Silicon Germany – Deutsche Großkonzerne wollen Verfahren für Online-Identifikation entwickeln

  09 Mai 2017    Gelesen: 511
Silicon Germany – Deutsche Großkonzerne wollen Verfahren für Online-Identifikation entwickeln
Bislang dominieren vor allem US-Konzerne den Kampf um die Technologien der Zukunft. Nun wollen sich deutsche Großkonzerne zusammenschließen und mit einer gemeinsamen Daten-Plattform ins Rennen gehen. Die Zustimmung der Kartellbehörden steht noch aus.
Auch im deutschsprachigen Netz beherrschen die Platzhirsche aus dem Silicon Valley das Geschehen. Längst lässt sich das Google- oder Facebook-Konto auch zur Identifikation bei Drittanbietern nutzen. Damit sind die Multis auch Herrscher über Millionen von personenbezogenen Daten.

Mehrere deutsche Großkonzerne wollen der US-Dominanz nun mit einer übergreifenden Daten-Plattform ankämpfen. Mit dabei sind zunächst Deutschlands größter Versicherer Allianz, der Axel Springer Verlag, Daimler, die Deutsche Bank mit der Postbank sowie der Automobildienstleister Here.

Ziel des Konsortiums ist ein einheitlicher Zugang zu Online-Diensten. So soll der Kern des Angebots ein sogenannter Generalschlüssel in digitaler Form werden: In der Ankündigung heißt es:

Diesen können Kunden dann branchenübergreifend verwenden, um sich im Internet zu registrieren und zu identifizieren. Der Schlüssel soll höchste Standards bei Datensicherheit und Datenschutz gewährleisten.

Die Initiative hat große Ausbaupläne für die Zukunft. Unternehmen aus den Bereichen Handel, Luftfahrt und Telekommunikation sowie weiteren Branchen sollen kurzfristig als Partner gewonnen werden, hieß es. Erste Verhandlungen mit interessierten Firmen liefen bereits. Unter anderem hätten kürzlich Gespräche mit der Deutschen Telekom begonnen.

Auch die Entwicklung digitaler Zahlungs- und Finanzdienstleistungen sei mit der Plattform möglich. In einer späteren Ausbaustufe seien zusätzliche Funktionen wie ein digitaler Behördenzugang denkbar.

In den vergangenen Jahren haben vor allem digitale Plattformen wirtschaftlich an immer mehr Einfluss gewonnen. Die geplante Kooperation verstehe sich daher auch als „wettbewerbsfähige, europäische Antwort auf die internationale Plattformwirtschaft“ und könnte mit Partnern aus den Branchen Versicherung, Medien, Auto und Banken bereits zum Start ein breites Datenspektrum abdecken.

Neben dem Technologie-Thinktank Core sei auch das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) sowie die European School of Management and Technology (ESMT) eingebunden, um das Projekt wissenschaftlich zu begleiten. Die Initiative sei „im Austausch“ mit der Politik und werde insbesondere vom Bundeswirtschaftsministerium begrüßt, hieß es.

Die Digitalisierung eröffnet Marktchancen: die Unternehmen brauchen überprüfte Identitäten ihrer Geschäftspartner und die Kunden erwarten die eigene Authentifizierung komfortabel und in Echtzeit abschließen zu können

erläuterte ein Sprecher der Deutschen Bank gegenüber der FAZ. Später soll auch das Bezahlen und das Speichern und Verwalten von Daten auf der Plattform möglich sein.

In der vorigen Woche haben die Beteiligten offenbar eine Absichtserklärung unterzeichnet. Eine GmbH soll noch in diesem Jahr gegründet werden. Spätestens in der zweiten Jahreshälfte 2018 soll die Kooperation mit der Arbeit beginnen. Die Systeme hinter der Plattform sollen die beiden IT-Unternehmen Core und Here gemeinsam mit den IT-Abteilungen der beteiligten Unternehmen entwickeln.

Dennoch ist bislang nicht klar, ob die Kartellbehörden den Plänen der Großkonzerne grünes Licht geben. Der Zusammenschluss hätte eine Art Monopolstellung im deutschsprachigen Bereich. Von der Zustimmung der Wettbewerbshüter hängt letztlich ab, ob die Pläne von Allianz, Daimler und Co. in die Tat umgesetzt werden können.

(rtdeutsch/dpa)

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