Ex-Neonazi-Chef soll Spitzel gewesen sein

  16 Mai 2017    Gelesen: 1037
Ex-Neonazi-Chef soll Spitzel gewesen sein
Der einstige Deutschland-Chef der Neonazi-Gruppierung "Blood and Honour" soll als V-Mann für den Verfassungsschutz gearbeitet haben. Das geht aus einem Medienbericht hervor. Die Gruppe unterstützte maßgeblich den NSU - unter anderem mit Waffen.

Der ehemalige Deutschland-Chef der mittlerweile verbotenen Neonazi-Gruppe "Blood and Honour" war vermutlich V-Mann des Verfassungsschutzes. Das berichtete die ARD und beruft sich auf einen geheimen Vermerk des Landeskriminalamtes Berlin. Das LKA soll den Mann in den 1990er-Jahren an den Verfassungsschutz vermittelt haben.

Der Vermerk entstand nach einem Gespräch der Behörde mit einem anderen V-Mann, dem sächsischen "Blood and Honour"-Aktivisten Thomas S. Dieser hatte angegeben, dass der Deutschland-Chef von "Blood and Honour" in der Szene unter Spitzelverdacht stehe, da er bei einem Strafverfahren statt eine Gefängnisstrafe eine wesentlich mildere Strafe von 3.000 DM erhalten habe. Nun wirft die ARD die Frage auf, ob es sich damit um einen "Lohn" für einen Spitzel gehandelt haben könnte. Der Neo-Nazi könnte aufgrund seiner mutmaßlichen V-Mann-Tätigkeit von den Behörden geschützt worden sein.

Die ultra-rassistische und gewaltbereite Neonazi-Organisation "Blood and Honour" hatte in Deutschland Ende der 90er-Jahre hunderte Mitglieder. Die Gruppe veranstaltete bundesweit Nazikonzerte und hatte sogar einen terroristischen Arm namens "Combat 18". Zahlreiche Mitglieder unterstützen die untergetauchten NSU-Terroristen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe. Sie versorgten sie mit Waffen und mit Wohnungen zum Untertauchen. Das NSU-Trio hatten zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen brutal ermordet. Beate Zschäpe und vier weitere Unterstützer stehen deshalb in München gerade vor Gericht.

Trotz Verbot - "Blood and Honour" weiter aktiv

Im Jahr 2000 verbot das Innenministerium "Blood and Honour". Der einstige Deutschlandchef und mutmaßliche V-Mann soll allerdings auch nach dem Verbot bis ins Jahr 2007 noch Kontakte zu der Neonazi-Organisation, die weiterhin im Untergrund agierte, gehabt haben.

Außerdem sollen sich in den vergangenen Monaten nach Informationen des NDR und der "Süddeutschen Zeitung" die Hinweise gemehrt haben, dass "Combat 18" wieder aktiv ist. Im November hatte es deswegen vier Durchsuchungen in Thüringen gegeben.

Besonders brisant ist außerdem, dass "Blood and Honour" international vernetzt ist. Die Organisation ist zudem in Österreich, Schweiz und Ungarn aktiv, und auch nach Russland pflegt sie Kontakte. Thüringens Verfassungsschutzpräsident Stephan Kramer warnte deswegen laut MDR bereits davor, dass es erste Anzeichen von rechtsterroristischen Netzwerken gebe. Er befürchtet, dass sich die rechtsextreme Szene zum Ziel gesetzt habe, sich weiter international zu vernetzen. Und dadurch, so fürchtet Kramer, steige die Gewaltbereitschaft.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) ging bislang nicht näher auf die Recherchen zu dem V-Mann ein. Auf ARD-Anfrage teilte die Behörde lediglich mit, die Fragen "betreffen den operativen Kernbereich. Daher können hierzu keine Auskünfte erteilt werden. Dies gilt sowohl für den Fall einer Zusammenarbeit des BfV mit der benannten Person als auch für den Fall einer nicht erfolgten Zusammenarbeit".

Quelle: n-tv.de , kpi

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