Auch kritische Nachfragen der Familie hätten Behörden einfach ignoriert. "Unser Sohn war ein sehr verantwortungsvoller Mensch. Er hatte keinen Anlass, einen Selbstmord zu planen und umzusetzen, und erst recht nicht, dabei noch 149 andere unschuldige Menschen mitzunehmen", sagte er. "Ein solches Verhalten passt einfach nicht zu ihm und seiner Persönlichkeit."
Am 24. März 2015 hatte Co-Pilot Lubitz einen Airbus der Lufthansa-Tochter Germanwings gegen einen Berg in den französischen See-Alpen geflogen. Die Ermittler gehen von einer absichtlichen Tat und einem Alleinverschulden des Co-Piloten aus.
Das zweifelt Lubitz' Vater an: "Bis heute wird an der Annahme des dauerdepressiven Co-Piloten, der vorsätzlich und geplant in suizidaler Absicht das Flugzeug in den Berg gesteuert haben soll, festgehalten", schrieb Günter Lubitz vor wenigen Tagen in einem Brief an Medienvertreter: "Wir sind der festen Überzeugung, dass dies so nicht richtig ist."
Unterstützung erhält Günter Lubitz vom Luftfahrt-Journalisten Tim van Beveren, der selbst über eine Pilotenlizenz verfügt. Der Berliner hat ein Gutachten erstellt, in dem er die 17.000 Seiten umfassenden Ermittlungsakten ausgewertet, eigene Recherchen angestellt hat und "vernachlässigten Aspekten" nachgegangen ist, wie es in dem Brief heißt.
Die Staatsanwaltschaft in Düsseldorf hatte vor einigen Wochen das Ermittlungsverfahren in dem Fall eingestellt. Van Beveren wirft den Ermittlern laut "Zeit" einiges vor: "Die These eines vorsätzlichen Massenmordes ist nicht haltbar", sagte er. Es gebe viele Aspekte, "die absichtlich oder aber fahrlässig aus Inkompetenz heraus passend gemacht wurden."
Fragen wirft ein Interview einer angeblichen Ex-Freundin von Andreas Lubitz auf. Maria W. zitierte in der "Bild"-Zeitung den Co-Piloten mit den Worten: "Eines Tages werde ich etwas tun, was das ganze System verändern wird, und alle werden dann meinen Namen kennen und in Erinnerung behalten." Ein Staatsanwalt sagte der "Zeit" dazu: "Ich gehe davon aus, dass ihre Geschichte erfunden ist."
Van Beveren und Günter Lubitz wollen am Freitag um 10.30 Uhr in Berlin vor die Presse treten - elf Minuten danach jährt sich zum zweiten Mal der Absturz von Flug 4U9525. Für die Hinterbliebenen der 149 Todesopfer ist der Termin ein Affront: Fast alle trauern dann in einem Gemeindehaus nahe dem Absturzort. Zwei Familien aus Haltern, die ihre Kinder verloren haben, wollen sogar genau an dem Ort sein, wo Flug 4U9525 sein Ende nahm.
Quelle : spiegel.de
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