Ende 2015 gründete Scherf gemeinsam mit seinem Geschäftskollegen Heiko Volkert das Team Sauerland NRW. Scherf, einst selbst ein paar Jahre als Radprofi unterwegs, war schon lange ein Dorn im Auge, dass seine Heimat Sauerland in punkto Profiradsport ein weißer Fleck auf der Landkarte war. Also sprach der umtriebige 41-Jährige potenzielle Sponsoren in der Region an und hatte Erfolg - was selbst für ihn nicht selbstverständlich war: "Der Radsport in Deutschland befand sich ja nicht gerade auf einem Höhenflug. Von daher war ich schon überrascht, wie positiv viele meiner Gesprächspartner auf unser Konzept reagierten. Wir haben von Anfang an breite Unterstützung erfahren."
Kooperation mit Radsportverband NRW
Scherf und Volkert stellten nach der erfolgreichen Planungsphase und Finanzierung ein Team von jungen Fahrern aus der Region zusammen, das Ganze geschah in einer Kooperation mit dem Radsportverband Nordrhein-Westfalen. Der stellte auch gleich einen Coach zur Verfügung: Wolfgang Oschwald. Der Verbandstrainer, selbst früher professioneller Bahnfahrer, sah in dem neuen Team eine Chance für seine Schützlinge aus dem Nachwuchsbereich: "Unsere jungen Fahrer waren mit dem Einstieg ins Seniorenalter entweder Super-Talente und landeten damit gleich in einem der großen Teams. Oder sie schauten gewissermaßen in die Röhre, hatten kaum mehr eine Zukunft im Radsport. Mit dem Team Sauerland können wir eine neue Perspektive bieten. Hier können sie behutsamer an den Profisport herangeführt werden. Und ich habe die Möglichkeit, sie weiter in ihrer Entwicklung zu begleiten", beschreibt Oschwald die Vorteile.
14 fast ausnahmslos junge Fahrer engagierten Scherf und seine Leute im ersten Jahr, seit 2017 sind es nur noch zwölf. "Wir haben gemerkt, dass wir den Jungs bei dieser Teamstärke bessere und sinnvollere Renneinsätze anbieten können", so Scherf. Das Team bestreitet hauptsächlich Rennen in Deutschland oder den benachbarten Benelux-Ländern. Hin und wieder geht es aber auch in die weite Welt hinaus. Anfang des Jahres bestritt das Team die Marokko-Rundfahrt, in der vergangenen Woche war man nun mit einem kleinen Team in Aserbaidschan dabei. Mit sechs Fahrern und den drei Teamchefs als Begleitern. Ein Saison-Höhepunkt. "Es ist selten, dass wir Gelegenheit bekommen, bei einer derart hochrangigen Rundfahrt teilnehmen zu können. Da erkläre ich mich dann auch gern bereit, den Mechaniker zu machen, um unser Budget nicht allzu sehr zu belasten", sagt Scherf. Die Flüge musste das Team selbst bezahlen, vor Ort übernahm der Veranstalter sämtliche anfallenden Kosten.
Viel gelernt in Aserbaidschan
Aserbaidschan war eine wichtige Erfahrung vor allem für die sechs nominierten Fahrer, die sich ihrer Haut gegen zumeist weitaus erfahrenere Gegner erwehren mussten. "Die Belastungen auf den täglich um die 180 Kilometer langen Teilabschnitten bei höchstem Tempo waren für unsere Jungs schon außergewöhnlich. Sie haben wieder viel dazugelernt, was ihnen auf ihrem weiteren Weg helfen wird", glaubt Scherf. Und sportlich erfolgreich waren die Sauerländer am Kaspischen Meer durchaus auch. Der erst 19-jährige Felix Intra trug über vier Tage lang das Trikot des besten Jungprofis der Rundfahrt, Christoph Schweizer entschied am dritten Tag gleich zwei Sprint-Tageswertungen für sich. "Wichtig war mir auch, dass alle Jungs bis zum Ende durchgefahren sind, keiner ist ausgestiegen. Das ist auch ein wichtiger Teil des Lernprozesses", findet Trainer Oschwald.
Sauerland-Rundfahrt am 27. August
Mit der Entwicklung des Teams ist Scherf sehr zufrieden, derzeit arbeitet er auch schon am nächsten Projekt: einer Sauerland-Rundfahrt. Einem Eintagesrennen, das in diesem Jahr am 27. August seine Premiere feiern wird. "Auch da war es so, dass unsere Ansprechpartner wie Städte, Gemeinden und Sponsoren total positiv reagiert haben", freut sich Scherf. Dann wird also ein Team Sauerland bei der Sauerland-Rundfahrt an den Start gehen. Ein Szenario, das vor einigen Jahren noch undenkbar erschien.
Quelle: 1.wdr
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