Seine Rückkehr nach Kabul beobachten viele mit schwerem Herzen. In den 1980er Jahren war er der von den USA und Saudi-Arabien bestfinanzierte Anführer der sogenannten Mudschaheddin-Kämpfer gegen die sowjetische Besatzung in Afghanistan. Dass er als islamistischer Hardliner galt, der im Verdacht stand, Widersacher und Andersdenkende wie Frauenrechtsaktivisten oder Monarchisten reihenweise ermorden zu lassen, schien seine internationalen Geldgeber nicht zu stören.
Im auf den Abzug der Sowjets folgenden Bürgerkrieg mit anderen Mudschaheddin um die Herrschaft in Kabul ließ Hekmatjar die Stadt wochenlang mit Raketen beschießen. Tausende Zivilisten starben. Das brachte ihm anhaltenden Hass und die Schimpfnamen "Schlächter von Kabul" und "Rocketjar" ein.
Später leitete Hekmatjar mit Hisb-e Islami die nach den Taliban zweitgrößte Widerstandsgruppe gegen die afghanische Regierung und internationale Truppen. Sein Sprecher erzählte 2010, Hisb-e Islami habe mehr als die Hälfte der Anschläge auf die Bundeswehr in jenen Jahren verübt. Allmählich schwand aber Hekmatjars Einfluss im afghanischen Krieg. Der wird heute vor allem von den radikalislamischen Taliban ausgefochten.
Friedensabkommen unterzeichnet
Nach mehr als sechsjährigen Verhandlungen unterzeichnete er im September 2016 ein Friedensabkommen. Das Friedensabkommen zwischen der afghanischen Regierung und Hekmatjars Miliz Hisb-e Islami sieht vor, dass die Gruppe ihren bewaffneten Aufstand beendet. Die Straffreiheit für Hekmatjar wird von Menschenrechtsgruppen und Hinterbliebenen der Opfer kritisiert. Nach der Machtübernahme der Taliban 1996 war Hekmatjar aus Afghanistan geflohen. Er soll sich in den vergangenen Jahren in Pakistan aufgehalten haben.
Beobachter erwarten nicht, dass der alte Herr sich nun in Kabul zur Ruhe setzen wird. Das Rechercheinstitut Afghanistan Analysts Network (AAN) beschreibt ihn in einer Analyse der Auswirkungen seiner Rückkehr als "charismatisch, absolutistisch und spaltend". In seinen Schriften verherrliche er sich gerne als nationaler Anführer und religiöse Autorität. Als überzeugter Paschtune, der die Marginalisierung seiner ethnischen Gruppe beklage, könne er Spannungen zwischen den vielen Ethnien und Parteien des Landes verstärken. Möglicherweise werde er ein hohes Amt anstreben.
Immerhin: In einer ersten öffentlichen Rede hat Hekmatjar in Ostafghanistan vergangene Woche über den Frieden gesprochen. Der Kampf der Taliban sei sinnlos und unrechtmäßig. "Die Afghanen sind die einzigen Opfer dieses Krieges", sagte er.
Quelle: n-tv.de , ghö/dpa/AFP
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