US-General zu zivilen Opfern in Mossul

  29 März 2017    Gelesen: 293
US-General zu zivilen Opfern in Mossul
Die Bevölkerung sei nicht absichtlich angegriffen worden: Das US-Militär hat eine mögliche Mitschuld an den vielen zivilen Opfern in Mossul eingeräumt. Allerdings sei auch der IS beteiligt gewesen.

Das US-Militär schließt eine Mitschuld an der Explosion mit etlichen toten Zivilisten in der irakischen Stadt Mossul vor knapp zwei Wochen nicht aus. Dass Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz von Unbeteiligten gelockert worden seien, hat der US-Kommandeur der Anti-IS-Mission, General Stephen Townsend, jedoch bestritten.

"Meine erste Einschätzung ist, dass wir wahrscheinlich an den Todesopfern beteiligt waren", sagte Townsend. Es habe mehrere US-Luftangriffe in der Gegend gegeben. Er betonte aber, dass man keineswegs absichtlich Zivilisten angegriffen habe. Er glaube auch, dass der Feind eine Rolle bei dem Vorfall gespielt habe, sagte Townsend. Aber man müsse die Untersuchung des Zentralkommandos abwarten.

Aufgrund der eng besiedelten Gebiete, die der "Islamische Staat" (IS) im Westen Mossuls gegen die irakischen Regierungstruppen verteidigt, sei der Anstieg von zivilen Opfern "einigermaßen vorhersehbar". Der IS habe sich zweieinhalb Jahre auf diesen Kampf vorbereitet, sich nun in enge Straßen zurückgezogen und viele Unbeteiligte dort eingeschlossen. "Es ist der härteste und brutalste Nahkampf, den ich in meinem 34 Dienstjahren erlebt habe", sagte Townsend. "Ich glaube, dass ist die Erklärung für die zivilen Opfer."

Irakisches Verteidigungsministerium gibt auch dem IS die Schuld

Townsend sagte weiter, dass die bei dem Luftangriff genutzte Munition eigentlich kein Gebäude zum Einsturz bringen könne. Man prüft auch die Möglichkeit, dass der IS Zivilisten absichtlich als menschliche Schutzschilde genutzt oder die US-Truppen absichtlich zu einem Angriff provoziert habe. Eine andere Möglichkeit sei, dass die Terrormiliz das Gebäude mit Sprengsätzen versehen habe.

Das irakische Verteidigungsministerium gab dem IS die Schuld für die vielen zivilen Opfer. Sprecher Yahya Rasul sagte, ein mit Sprengsätzen beladener Tanklaster sei auf Regierungstruppen zugefahren und durch den Luftangriff zerstört worden. Durch die daraus folgende Explosion seien etliche Gebäude beschädigt worden, darunter auch das Haus, in dem der IS rund 130 Zivilisten zusammengetrieben habe.

Als gesichert gilt bislang nur, dass infolge einer gewaltigen Explosion im Westen der Metropole am 17. März verschiedenen Berichten zufolge rund 140 Menschen ums Leben gekommen sind. Andere Quellen berichten von deutlich mehr Opfern. Von unabhängiger Seite konnten die Angaben nicht überprüft werden.

Vor Townsends Stellungnahme hatte die Uno die US-geführte Anti-IS-Koalition aufgefordert, beim Kampf gegen die Terrororganisation zivile Opfer möglichst zu vermeiden. Die Bombardierung von IS-Stellungen in dicht besiedelten Gebieten Mossuls gerate schnell zu einer tödlichen Falle für die Zivilisten, sagte der Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein. Bei dem Kampf um den Westteil der Stadt, in dem sich noch rund 400.000 Menschen aufhalten sollen, seien seit Beginn der Offensive Mitte Februar mindestens 307 Menschen ums Leben gekommen. Weitere 270 wurden verletzt.

Der "Islamische Staat" missbrauche laut Vereinten Nationen immer mehr Einwohner als lebende Schutzschilde. "Das verletzt die einfachsten Grundnormen des menschlichen Anstands und der Moral", so Said. Die Terrormiliz treibt nach Erkenntnissen der Uno Zivilisten in Häusern mit Sprengstofffallen zusammen. Bei Fluchtversuchen würden sie von den Terroristen erschossen. Die irakische Armee und die US-geführten Alliierten müssten auf das Vorgehen des IS reagieren, sagte der Hochkommissar. Denn die Attacken der Streitkräfte forderten immer häufiger auch zivile Opfer.

Verschiedene Kritiker, darunter Amnesty International, werfen der neuen US-Regierung vor, die Luftangriffe verschärft zu haben und weniger Rücksicht auf Zivilisten zu nehmen.

Nicht nur im Irak steigt seit Trumps Amtseinführung die Zahl der zivilen Opfer bei US-Luftangriffen. In Syrien hat sich ihre Zahl seit Januar vervielfacht. Trump hatte wenige Tage nach seinem Einzug ins Weiße Haus das US-Militär aufgefordert, die Kriterien bei der Auswahl der Ziele von Luftangriffen zu überdenken. So wie nun Townsend haben die Streitkräfte jedoch stets dementiert, die Sicherheitsmaßnahmen gelockert zu haben.

Quelle : spiegel.de

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