen Leute stärker untereinander mischen, um Vorurteile wirksam abzubauen. „Diese Ergebnisse zeigen, dass wir dafür sorgen müssen, dass sich die jungen Leute auf lokaler Ebene untereinander austauschen und sie gemeinsam an Projekten arbeiten. So können die Leute Muslime kennen lernen und umgekehrt“, so Ahmed, dessen Gruppierung für eine überparteiliche Regierungsberatung zuständig ist. Auch Kollege Professor Matthew Goodwin überraschen die Ergebnisse nicht. Schließlich würden sich diese mit zahlreichen anderen Umfragen decken, die erkennen ließen: Ein erheblicher Anteil der britischen Bevölkerung hat eine negative Einstellung zum Islam und in puncto Wachstum der britischen muslimischen Gemeinschaften.

Angeheizt worden sein dürfte die anti-muslimische Stimmung auch durch den Mord an Lee Rigby. Seit der Ermordung des 25-jährigen Soldaten in Woolwich im vergangenen Monat wollen die muslimischen Gemeinden in der Tat einen Anstieg von Hass-Delikten verzeichnet haben (mehr hier). Das Muslim Council of Britain bezeichnete den Anstieg der Gewalt seit dem Tod des jungen Mannes als

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