Wie Belgien zum “Stützpunkt für Dschihadisten“ wurde

  17 November 2015    Gelesen: 522
Wie Belgien zum “Stützpunkt für Dschihadisten“ wurde
Belgien sagt das Freundschaftsspiel gegen Spanien ab und erhöht seine Terrorwarnstufe: Demnach ist ein Angriff möglich oder wahrscheinlich. Nach dem Terror von Paris führen viele Spuren nach Belgien. Brüssels Stadtteil Molenbeek ist zur Drehscheibe der Terroristen geworden - auch wegen politischer Fehler.
Ihr Bezirk sei ein "Nährboden für Gewalt", sagt die Bürgermeisterin von Molenbeek, Françoise Scheepmans. Sie spricht von der hohen Arbeitslosigkeit in dem Brüsseler Stadtteil, von den vielen arabischer Einwandererfamilien, von der Perspektivlosigkeit vieler Jugendlicher, die Zuflucht finden im radikalen Islamismus. Immer wieder führten in den vergangenen Jahren bei Anschlägen von Islamisten Spuren in das Viertel der belgischen Hauptstadt. Rund 90.000 Einwohner zählt Molenbeek, in einzelnen Gebieten sind sie zu 80 Prozent Moslems. Der einstige Industriebezirk ist so etwas wie die Operationsbasis für radikale Muslime geworden. Doch was unterscheidet Molenbeek von Hunderten ähnlicher Stadtbezirke in Europa?
Drei Gründe sprechen für Molenbeek als Stützpunkt für Islamisten

Der Stadtteil mit einer Arbeitslosenquote von 37 Prozent unter jungen Menschen ist nicht nur Heimat der militanten Islamisten unter den rund einer halben Million belgischen Moslems. Auch französische Islamisten tauchen dort unter, um Anschläge zu planen und vorzubereiten, bevor sie in Frankreich zuschlagen.
Experten sehen dafür vor allem drei Gründe:
- Die belgischen Sicherheitsbehörden leiden unter der starken Dezentralisierung und den Spannungen zwischen den Französisch oder Flämisch sprechenden Landesteilen.
- Das Land stand lange Zeit offen für fundamentalistische Prediger aus den Golf-Staaten.
- Es gibt einen florierenden Schwarzmarkt für Schnellfeuergewehre, wie sie in Paris verwendet wurden.
Experte: Föderalismus Vorteil für Terroristen
"Belgien ist ein föderaler Staat, und das ist für Terroristen immer ein Vorteil", sagt Edwin Bakker vom Zentrum für Terrorismusforschung an der niederländischen Universität Leiden. Die vielen Verwaltungsebenen erschwerten den Informationsfluss zwischen den Ermittlern. In den Niederlanden etwa sei es viel schwerer, vom Radar der Behörden allein dadurch zu verschwinden, dass man sich nur zehn Kilometer weiterbewege.

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