Robert Lewandowski hat ein ziemlich gewöhnliches Spiel gemacht. So hat es Trainer Carlo Ancelotti gesehen. "Robert hat das gemacht, was er normalerweise tut. Er hat drei Tore geschossen und zwei vorbereitet. Was soll ich mehr über ihn sagen?" Für jeden gewöhnlichen Fußballer wäre dieses Leistungsurteil ein Grund zum, Pardon, Kotzen. Das wohl letzte und klarste Indiz für unsachliches Mobbing. Wie können fünf Scorerpunkte – zusammengebracht am 26. Spieltag im bayrischen Bundesliga-Derby gegen den FC Augsburg (Endstand 6:0) - gewöhnlich sein? Nun, sie sind es nicht. Das weiß freilich auch der alte Fahrensmann "Coach Carlo". Aber er weiß eben auch, dass Robert Lewandowski alles andere als gewöhnlich ist. Ein Torjäger wie ihn der glorreiche FC Bayern mit Gerd Müller wohl nur einmal in seiner Vereinsgeschichte hatte. Weltklasse, dass ist im Fall Lewandowski, halt Normalität.
Das gilt auch für Lewandowskis wichtigsten Zuarbeiter, den spanischen Qualitäts-Quadratlatsch Thiago. Der war ja einst von Josep Guardiola aus Barcelona nach München gelotst worden und sollte dort zum Spitzenregisseur aufsteigen. Das hat geklappt, allerdings so richtig erst in der Nach-Pep-Ära. Denn erst in dieser Saison ist der kleine Spanier verletzungsfrei und sorgt für Geniestreiche im Dutzend. Gegen den FC Augsburg spielte er einmal mehr so pfiffig, intelligent und begeisternd, dass er bei seiner Auswechslung einen deutlich zu vernehmenden Sonderapplaus in der Arena bekam – alles andere als alltäglich. Weltklasse wird in München manchmal eben auch honoriert, aber vor allem akzeptiert. Von Coach Carlo gab's spröde die rechte Hand gereicht und einen Klaps auf den Rücken. Normalität.
2. RB Leipzig ist bei Saisonziele uneinig
Und jetzt, ab in die Champions League, sagte RB-Sportdirektor Ralf Rangnick nach erfolgreich absolviertem Spieltag so offensiv wie nie zuvor. Sinnloses Gerede findet Trainer Ralph Hasenhüttl. "Ich brauche das nicht. Wir als Mannschaft brauchen das nicht. Dieses große übergeordnete Ziel ist für uns nicht wichtig, weil wir es sowieso nicht beeinflussen können." Nun, das ist freilich nicht ganz richtig. Denn rein sportlich haben die Sachsen es als noch (mehr siehe unten) Tabellenzweiter voll in der eigenen Verantwortung, wohin der Weg führt. Und sind wir mal ehrlich: Niemand glaubt wohl ernsthaft noch daran, dass der Aufsteiger in der kommenden Saison nicht in der Königsklasse spielt oder sich zumindest über Ligaplatz vier dafür qualifizieren kann - trotz gerade erst gegen Darmstadt mühsam überwundener Mini-Krise. Doch bevor jetzt der Vorwurf kommt, wir würden künstlich Missstimmung erzeugen, zitieren wir nochmal Ralph Hasenhüttl. Der sagt nämlich auch: "Wir haben nie gesagt, dass wir das nicht verteidigen wollen, was wir erreicht haben." Wir halten einfach mal fest: Rumeiern können sie in Leipzig auch ganz gut.
3. Aubameyang ist kindisch
So, der Herr Pierre-Emerick Aubameyang hat nach seinem Tor im Derby gegen Schalke (1:1) mal wieder mit Maske gejubelt. Die sah blöderweise so aus, wie die, die er als Heros "Masked Finisher" in seinem neuen Werbevideo von Privatsponsor Nike trägt. Das wiederum ist doof, weil sein Klub, der BVB, von Puma ausgerüstet wird. Dass das Ärger gibt, müssen wir an dieser Stelle nicht erwähnen. Obwohl, vielleicht doch. Denn Herr Aubameyang fühlt sich echt ungerecht behandelt – von diversen bösen Attacken auf allen Kanälen. Deshalb twitterte er noch am Abend nach dem Revierschlager: "Ich arrogant? Ach kommt Leute, das ist meine Art zu leben! Das ist meine Welt. Ich bin wie ein Kind, das es genießt, Fußball zu spielen." Okay, okay, keine Widerrede – wäre da nicht der 4. März gewesen, das Spektakel-Spiel des BVB gegen Leverkusen und ein roter "Swoosh"-Pfeil im Haar des Torjägers. Das Markenzeichen seines Sponsors Nike. Schon damals waren die Dortmunder Kluboberen einigermaßen zornig. Aubameyang, ein Kind? Wohl eher: Aubameyang, ein Schlingel. Ein torgefährlicher indes.
