Detailliertere Informationen zum Zustand der Mädchen gab es kaum. Ein Sicherheitsvertreter der Stadt Banki sagte der Nachrichtenagentur AFP, manche der Mädchen wirkten abgemagert. "Eines der Mädchen hatte ein Baby bei sich, einen Jungen von unter zwei Jahren", fügte er hinzu. Auch frühere Freigelassene hatten bereits Kinder bei sich, die in der Geiselhaft gezeugt worden waren.
Zwei der Mädchen hätten Amputationen gehabt, sagte der Sicherheitsvertreter weiter. Eines habe bei einem Angriff der Armee auf einen Posten der Boko Haram ein Bein verloren, bei dem anderen habe eine Hand wegen einer Infektion amputiert werden müssen.
Mehr als 100 Mädchen werden weiterhin vermisst
In der Nacht zu Sonntag hatte das Büro von Nigerias Präsident Buhari die Freilassung der Schülerinnen bestätigt. In der offiziellen Mitteilung hieß es: "Nach langwierigen Verhandlungen haben unsere Sicherheitsdienste diese Mädchen zurückgeholt, im Austausch für einige von den Behörden festgehaltene Boko-Haram-Verdächtige." Aus Regierungskreisen hieß es am Sonntag, es seien im Austausch für die entführten Schülerinnen fünf Boko-Haram-Kommandeure freigelassen worden.
Buhari bedankte sich für die Unterstützung der Schweizer Regierung, des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz sowie nationaler und internationaler Nichtregierungsorganisationen. Neben Sicherheitskräften und dem Militär hätten auch sie zum Erfolg der Operation beigetragen.
Die Terrormiliz Boko Haram hatte im April 2014 276 Mädchen aus einer Schule in Chibok im instabilen Nordosten des Landes verschleppt. Etwa 50 von ihnen gelang kurz danach die Flucht. Zwischendurch konnten einige der verschleppten Mädchen vom Militär befreit oder durch Verhandlungen in Sicherheit gebracht werden. Nach Behördenangaben werden nach der jüngsten Befreiung noch 113 Schülerinnen vermisst.
Millionen Menschen sind auf der Flucht vor Boko Haram
Die entführten Schülerinnen sollen von Boko Haram zum Übertritt zum Islam genötigt und teils als Sexsklavinnen gehalten worden sein. Experten halten es auch für möglich, dass einige von ihnen zu Selbstmordanschlägen gezwungen wurden.
Die Entführung der Schülerinnen sorgte international für Entsetzen. Im Internet entwickelte sich rasch eine Solidaritätskampagne für die Freilassung der Mädchen. Viele Prominente, darunter die damalige US-First-Lady Michelle Obama, unterstützten die Kampagne "Bring Back Our Girls" (BBOG, Bringt unsere Mädchen zurück).
Boko Haram terrorisiert seit 2009 den Nordosten Nigerias. Die sunnitischen Fundamentalisten wollen dort und in den angrenzenden Gebieten der Nachbarstaaten Kamerun, Tschad und Niger einen sogenannten Gottesstaat errichten. Bei Anschlägen und Angriffen der Terrormiliz kamen seither mindestens 14.000 Menschen ums Leben. Die Gewalt trieb nach Angaben der Vereinten Nationen rund 2,7 Millionen Menschen in die Flucht. Zuletzt mussten die Extremisten militärische Niederlagen einstecken.
Quelle : spiegel.de
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