In Nordkorea wird das Benzin knapp

  28 April 2017    Gelesen: 876
In Nordkorea wird das Benzin knapp
In Pjöngjang stellen einige Tankstellen offenbar den Benzinverkauf ein. Andere erhöhen den Preis drastisch. Gleichzeitig veröffentlicht das Regime eine Hasstirade auf seinen letzten Verbündeten China.
In Nordkorea wird das Benzin knapp. Das berichten mehrere chinesische und westliche Medien unter Berufung auf Beobachtungen aus der Hauptstadt Pjöngjang. Demzufolge haben einige Tankstellen geschlossen, andere rationierten den Benzinverkauf. Gleichzeitig hoben sie die Preise stark an. Die Berichte lösten Spekulationen aus, dass China im Streit über wiederholte Verstöße gegen UN-Resolutionen durch Nordkorea ein Ölembargo verhängt haben könnte.

Wie unter anderem die Nachrichtenagentur AP berichtet, stieg der Benzinpreis in Pjöngjang seit vergangener Woche von umgerechnet weniger als 80 US-Cent auf etwa 1,40 Dollar. An vielen Tankstellen bildeten sich Schlangen. Manche beschränkten ihren Verkauf auf Fahrzeuge internationaler Organisationen und Diplomaten, berichtet die chinesische "Global Times". Derartige Beschränkungen habe es in Nordkorea bislang nie gegeben. Erst in den vergangenen Jahren ist die Zahl privater PKW im Land stark gestiegen, und zahlreiche Tankstellen wurden eröffnet.

Von offizieller Seite gibt es bislang keine Begründung für die Benzinknappheit. Doch laut der Pekinger "Global Times" machen Gerüchte die Runde, China sei für die Knappheit verantwortlich. Seit Wochen drängt US-Präsident Donald Trump die Führung in Peking darauf, größeren Druck auf Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un auszuüben. Doch trotz deutlicher Kritik Chinas an den jüngsten nordkoreanischen Raketentests, hatte Peking immer wieder vor Eskalation des Konflikts gewarnt und deshalb bisher keine Strafmaßnahmen verkündet.

Peking "tanzt nach der Pfeife der USA"

Nordkorea importiert – bis auf eine kleine Menge aus Russland – nahezu sein gesamtes Öl und Benzin aus China. Die Treibstoffversorgung zu kappen, gilt als eine der schwersten Sanktionen, die China gegen Nordkorea verhängen könnte. Peking hat dies schon einmal 2003 nach einem nordkoreanischen Raketentest für einige Tage getan. Offiziell war damals von einem Schaden an der Pipeline zwischen beiden Ländern die Rede. US-Medienberichten hatten US-Regierungsvertreter gegenüber Peking ausdrücklich auch ein Ölembargo gegen Nordkorea ins Spiel gebracht.

Da Nordkoreas Wirtschaft fast vollständig staatlich gelenkt wird, sind die Tankstellen einer der wenigen Orte an denen eine Krise bei der Ölversorgung unmittelbar sichtbar würde. Sollte China tatsächlich ein Embargo verhängt haben, dürfte dies zumindest mittelfristig auch die Staatsbetriebe und das Militär hart treffen. Wie groß Nordkoreas strategische Öl- und Benzinreserven sind, ist nicht bekannt. Eine eigene Ölförderung gibt es nicht in den Land.

Spekulationen über Chinas Rolle bei der Benzinknappheit wurden auch durch die staatliche Zentrale Koreanische Nachrichtenagentur angeheizt. Kurz nachdem der Verkauf an Pjöngjangs Tankstellen beschränkt wurde, verbreitete die Agentur eine ungewöhnliche scharfe Drohung gegen China. Ohne das Nachbarland beim Namen zu nennen, kritisierte sie "ein Land um die DPRK (Nordkoreas offizieller Name: Demokratische Volksrepublik Korea) herum", das "nach der Pfeife der USA tanzt". Damit könne es vielleicht Applaus im Westen ernten, aber es solle sich auf "katastrophale Konsequenzen" gefasst machen. In diesem Zusammenhang erwähnte der Kommentator ausdrücklich auch Nordkoreas "nukleare Abschreckung".

Quelle: n-tv.de , mbo

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