Obamas erster Auftritt als Ex-Präsident

  25 April 2017    Gelesen: 1424
Obamas erster Auftritt als Ex-Präsident
Drei Monate machte er Pause, jetzt hat sich Barack Obama mit einem Auftritt vor Studenten zurückgemeldet. Der Ex-Präsident forderte junge Leute auf, sich aktiv an Politik zu beteiligen - auf Trump ging er nur indirekt ein.
Keine Krawatte, kein Rednerpult oder Teleprompter, stattdessen genügten ein paar Stühle und ein Kaffeebecher: Ex-Präsident Barack Obama meldet sich nach seinem Abschied aus dem Weißen Haus offiziell zurück - in ziemlich ungezwungenem Rahmen.

Am Montag diskutierte Obama an der Universität in Chicago mit Studenten, College-Absolventen und Oberstufenschülern über Karrieren in der Politik, gesellschaftliche Probleme und seine eigenen Ziele außerhalb des Präsidentenamts.

Zum Auftakt des Termins ermunterte er junge Menschen im ganzen Land, politische Verantwortung zu übernehmen. Die wichtigste Sache, die er jetzt tun könne, sei, die nächste Generation von Führungskräften zu fördern, sagte Obama.

Er wolle junge Menschen "ermutigen, die Herausforderung anzunehmen, tatsächlich etwas verändern zu wollen", sagte er in Chicago. Es gebe eine Menge zu tun, vom Klimawandel über wirtschaftliche Veränderungen bis hin zu sozialer Ungerechtigkeit oder Unterdrückung von Minderheiten. "All diese Probleme sind ernst. Aber sie sind nicht unlösbar", so Obama.

Weitere wichtige Aussagen und Szenen im Überblick:

Obama beklagte eine wachsende Spaltung in den USA. Auf der persönlichen Ebene gebe es "immer noch mehr, was die Amerikaner vereint, als dass sie etwas trennt", Doch bei Themen wie Wirtschaft, Immigration oder Globalisierung seien die Fronten verhärtet.

Donald Trump erwähnte Obama nicht namentlich, auch nicht im Zusammenhang mit der Gesundheitsreform Obamacare, die Trump rückgängig machen will. Es gab aber einige Sätze, die man durchaus als Anspielung in Richtung Washington verstehen konnte. "Ich bleibe immer optimistisch. Auch wenn es manchmal so aussieht, als ob die Dinge in die falsche Richtung laufen", sagte er. Beim Thema Einwanderung sei aktuell "kaum eine gesunde Debatte möglich", fügte er hinzu. Trump will an der Grenze zu Mexiko eine Mauer bauen, um illegale Einwanderung einzudämmen.

Obama gab seinem überwiegend jungem Publikum Alltagstipps: "Ich würde euch raten, vorsichtig mit Selfies und anderen Online-Fotos zu sein. Gäbe es von allem aus meiner Highschool-Zeit Bilder, wäre ich nie US-Präsident geworden."

"Kümmere dich weniger darum, was du sein willst, sondern mehr darum, was du konkret tun und verändern willst", gab er seinen Zuhörern mit auf den Weg. "Man kann natürlich Senator, Kongressabgeordneter oder reich sein wollen. Aber viele Menschen jagen diesem Ziel hinterher, und wissen dann überhaupt nicht, was sie damit anfangen wollen."

Ein paar Mal löste Obama Lacher aus. Eine Teilnehmerin bemerkte, dass der Diskurs über Soziale Medien häufig darin bestünde, schlagartig Argumente auszutauschen, anstatt einander zuzuhören. Da warf Obama ein: "Genau wie in einer Ehe". Später erwähnte ein Teilnehmer, dass er bei Obamas erster Wahl zum US-Präsidenten in der achten Klasse war. "Darf ich sagen: Ich bin echt alt", sagte Obama.

"Das war eine sichere Nummer, ein sehr sanfter Einstieg ins Comeback" kommentierte CNN. Tatsächlich wirkte Obama entspannt. In den vergangenen Monaten hatte man ihn nur sporadisch in der Öffentlichkeit gesehen: beim Kaffeeholen im Starbucks, beim Kitesurfen, beim Fotografieren seiner Frau Michelle Obama auf einer Superyacht.

Beide schreiben an ihren Memoiren und sollen dafür Berichten zufolge ein Honorar von 65 Millionen US-Dollar bekommen. Ihren Wohnsitz haben die Obamas weiterhin in Washington, wo die jüngste Tochter Sasha noch zur Schule geht.

Sein Auftritt in Chicago gilt als Auftakt zu einem neuen Karriere-Abschnitt als Elder Statesman und Berater. Im Mai sind mehrere Termine in der Öffentlichkeit geplant. Unter anderem nimmt Obama am Evangelischen Kirchentag in Deutschland teil und wird auch Angela Merkel treffen.

Unklar ist, welche Rolle Obama langfristig für die US-Demokraten übernehmen wird. Nach der Niederlage gegen Donald Trump fehlt es den Demokraten an neuen, charismatischen und bekannten Führungspersonen.

Quelle : spiegel.de

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