Bei den islamistischen Anschlägen, zu denen sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannte, wurden am Freitagabend mindestens 129 Menschen getötet und 352 weitere verletzt. Auch am Sonntagabend schwebten noch dutzende Verletzte in Lebensgefahr. Unter den Todesopfern war nach Angaben des Auswärtigen Amts auch ein deutscher Staatsbürger. Es handelt sich um einen 28-Jährigen aus Bayern.
Der Pariser Staatsanwalt François Molins teilte am Sonntagabend mit, es seien bislang drei tote Attentäter anhand ihrer Fingerabdrücke identifiziert worden. Demnach wurden am Sonntag zwei Franzosen identifiziert, die zuletzt in Belgien lebten. Die Leichen der 20 und 31 Jahre alten Männer wurden nahe des Stade de France und in einem Restaurant auf dem Boulevard Voltaire gefunden, wo sie sich in die Luft gesprengt hatten.
Am Samstag war bereits mitgeteilt worden, dass der 29-jährige Franzose Omar Ismail Mostefai unter den toten Attentätern im Bataclan war. In dem Konzertsaal, in dem gerade ein Rockkonzert stattfand, sprengten sich beim Polizeizugriff insgesamt drei Angreifer in die Luft. Drei weitere zündeten am Stade de France während des Fußballspiels Deutschland-Frankreich ihre Sprengstoffgürtel, ein siebter Attentäter jagte sich am Boulevard Voltaire in die Luft. Dessen Bruder ist der gesuchte 26-Jährige.
Nachdem zunächst davon ausgegangen worden war, dass alle Attentäter tot seien, warf der Fund eines schwarzen Seats in dem östlichen Pariser Vorort Montreuil die Frage auf, ob es noch weitere Angreifer gab. Der Seat war bei den Angriffen auf mehrere Cafés und Restaurants im Osten der Innenstadt benutzt worden. In dem Wagen wurden zwei Kalaschnikows gefunden, wie sie bei den Angriffen verwendet wurden.
In Frankreich wurden sieben Verwandte des 29-jährigen Attentäters in Gewahrsam genommen. Bei Razzien in Belgien wurden ebenfalls sieben Verdächtige festgenommen, die meisten davon im Brüsseler Problemviertel Molenbeek. Dessen Bürgermeisterin Françoise Schepmans sprach von einem "Netzwerk". In den vergangenen Jahren waren Einwohner des Viertels bereits wiederholt in islamistische Anschläge verwickelt.
Frankreichs Präsident François Hollande sprach von "Terrorangriffen von bisher nie dagewesenem Ausmaß" und bezeichnete sie als "Kriegsakt". Er verhängte den Ausnahmezustand und kündigte einen "unerbittlichen" Kampf gegen Dschihadisten in Frankreich und im Ausland an. Die luxemburgische EU-Ratspräsidentschaft berief für Freitag ein Sondertreffen der Innenminister ein, auf dem über Konsequenzen aus den Pariser Anschlägen beraten werden soll.
In Frankreich begann am Sonntag eine dreitägige Staatstrauer, in Paris war auf den Straßen ungewöhnlich wenig los. Alle Museen und Veranstaltungsorte blieben geschlossen, doch sollen sie am Montagmittag wieder öffnen. Für den Mittag ist eine Schweigeminute geplant. Am Nachmittag will sich Hollande vor den Mitgliedern von Senat und Nationalversammlung äußern. Aus Parlamentskreisen hieß es, Hollande wolle den Ausnahmezustand auf drei Monate verlängern.
Unklar blieb zunächst, ob es eine Verbindung zu einer Routinekontrolle in Deutschland gibt, bei der am 5. November bei Rosenheim im Wagen eines Mannes aus Montenegro Schnellfeuergewehre, Pistolen, Handgranaten und Sprengstoff gefunden worden waren. Der Mann bestätigte, dass er nach Paris wollte, bestritt aber jede Kenntnis von den Waffen, und sagte, er habe den Eiffelturm sehen wollen.
Weltweit bekundeten Menschen ihre Solidarität mit Frankreich. Wahrzeichen wie das One World Trade Center in New York, das Opernhaus in Sydney und die Tower Bridge in London wurden in den französischen Nationalfarben angestrahlt, ebenso wie das Brandenburger Tor in Berlin.
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