Bericht über 58 Tote durch Giftgas in Syrien

  04 April 2017    Gelesen: 878
Bericht über 58 Tote durch Giftgas in Syrien
Im syrischen Chan Sheikhoun kommen am Morgen bei einem Luftangriff Dutzende Zivilisten um - nach Berichten von Aktivisten und Ärzten weisen sie Symptome einer Gasvergiftung auf. Kurz darauf erfolgt ein zweiter perfider Angriff.
Nach einem mutmaßlichen Angriff mit Giftgas auf die Ortschaft Chan Scheichun ist das Krankenhaus beschossen worden, in dem die Opfer behandelt wurden. Wie ein AFP-Reporter aus Chan Scheichun berichtete, schlug eine Rakete am Eingang der Klinik ein und zerstörte Teile des Gebäudes. Im Inneren der Klinik kämpften Ärzte zu diesem Zeitpunkt um das Überleben zahlreicher Opfer des zuvor erfolgten Luftangriffs.

Der Reporter beobachtete, wie Ärzte wegen des Raketenangriffs zwischen den Trümmern die Flucht ergriffen. Ob es durch den Raketenbeschuss weitere Verletzte oder Tote gab, konnte er zunächst nicht feststellen.

Der vorangegangene Luftangriff war am Morgen bekannt worden, die Angaben der Beobachtungsstelle für Menschenrechte über die Zahl der Todesopfer stiegen rasch von 18 über 35 auf 58. Zuletzt wurde die Zahl der getöteten Kinder mit elf angegeben. Darüber hinaus gebe es dutzende Verletzte.

Die Beobachtungsstelle erklärte, die Überlebenden zeigten typische Symptome von Giftgas-Opfern wie Atemnot, Ohnmachtsanfälle, Übelkeit und Schaum vor dem Mund. Aufnahmen aus der Klinik zeigten Rettungskräfte der syrischen Weißhelme, die Verletzte mit Wasser abwuschen.

Laut Beobachtungsstelle war unklar, ob der Angriff von syrischen oder russischen Kampfjets geflogen wurde. Die Stelle äußerte sich nicht dazu, welches Gift bei dem Angriff eingesetzt wurde. Die Organisation, die den Rebellen nahesteht, stützt sich auf ein Netz von Informanten in Syrien. Von unabhängiger Seite sind ihre Angaben nur schwer zu überprüfen.

Die Provinz Idlib wird zu großen Teilen von einem Rebellenbündnis kontrolliert, das vom ehemaligen Al-Kaida-Ableger Al-Nusra-Front angeführt wird. Die Gruppe trägt mittlerweile den Namen Fateh al-Scham. Im Syrien-Konflikt haben sowohl die Regierung als auch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bereits Giftgas eingesetzt, wie eine Untersuchungskommission der UNO in einem Bericht festhielt.

Vorwürfe gegen Assad-Regime

Syriens Opposition rief den UN-Sicherheitsrat zu einer sofortigen Sitzung und Ermittlungen auf. Die in Istanbul ansässige Syrische Nationale Koalition forderte Maßnahmen, damit die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden. UN-Ermittler hatten Syriens Regierung im März vorgeworfen, in den vergangenen Monaten im Kampf um die Stadt Aleppo und andernorts Chlorgas eingesetzt zu haben. Ein Bericht der Untersuchungskommission des Menschenrechtsrates sprach von mindestens fünf Chlorgas-Angriffen regierungstreuer Kräfte seit Anfang dieses Jahres.

Bereits 2013 waren östlich der Hauptstadt Damaskus bei Angriffen mit Giftgas rund 1400 Menschen getötet worden. Die Opposition und der Westen machten dafür Syriens Regierung verantwortlich. Diese stimmte danach zu, alle Giftgasvorräte zu vernichten. Chlor fiel jedoch nicht unter das Verbot, weil es für zivile Zwecken benötigt wird.

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