Mexikanischer Richter suspendiert

  30 März 2017    Gelesen: 734
Mexikanischer Richter suspendiert
Ein mutmaßlicher Vergewaltiger wird nicht zur Rechenschaft gezogen, weil der Übergriff ihn sexuell nicht befriedigte: Dieses Urteil hat in Mexiko Empörung ausgelöst - und den Richter vorerst um seinen Job gebracht.
Ein Aufsichtsgremium für Bundesrichter in Mexiko hat einen Richter suspendiert, der ein höchst umstrittenes Urteil gefällt hat. Anuar González hatte Missbrauchsvorwürfe gegen einen jungen Mann mit der Begründung zurückgewiesen, ein "zufälliges Reiben" könne nicht als sexuelle Handlung aufgefasst werden, wenn es keine Absicht gegeben habe, ein sexuelles Verlangen zu befriedigen. Zudem sei das Opfer nicht wehrlos gewesen, weil die 17-Jährige sich vom Angeklagten habe entfernen können.

Daran gibt es allerdings erhebliche Zweifel: Es gilt als unstrittig, dass er mit drei mutmaßlichen Mittätern Anfang 2015 nach einer Silvesterparty dem Mädchen das Handy abnahm und es mit Gewalt in ein Auto zwang.

Konkret wurde dem jungen Mann vorgeworfen, das Mädchen an den Brüsten berührt und sie mit den Fingern penetriert zu haben. Die junge Frau hat ausgesagt, insgesamt vier junge Männer hätten sich im Auto an ihr vergangen. Danach sei sie in einem Haus vergewaltigt worden.

Das Aufsichtsgremium ist eine Art Aufsichtsbehörde für Mexikos Bundesgerichte. Es ist mexikanischen Gesetzen zufolge damit betraut, die Unabhängigkeit der Gerichte zu wahren und sicherzustellen, dass Richter unvoreingenommen und fair handeln. Man habe eine Untersuchung seines beruflichen Verhaltens angeordnet, teilte das Gremium mit. Das Urteil werde von einem anderen Gericht überprüft. Bis zum Abschluss der Überprüfung bleibe der Angeklagte in Haft.

Eine Frauenrechtlerin bezeichnete das Urteil als verheerend. Der Richter stelle damit klar, dass eine Berührung ohne beiderseitiges Einverständnis kein Missbrauch sei. Von der Staatsanwaltschaft im Bundesstaat Veracruz hieß es, man sei mit dem Urteil überhaupt nicht einverstanden und werde es anfechten. Damit liegt die Anklagebehörde auf einer Linie mit vielen Bürgern, die das Urteil als skandalös empfinden.

Sie sehen es als ein weiteres Beispiel für eine Justiz, in der Reiche anders behandelt werden als der Rest der Gesellschft. Der junge Mann namens Diego Cruz stammt wie seine drei mutmaßlichen Mittäter aus einer wohlhabenden Familie.

Die Männer streiten jegliches Fehlverhalten ab.

Quelle : spiegel.de

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