Die Eröffnungsrede bei der Einweihung des Berliner Büros hielt Michael Harms, der Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft. Harms begrüßte das Engagement des Unternehmens auf dem deutschen Markt.
„Die Investitionen russischer Energieunternehmen in Deutschland und deutscher Unternehmen in Russland festigen und erweitern die seit über vierzig Jahren erfolgreiche deutsch-russische Energiepartnerschaft und tragen zur Versorgungssicherheit in Deutschland bei. Rosneft bietet in Deutschland mit seiner Beteiligung an drei Raffinerien Arbeitsplätze für tausende Menschen, investiert viel Geld in den Standort Deutschland und ist in diesem Bereich einer der größten Steuerzahler.“, so Michael Harms, der Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft.
Rosneft ist in der russischen Ölindustrie die unbestrittene Nummer Eins und gemessen an Reserven und Produktion das größte börsennotierte Öl- und Gasunternehmen der Welt. Rosneft betreibt 13 Raffinerien in der Heimat und hält Anteile an weiteren fünf Raffinerien im Ausland, allein drei davon in Deutschland. Insgesamt ist Rosneft in 24 Ländern der Welt präsent.
Der Anteil von Rosneft an der PCK Raffinerie in Schwedt (Oder) an der polnischen Grenze beträgt 54,17 Prozent. Damit ist Rosneft Mehrheitseigner. Das PCK-Werk wurde in den 1960er Jahren gemeinsam von der DDR und der Sowjetunion gebaut. Es ist das einzige Werk in Deutschland, das über die „Druschba“-Trasse direkt mit Rohöl aus Russland beliefert wird. Rosneft plant nun diese Leitung auszubauen, um auch die anderen beiden Raffinerien Bayernoil in Neustadt a. d. Donau und MiRO in Karlsruhe, an denen Rosneft zu je ca. 25 Prozent beteiligt ist, direkt mit dem russischen Öl aus der „Druschba“-Pipeline zu versorgen.
Igor Setschin äußerte sich auf der Pressekonferenz zu den bisherigen Investitionen in Deutschland:
„In den letzten sieben Jahren haben wir 132 Millionen Tonnen Erdöl für mehr als 75 Milliarden Euro nach Deutschland geliefert. Das entspricht etwa einem Viertel des gesamten deutschen Verbrauchs. Heute sind wir an drei großen Ölraffinerien beteiligt und sichern in unseren Werken 5000 Arbeitsplätze.“
Die Gesamtinvestitionen von Rosneft in die deutsche Erdölverarbeitung betrugen seit 2011 rund 1,8 Milliarden Euro. Ein Ziel der neuen deutschen Tochtergesellschaft von Rosneft ist es nun auch, Erdölprodukte direkt an deutsche Verbraucher zu verkaufen. Das Tankstellennetz von Rosneft umfasst außerhalb von Deutschland bereits knapp 3000 Tankstellen. Mit der Beteiligung an den drei Raffinerien in Deutschland hat Rosneft nun die Möglichkeit, ähnlich wie andere global agierende Unternehmen in Westeuropa, wie Shell, BP oder Esso, ein eigenes Vertriebsnetz aufbauen. Der russische Konzern erwägt, Tankstellen in Deutschland direkt zu beliefern oder selbst zu betreiben.
Igor Setschin erläuterte Rosnefts Pläne folgendermaßen:
„Wir möchten unser Engagement hier in Deutschland ausbauen — durch Beteiligungen an Verteilungsnetzen und dem Kerosingeschäft. Wir sind überzeugt, dass unser direktes Rosneft-Engagement den Wettbewerb am deutschen Markt fördern und das Preis-Leistungsverhältnis verbessern wird.“
In der jetzigen Phase werden von Rosneft 300 Millionen Euro in den Ausbau der Produktion in Deutschland investiert. Insgesamt sind in den nächsten fünf Jahren Investitionen von 600 Millionen Euro geplant. Neben der Modernisierung soll auch der Export von Erdölprodukten in Nachbarländer Deutschlands organisiert werden. Außerdem plant Rosneft in den Bereichen Gas- und Stromversorgung aktiv zu werden. Auch die Versorgung von Fluggesellschaften mit Kerosin soll erweitertet werden. So dürfte Rosneft seine Stellung auf dem europäischen Energiemarkt weiter ausbauen.
