Syrien bestätigt mehrere Tote in Al-Schairat

  07 April 2017    Gelesen: 681
Syrien bestätigt mehrere Tote in Al-Schairat
Beim nächtlichen US-Luftangriff auf eine Militärbasis in Syrien kommen mehrere Menschen ums Leben. Das syrische Militär spricht von sechs Toten. Auch ein General soll unter den Opfern sein.

Bei dem US-Angriff auf einen Militärstützpunkt in Syrien sind nach syrischen Regierungsangaben mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen. Bei den Toten handele es sich um drei Armeeangehörige und mehrere Zivilisten, sagte der Gouverneur der Provinz Homs, Talal Barasi. Sieben weitere Menschen erlitten Verletzungen, darunter auch Verbrennungen.

Die syrische Armee spricht von einer "eklatanten Aggression". Als Reaktion auf den Angriff halte man an dem Ziel fest, den "Terrorismus zu zerstören" und "Frieden und Sicherheit für ganz Syrien" wiederherzustellen, hieß es in einer Stellungnahme.

Zwei US-Kriegsschiffe hatten in der Nacht gegen 4.40 Uhr Ortszeit (3.40 Uhr MESZ) vom östlichen Mittelmeer aus insgesamt 59 Marschflugkörper vom Typ "Tomahawk" Richtung Syrien abgefeuert. Ziel des US-Luftschlags war die Basis der syrischen Luftwaffe Al-Schairat, die der Ausgangspunkt des Giftgasangriffs auf die von Rebellen kontrollierte Stadt Chan Scheichun gewesen sein soll.

Der Angriff richtete sich US-Angaben zufolge gegen dort stationiertes Material und Einrichtungen des syrischen Militärs. Ziel waren "Flugzeuge, Hangars, Treibstofflager, Munitionsbunker, Luftabwehrsysteme und Radaranlagen", wie das US-Verteidigungsministerium mitteilte. Getroffen worden seien ersten Informationen von Augenzeugen zufolge auch die beiden Start- und Landebahnen des Flughafens.

Auf dem Stützpunkt seien mehrere Feuer ausgebrochen, die noch nicht unter Kontrolle seien, bestätigte Gouverneur Barasi. Der Militärflughafen sei fast vollständig zerstört, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die sich auf Informationen von Beobachtern vor Ort beruft. Unter den Toten sei auch ein General, erklärten die Aktivisten. Das syrische Militär bestätigte diese Angaben nicht.

Halbe Tonne Sprengstoff pro Rakete

Abgefeuert wurden die Raketen US-Angaben zufolge von den beiden Kriegsschiffen "USS Porter" und "USS Ross". Die beiden Lenkwaffenzerstörer der Arleigh-Burke-Klasse sind seit längerem im östlichen Mittelmeer stationiert. Bei den abgefeuerten Geschossen handelt es sich um überschallschnelle, rund eineinhalb Tonnen schwere Marschflugkörper, die je nach Version bis zu 500 Kilogramm Sprengstoff GPS-gesteuert ins Ziel tragen. Das Pentagon spricht von "Tomahawk Land Attack Missiles" (TLAMs).

Das US-Verteidigungsministerium veröffentlichte parallel zu dem Angriff Material, das die Rolle des syrischen Stützpunkts bei dem Giftgasangriff auf Chan Scheichun belegen soll. Anhand der Flugbewegungen in der Region lässt sich demnach die Flugroute nachzeichnen, über die der Angriff auf Chan Scheichun erfolgte.

Ziel: Assads Luftwaffe

Die Präzisionsschläge dürften Beobachtern zufolge einen der wichtigsten Stützpunkte der syrischen Luftwaffe in der Region für längere Zeit unbrauchbar gemacht haben. Die Kapazitäten der regimetreuen Kräfte seien nach mehreren Jahren Dauereinsatz ohnehin schon stark beschränkt gewesen.

Der Verlust einer großen Zahl weiterer Maschinen sei für die syrische Luftwaffe ein "massiver" Schlag, erklärte Syrien-Analyst Neil Hauer vom kanadischen Analysehaus SecDev - auch im Hinblick auf etwaige Luftangriffe auf Rebellen.

Russen vor Ort?

Mit dem Luftangriff in Syrien wagt sich das US-Militär in heikles Terrain vor. US-Medienberichten zufolge sind auf dem Stützpunkt auch Einheiten der russischen Streitkräfte in Syrien stationiert. Das US-Außenministerium bestätigte, dass die russische Seite von den Angriffsplänen vorab informiert wurde. Bei der Einsatzplanung seien Vorsichtsmaßnahmen getroffen worden, um die "Risiken für russisches oder syrisches Personal vor Ort zu minimieren", hieß es aus dem Pentagon. Früheren Angaben zufolge nutzt Russland Al-Schairat auch als Basis für eigene Hubschrauber.

Vertreter der syrischen Regierung warfen den USA vor, mit der Bombardierung unterstützten sie Extremisten wie die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). "Dieser Angriff hilft ohne Zweifel den terroristischen Gruppen wie Daesh und schwächt die syrischen Kräfte in ihrem Kampf gegen diese", sagte Gouverneur Barasi. Daesh ist die arabische Abkürzung für den IS. Syriens Regierungskräfte bekämpfen östlich des Flugplatzes unter anderem auch IS-Anhänger.


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