Die Opfer des Luftangriffs, der am Dienstagmorgen die von Rebellen und Dschihadisten kontrollierte Kleinstadt in der Provinz Idlib traf, wiesen typische Symptome von Angriffen mit Chemiewaffen auf: Viele hatten verengte Pupillen, Schaum vor dem Mund und Krämpfe. Ein AFP-Reporter sah leblose Körper auf der Straße liegen und Verletzte, die unter Atemnot und Krämpfen litten.
Um welches Giftgas handelte es sich?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass ein Nervenkampfstoff freigesetzt wurde. Wie die WHO mitteilte, deuten die Symptome bei einigen Opfern auf den Einsatz "phosphororganischer Chemikalien" hin, zu denen auch die sogenannten Nervenkampfstoffe gehören. Für den Einsatz von Chemiewaffen spricht nach Angaben der WHO auch, dass die Opfer keine äußerlichen Verletzungen aufwiesen. Die häufigste Todesursache sei akute Atemnot gewesen.
Wer ist verantwortlich?
Die syrische Exilopposition ebenso wie die USA, Frankreich und Großbritannien machen die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad verantwortlich. UN-Generalsekretär Antonio Guterres äußerte sich zurückhaltender. Die Regierung in Damaskus bestritt, Chemiewaffen in Khan Scheichun eingesetzt zu haben. Ihr Verbündeter Russland erklärte, die syrische Luftwaffe habe ein Lager der Rebellen für "Giftstoffe" getroffen, die daraufhin freigesetzt worden seien.
Was sind die Reaktionen?
Die USA, Frankreich und Großbritannien wollen an diesem Mittwoch bei einer Sondersitzung eine Resolution in den UN-Sicherheitsrat einbringen, der den Angriff verurteilt und rasche Ermittlungen fordert. Es wird aber befürchtet, dass Russland sein Veto einlegt, wie zuletzt bei einer UN-Resolution Ende Februar, die Sanktionen gegen die syrische Regierung wegen des Einsatzes von Chemiewaffen vorgesehen hatte.
Gab es vorher ähnliche Angriffe?
Aus Syrien wurden in den vergangenen Jahren immer wieder Angriffe mit Giftgas gemeldet. Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) ermittelt derzeit zu acht Fällen, bei denen seit Anfang des Jahres Giftgas eingesetzt worden sein soll. Im Oktober kamen UN-Ermittlungen zu dem Schluss, dass die Regierungstruppen im März 2015 in der Provinz Idlib einen Giftstoff wie Chlorgas einsetzte. Damaskus wies die Vorwürfe immer wieder zurück.
Sollte Syrien nicht alles Giftgas zerstören?
Assad hatte im September 2013 zugesagt, sämtliche Chemiewaffen im Land zu zerstören, nachdem die USA mit Luftangriffen gedroht hatten. Grund dafür war ein Sarin-Angriff auf die Rebellengebiete in Ost-Ghuta bei Damaskus, bei denen nach US-Angaben mehr als 1400 Menschen getötet worden waren. Russland vermittelte daraufhin eine Vereinbarung, die vorsah, dass alle Chemiewaffen außer Landes gebracht und dort zerstört werden.
Warum gibt es dann noch Chemiewaffen?
Unter Aufsicht der OPCW wurden bis Januar 2016 alle offiziell deklarierten Chemiewaffen auf einem Spezialschiff im Mittelmeer unschädlich gemacht. Ein Teil der Reststoffe wurde in einer Spezialanlage in Deutschland entsorgt. Allerdings fiel Chlorgas, das vielfach in der Industrie eingesetzt wird, nicht unter die Vereinbarung. Zudem wird die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) von der OPCW verdächtigt, selbst Senfgas hergestellt und eingesetzt zu haben.
Quelle: n-tv.de , nsc/AFP
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