Rosneft liegt mit seinem Deutschland-Engagement im Trend der sich wieder verbessernden deutsch-russischen Handelsbeziehungen, wie Michael Harms vom Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft ausführte:
„Nach drei Jahren stetigen Rückgangs ist der deutsch-russische Handel in den ersten zwei Monaten 2017 sprunghaft gestiegen. Die deutschen Exporte stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 36 Prozent. Die deutschen Einfuhren aus Russland nahmen um 38 Prozent zu. Wir erwarten für das gesamte Jahr eine Steigerung von mindestens 10 Prozent, wenn nicht mehr.“
Auf der Pressekonferenz zur Eröffnung des Berliner Büros von Rosneft ging es auch um die Sanktionen der EU und der USA gegen Russland und speziell auch gegen Rosneft und dessen Präsidenten Igor Setschin.
Der Generaldirektor von Rosneft äußerte sich dazu wie folgt:
„Sanktionen stehe ich eindeutig ablehnend gegenüber. Politische Fehler und Versäumnisse auf die Wirtschaft zu übertragen ist meiner Meinung nach Ausdruck von Schwäche und rechtswidrig. Wir versuchen darauf zu reagieren, indem wir Gerichtsklagen einreichen. Und wir werden das auch weiterhin tun – trotz negativer Urteile… Denn wir müssen unsere Aktionäre vor diesen Bedrohungen schützen. Wir reagieren gelassen auf diesen Druck, ziehen jedoch für uns selbst Schlüsse.“
Michael Harms vom Ostausschuss der Deutschen Wirtschaft führte zu dem Thema aus:
„Was die Sanktionen betrifft, gibt es seriöse Studien, dass die Gesamtlasten für die Europäische Union, Russland und die benachbarten Länder inzwischen einen hohen zweistelligen, wenn nicht dreistelligen Milliardenbetrag erreicht haben.“
49 Prozent der Aktien von Rosneft gehören Ausländern. Der Konzern ist eng international vernetzt und arbeitet integriert in die westliche Marktwelt. Der Wert des Unternehmens Rosneft wird auf 100 Mrd. Dollar geschätzt.
Igor Setschin gab ein Beispiel dafür, wie auch diese ausländischen Aktionäre von den Sanktionen betroffen sind:
„Die Sanktionen wirken beidseitig: Ihnen fallen auch unsere Partner zum Opfer, die bei mehreren Projekten nicht mehr effektiv mit uns arbeiten können. Aber die Welt ist polyvalent und polyzentrisch. Wir finden neue Partner. Ich bedauere, dass die Sanktionen auch unsere Aktionäre treffen. Wofür wurde etwa der britische BP-Konzern bestraft, der mit 20 Prozent an Rosneft beteiligt ist? Er hatte ja weder mit den Ereignissen in der Ukraine noch sonst wo etwas zu tun …
Wir selbst sind in der Ukraine nach wie vor tätig, haben dort eine Produktionsstätte, liefern weiterhin Ölprodukte in die Ukraine. Hätten wir die Lieferungen beschränkt, wären wir selbst ein Teil der Politik geworden. Das haben wir aber nicht getan.“
Setschin betonte, dass Sanktionen immer beiden Seiten schaden. Das Potential der Zusammenarbeit mit Rosneft sei gerade für Deutschland noch viel größer.
Er unterstrich aber auch, dass Rosneft immer und unter allen Umständen die Öllieferung garantieren wird.
Quelle : sputnik.de
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