Wie Trump mit seinem Nobelclub abkassiert

  18 Mai 2017    Gelesen: 490
Wie Trump mit seinem Nobelclub abkassiert
Als US-Präsident hat Donald Trump einen Tiefpunkt erreicht. Für den Geschäftsmann könnte es jedoch kaum besser laufen. Sein Privatclub in Florida verdient so viel wie nie - vor allem dank seines Amts.
Der Trump-Effekt scheint verpufft: Der Dollar ist auf Sinkflug, das versprochene Jobwunder nicht in Sicht und statt des in Aussicht gestellten Wirtschaftsbooms wächst die US-Wirtschaft nun langsamer. Obendrein häufen sich jetzt auch noch die politischen Faux-pas von Donald Trump. Das Ansehen des US-Präsidenten hat einen Tiefpunkt erreicht. Umso mehr dürfte er sich darüber freuen, dass seine Geschäfte mit dem Präsidenten-Bonus zumindest besser laufen denn je.

Das beste Beispiel ist sein Club in Mar-a-Lago in Florida. Der protzige Palast im spanischen Stil dient dem US-Präsidenten nicht nur als Winter-Residenz, als Zufluchtsort vor den kalten Tagen in Washington D.C. Er lädt dort auch zu Pressekonferenzen und empfängt Staatsbesuch, wie zuletzt Chinas Präsidenten Xi Jinping. Darüber hinaus ist das "Southern White House", wie Beobachter den Ort mittlerweile auch nennen, ein exklusiver Club für die Reichen und Schönen des Landes. Und diese freuen sich, dass sie hier seit diesem Jahr im Gegenzug für ihre stattlichen Mitgliedsbeiträge nicht nur im Luxus schwelgen dürfen, sondern auch die Chance haben, ab und an einen Blick auf den Club-Inhaber zu erhaschen, der niemand geringerer ist, als der Präsident der USA höchstselbst.

Das hat seinen Preis. Mussten Interessenten im 2016 noch 100.000 Dollar Jahresbeitrag berappen, ist es seit diesem Jahr das Doppelte. Stören tut das keinen. Nicht nur der Club profitiert und damit Inhaber Trump. Freuen tun sich auch die vielen Wohltätigkeitsvereine, die hier ihre Benefiz-Veranstaltungen ausrichten. Ihre Tickets sind viel gefragter, seitdem der Inhaber auch Präsident der USA ist - ein Pfund, mit dem die Veranstalter hemmungslos wuchern. Trump ist die große Attraktion für Besucher. Wer Glück hat, erwischt ein Benefizessen, bei dem der Präsident selber spricht. Selbst das ist möglich.

Trump als Ticket-Magnet

Die Veranstalter sind zufrieden. Ein Verein gegen Eierstockkrebs nahm dieses Jahr 425.000 Dollar ein, im Jahr zuvor waren es 371.000 Dollar, schreibt die "Washington Post". Das Mittagsessen kostete den Verein 60.000, im Vorjahr waren es 45.000 Dollar. "Ich habe eine Menge Leute aus Miami bekommen, die ich in der Vergangenheit nicht hatte. Ich glaube, sie wollten einfach nur mal sehen, was es mit Mar-a-Lago auf sich hat", zitiert das Blatt Jennifer McGrath, Direktorin von "Hearing the Ovarian Cancer Whisper".

Auch Wall-Street-Repräsentanten waren dieses Jahr zu Gast im Club. Obwohl Trump noch im Wahlkampf gegen Hedgefonds schwer gewettert hat, war Mar-a-Lago im März innerhalb von nur drei Tagen Gastgeber der Palm Beach Hedge Fund Association und eines Investmentkongresses. Demnächst läuft die Geldmaschinerie zwar langsamer, weil das zahlkräftige Publikum Florida Richtung Norden verlässt. Doch der Trend dürfte sich im kommenden Jahr fortsetzen. Veranstalter planen bereits die Saison 2018. Und dabei haben sie ein besonders scharfes Auge für Termine, die mit einem möglichen Trump-Aufenthalt im Club zusammentreffen könnten.

Trump wird - sollte er dann noch im Amt sein - ein Ticket-Magnet bleiben. Dass er aufhören wird, den generösen Gastgeber zu mimen, ist nicht absehbar. Dass er seine Rolle genießt, ist zu offensichtlich. Statt sich rar zu machen, um Vorwürfen wegen eines möglichen Interessenskonflikts keine Angriffsfläche zu bieten, sucht er bei manchen Events geradezu hemmunglos das Scheinwerferlicht.

Im Februar stand Trump als Redner beim Versailles-Themenball des amerikanischen Roten Kreuzes im Mittelpunkt. Während er am Rednerpult stand, wanderten Kellner und Musiker mit Perücken aus der Marie-Antoinette-Ära herum. "Ich glaube nicht, dass ich jemals ein Zimmer gesehen habe, das schöner aussah - vielleicht bei unserer Hochzeit - richtig, Melania?", fragte Trump seine Frau vor den versammelten Gästen. Der ehemalige Reality-TV-Star liebt die Rolle des Entertainers.

Die "Washington Post" hat seit seiner Inauguration 45 Veranstaltungen im Mar-a-Lago gezählt, davon zehn Großereignisse. In der Hochsaison zwischen Dezember und März besuchte Trump davon neun als Präsident. Die Saison habe auch gezeigt, dass der Trump-Effekt ins Gegenteil umschlagen könne, berichtet die Zeitung weiter. Einige Trump-Kritiker kauften zum Teil demonstrativ keine Tickets, um ihre Distanz zum Präsidenten auszudrücken. Der Anteil der Kritiker scheint jedoch deutlich kleiner als der jener, die sich durch eine potenzielle Begegnung mit dem Präsidenten angezogen fühlen.

"Trump ist nur ein Stockwerk höher"

So bleibt am Ende ein schaler Geschmack. Ein US-Präsident der sich irgendwo hinsetzt und dadurch die Geldmaschinerie seines eigenen Unternehmens antreibt, sei ein absolutes Novum, schreibt die "Washington Post". Dass er die Verwaltung seines Wirtschaftsimperiums aufgegeben habe, mache keinen Unterschied. Es sei immer noch sein Eigentum und er sei immer noch der Begünstigte.

Mar-a-Lago ist der beste Beweis, dass genau das eingetreten ist, was Wirtschaftsethiker befürchtet hatten: Donald Trumps Besitz birgt große Interessenkonflikte mit seinem Amt. Genau deshalb hatte die US-Ethikbehörde gefordert, der künftige Präsident möge sein Milliarden-Imperium verkaufen. Doch daran ist nach über 100 Tagen im Amt gar nicht mehr zu denken. Trump scheint im Gegenteil nichts lieber zu tun, als seinen Promi-Faktor in die Waagschale zu werfen und seinen Namen weiter zu vergolden.

Der Verein gegen Eierstockkrebs hatte dieses Jahr kein Glück mit Trump. Der Präsident war nicht inklusive. Nächstes Jahr gehen es die Veranstalter strategisch klüger an. Dann soll das Benefizessen nicht am Donnerstag, sondern am Freitag stattfinden. Es sei ein besserer Tag für Gäste und die Chancen auf den Trump-Bonus seien größer, heißt es. "Wenn Trump am Freitagnachmittag kommt, garantiere ich, dass er hereinschneien wird", sagte die Vorsitzende der Krebsvereinigung McGrath. "Ich meine, er ist nur ein Stockwerk höher."

Quelle: n-tv.de

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