Im Rahmen dieses Projekts wurden jedoch keine wesentlichen Fortschritte gemeldet. „Expert“ kommentiert: „Im US-Verteidigungsministerium gelangte man offenbar zum Schluss, dass es billiger wäre, die ausgediente Drei-Stufen-Rakete Peacekeeper zu modernisieren, um die angestrebten Ziele im Sinne des Programms Prompt Global Strike (PGS) zu erreichen. Auf der Grundlage dieses Trägersystems entwickelten die Amerikaner Versuchsmuster der neuen leichten Rakete Minotaur IV, die zusätzlich mit einer vierten Stufe ausgestattet war. Ausgerechnet auf diese Rakete setzen die USA derzeit ihre meisten Hoffnungen bei der Umsetzung des PGS-Programms anhand von ballistischen Interkontinentalraketen.“
Aber auch die Minotaur-IV-Tests verlaufen, so der Bericht weiter, nicht reibungslos. Der erste Teststart mit dem Hyperschall-Gefechtskopf HTV-2 hatte 2010 stattgefunden. Der Flugkörper hätte mehr als 7.000 Kilometer zurücklegen sollen, schaffte es aber nicht. Die Forscher gehen davon aus, dass eine Geschwindigkeit von bis zu Mach 20 erreicht wurde, können das aber nicht nachweisen, weil der Kontakt zum Flugkörper verloren ging. Der zweite Testflug dauerte schon deutlich länger, rund 25 Minuten. Trotzdem beschloss das Pentagon, die Indienststellung der Minotaur IV auf ungewisse Zeit zu verschieben. Wie es hieß, sollen die Entwicklungsarbeiten weiterlaufen.
„Die Erfolge der Amerikaner bei der Entwicklung manöverfähiger Wiedereintrittskörper wirken deshalb ziemlich bescheiden. Der von ihnen erreichte Technologiestand auf diesem konkreten Gebiet ist allenfalls mit den späten sowjetischen Entwicklungen vergleichbar. Mehr noch: Es gibt stichhaltige Hinweise darauf, dass die USA in dieser Hinsicht nicht nur Russland unterlegen sind, sondern auch China, dem dritten Teilnehmer am globalen Hyperschall-Rennen“, so der Kommentar der Zeitschrift.
Mark Lewis, Chefforscher der US-Luftwaffe im Zeitraum von 2004 bis 2008, bedauerte nach Angaben von „Expert“ den Rückstand bei Hyperschall-Gefechtsköpfen: „Während das Pentagon tatenlos herumsaß, betrieben die angenommenen Gegner hektische Aktivitäten und testen inzwischen ihre Raketen, die künftig atombestückt sein könnten.“
Wie die Zeitschrift prognostiziert, werden sich die Vereinigten Staaten zwar Mühe geben, um ihren Rückstand bei solchen Wiedereintrittskörpern aufzuholen, aber sie wollen deutlich mehr Geld in die Entwicklung von Hyperschall-Marschflugkörpern und deren Trägersystemen investieren: „Ausgerechnet in diesem Bereich haben die USA ihre am meisten beindruckenden Erfolge erzielt.“
Im Jahr 2009 testete Boeing erstmals sein unbemanntes Demonstrationsflugzeug X-51. Dieses wurde zunächst von einem B-52-Bomber mitgeführt, um dann in 15 Kilometer Höhe einen selbständigen Flug zu starten. Erreicht wurde eine Geschwindigkeit von Mach 5. Danach gab es weitere Testflüge, der erfolgreichste davon im Mai 2013. Im Laufe eines sechsminütigen Flugs konnte eine Geschwindigkeit von Mach 5,1 erreicht werden. Seitdem gab es keine öffentlichen Berichte über dieses Programm mehr.
Die Zeitschrift zitiert die damalige Chefforscherin der US-Luftwaffe, Mica Endsley, mit den Worten, mittlerweile werde an einer neuen Generation von Hyperschall-Flugkörpern gearbeitet. Deren Produktion beginne voraussichtlich 2023. Die Aufgabe bestehe darin, ein Luftfahrzeug zu bauen, das auch bei solch hohen Geschwindigkeiten manöverfähig wäre. Für diese Zwecke werde an einem passenden Lenksystem getüftelt, hieß es.
Darüber hinaus hat die Forschungseinrichtung DARPA mindestens zwei groß angelegte Hyperschall-Programme. Das erste davon hat eine Laufzeit bis 2020 und beinhaltet die Entwicklung eines Marschflugkörpers mit dem Codenamen HAWC und eines Gleiters mit dem Codenamen TBG. Das zweite Programm ist langfristig und zielt darauf ab, zum Jahr 2030 einen lenkbaren Hyperschall-Flugkörper des Typs XS-1 zu entwickeln. Faktisch geht es, erläutert „Expert“ weiter, um ein unbemanntes Raumschiff, das von einem gewöhnlichen Flugplatz aus abheben, ins All aufsteigen und selbständig landen könnte.
Quelle. sputniknews.com
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