4. Guter Fußball wird zur Qual
Was bedeutet es, wenn der SV Darmstadt über sich selbst sagt, er habe bei der 0:4-Niederlage gegen RB Leipzig eines seiner besten Auswärtsspiele gemacht? Nun, es bedeutet, dass die "Lilien" Tabellenletzter in der Bundesliga sein müssen. Und das sind sie auch. Ein bisschen unfair ist das eigentlich schon. Denn die Darmstädter spielen tatsächlich seit Wochen einen sehr ordentlichen Fußball. Das Problem: ihre Torphobie. Gab's in der Hinrunde eher keine Chancen, gibt's nun fast zu viele Möglichkeiten. Nur die Art und Weise mit deren Umgang ist den Hessen offenbar so fremd, wie der SG Boelerheide die Champions League. Während sich Bayerns Lewandowski frei vor dem Tor cool die Ecke aussucht und BVB-Torjäger Aubameyang noch fix seine Maskenwahl durchdenkt, dürfte sich der innere Monolog eines frei vor dem gegnerischen Torwart auftauchenden "Lilien"-Angreifers in etwa so anhören: "Kacke, kacke, was mache ich denn jetzt. Oh, vorbei. Gott sei Dank." Trainer Torsten Frings, in seiner Profikarriere erst Angreifer und dann Abräumer, lässt das gewohnt phrasisch verzweifeln: "Wenn du das ganze Jahr über keine Tore schießt, dann wird es schwierig, genügend Punkte zu sammeln, um die Klasse zu halten. Ich kam mir vor, als wenn da eine versteckte Kamera ist." Nun, ob Kurt Felix oder seine Erben möglicherweise wirklich wirkten, wir wissen es nicht. Wir vermuten eher, dass die Fußball-Philosophen Ailton "so's Fußball" und Andreas Brehme "haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß" mit ihren Weisheiten Recht haben.
5. Super-Serien schützen nicht vor Abstiegskampf
Am 18. Februar erwackelte sich Alexander Nouri beim 2:1-Sieg in Mainz den Fortbestand seiner Trainer-Anstellung beim SV Werder Bremen. Seither sind fünf weitere Ligaspiele vergangen. Die Bilanz: 16 von 18 möglichen Zählern, die Punkteausbeute der Saison exakt verdoppelt. Und nun? Nach wie vor Abstiegskampf, drei Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang. Aber Selbstvertrauen! Den aktuell größten Input dafür liefert Winter-Neuzugang Thomas Delaney. Beim 5:2-Auswärtssieg in Freiburg gelangen ihm drei Tore. Es war der erste Dreierpack eines Dänen in der Bundesliga seit dem ehemaligen Schalker Ebbe Sand im April 2001. Ein persönlicher Erfolg, der Delaney durchaus glücklich machte. "In der ersten Hälfte habe ich nicht einmal gut gespielt. Und am Ende war das wohl der großartigste Tag in meinem bisherigen Fußballer-Leben. Ich muss jetzt erst einmal schauen, ob mein Wikipedia-Eintrag auf dem neuesten Stand ist." War er, bei Bremen die gute Laune zurück und bei manch einem Fan an der Weser das Thema Europa plötzlich wieder mehr als fiebriger Traum. Aber: „Die Europa League ist überhaupt kein Thema für uns. Wir fighten weiterhin für den Klassenerhalt", sagt Nouri. Dabei sind's nur gerade einmal fünf Punkte Rückstand. Verrückte Welt.
6. Die Nagelsmänner hält nix auf
Der Super-Aufsteiger aus Leipzig oder der unkonstante schwarzgelbe Kindergarten - wer wird Vizemeister? Unsere Antwort ist: 1899 Hoffenheim. Die lassen sich nämlich von nichts und niemandem beirren. Nicht von immer wildwüchsigeren Lobhudeleien auf ihren Trainer, nicht von abwandernden Stars zum FC Bayern und schon gar nicht von Rückständen oder abgeknickten Fingern wie beim 3:1 zum Start des Spieltags in Berlin. Entsprechend groß ist das Selbstvertrauen der Kraichgauer vor dem Liga-Knaller und Vizemeister-Gradmesser-Duell gegen den Rekordmeister (Dienstag, 20 Uhr im n-tv.de-Liveticker): "Das wird ein spannendes Spiel. Wir werden mutig sein", erklärte Nagelsmann. Schon im Hinspiel habe es seine Mannschaft schließlich bis zur 60. Minute gut gemacht, "aber", so räumte er ein, "man muss hoffen, dass die Bayern keinen Sahnetag haben". Einen Sahnetag erwischten die Hoffenheimer indes gegen die Hertha und steuern mit acht Punkten Vorsprung auf Platz fünf der Champions League entgegen. "Keiner wird bei uns in Tränen ausbrechen, wenn es so kommt", sagte Nagelsmann. Es wäre ebenso eine Premiere wie die Vizemeisterschaft.
Quelle: n-tv.de
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