BAE sucht Waffentechniker für Saudi-Arabien

  12 Mai 2017    Gelesen: 598
BAE sucht Waffentechniker für Saudi-Arabien
Eine Stellenausschreibung bringt den Rüstungskonzern BAE in Bedrängnis: Inwieweit sind die Briten in den saudischen Krieg im Jemen verstrickt? BAE-Chef Carr windet sich.
Im Januar brechen zwei Friedensaktivisten beim britischen Rüstungskonzern BAE Systems ein. In dem Werk bei Warton in der nordwestenglischen Grafschaft Lancashire wollten sie die für Saudi-Arabien vorgesehenen Militärmaschinen kampfunfähig machen, "Leben retten", wie sie sagen, als die Polizei sie festnimmt. Der britische Rüstungsgigant steht immer wieder im Fokus von Menschenrechtsorganisationen und politischen Aktivisten.

BAE ist der drittgrößte Rüstungskonzern der Welt und seit 40 Jahren der größte Waffenlieferant des saudischen Regimes. Die Geschäfte sind höchst umstritten, vor allem seitdem eine Militärkoalition unter der Führung Riads im Jemen die Huthi-Rebellen bekämpft. Mehr als 10.000 Menschen wurden dort nach Angaben der Vereinten Nationen bereits getötet. Millionen sind vom Hungertod bedroht. "Saudi-Arabien davon abzuhalten, mehr Flugzeuge für die Bombardierung des Jemen zu haben, oder es zumindest zu verzögern, würde unschuldige Leben retten und Kriegsverbrechen verhindern", hieß es in einer Erklärung der Einbrecher von Warton.

BAE hat sich in der Vergangenheit bei Nachfragen dazu, welche Rolle die Waffen und die Mitarbeiter des britischen Konzerns für den Krieg in Jemen spielen, am liebsten bedeckt gehalten. Unbeabsichtigt hat der Konzern Kritikern nun aber eine Antwort geliefert.

40.000 Dollar Verdienst

Laut "Guardian" konfrontierte die "Kampagne gegen den Waffenhandel" BAE-Präsident Roger Carr auf der Jahresversammlung am Mittwoch mit einer Stellenausschreibung des Konzerns. Gesucht wurde darin ein Waffentechniker für die Tornados, die BAE ans saudische Militär liefert. 40.000 Dollar Jahreseinkommen habe der Konzern dafür geboten, dass der Mitarbeiter die Jets vor Ort mit Bomben und Raketen bestückt, heißt es weiter. Standort sei der Stützpunkt King Abdulaziz in Dhahran gewesen. BAE hat 6200 Mitarbeiter in Saudi-Arabien. Die Stellenanzeige ist mittlerweile von der Website verschwunden.

"Wir sind in keine Militäraktion involviert. Wir stellen lediglich sicher, dass die Ausrüstung, die wir vertragsgemäß liefern, funktionstüchtig ist", stellte Carr laut dem britischen Online-Portal Middle East Eye auf der Versammlung klar, ohne jedoch auf die Stellenausschreibung einzugehen. Krieg sei "schrecklich", aber man müsse "die eine Sache von der anderen trennen". Er hoffe, dass die Politik den Krieg im Jemen beende. "Sprich sanft und trage einen großen Knüppel, dann wirst du weit kommen", beschrieb er die westliche Diplomatie, indem er Theodore Roosevelt zitierte. "BAE liefert den Knüppel."

Es ist ein Drahtseilakt. Die Briten gehören zwar nicht zur saudischen Militärkoalition, rüsten die Saudis aber für den Krieg auf. Laut Verteidigungsexperten wie dem deutschen Journalisten Thomas Wiegold kommen im Jemen sowohl Tornados als auch Eurofighter zum Einsatz. Beide stammen aus europäischen Waffenschmieden, an denen BAE jeweils beteiligt ist. Beide Kampfjets sind für Bodenangriffe geeignet.

Britische Streubomben

Erst im Dezember hatten Riad und London einen Bericht bestätigt, demzufolge in dem Konflikt auch britische Streubomben abgeworfen wurden. Die staatliche saudische Nachrichtenagentur Spa berichtete, BL-755 Streubomben seien "in eingeschränkter Art und Weise und in einer begrenzten Anzahl" zum Einsatz gekommen - aber nicht in bewohnten Gebieten.

Der britische Verteidigungsminister Michael Fallon betonte, dass Großbritannien seit 1989 keine Streumunition mehr nach Saudi-Arabien geliefert habe. Es handele sich um alte Bestände, die Munition sei zudem gegen "legitime militärische Ziele" eingesetzt worden. Die Saudi-geführte Koalition habe danach zugesagt, keine Streubomben des Typs BL-755 aus Großbritannien mehr einzusetzen. "Wir heißen diese Ankündigung willkommen", sagte Fallon.

Auf der Jahresversammlung in Farnborough betonte Carr derweil einmal mehr, dass BAE die Herstellung und den Einsatz von Streumunition ablehne. "Schluss und Aus." Dazu, ob BAE auch darauf dränge, die Kampfjets der saudischen Luftwaffe so umzurüsten, dass sie keine Streubomben mehr transportieren können, wollte Carr sich nicht mehr äußern. Streumunition ist seit 2010 durch ein internationales Abkommen geächtet, im Gegensatz zu Großbritannien ist Saudi-Arabien diesem bislang nicht beigetreten.

Eigentlich wollte sich der Konzern auf der Veranstaltung feiern lassen. Seit den US-Präsidentschaftswahlen ist der Rüstungsgigant einer der großen Gewinner am Aktienmarkt. Donald Trump hatte immer wieder angekündigt, er wolle die Rüstungsausgaben des Landes aufstocken. Außerdem fordert er die Nato-Verbündeten auf, mehr Geld fürs Militär auszugeben.

Für BAE könnten sich daraus möglicherweise lukrative Geschäfte ergeben. Das käme für die Briten zum richtigen Zeitpunkt: Ein Gericht soll in den kommenden Monaten darüber entscheiden, ob Waffenexporte nach Saudi-Arabien untersagt werden, bis die Verstöße

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