FBI vermutet russische Hacker hinter Katar-Krise

  07 Juni 2017    Gelesen: 480
FBI vermutet russische Hacker hinter Katar-Krise
Sind russische Hacker für die Krise in der Golfregion verantwortlich? Laut CNN kommen FBI-Ermittler zu dem Schluss, dass Angreifer eine Fehlinformationskampagne initiiert haben.
Der Auslöser für die Krise rund um Katar schien klein. Mehrere Staaten unter Führung von Saudi-Arabien hatten am Montag alle diplomatischen Beziehungen zu dem Emirat abgebrochen. Offiziell begründeten die Länder, zu denen auch Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate gehören, den Schritt mit der Unterstützung Katars von Terrorgruppen - und mit iranfreundlichen Aussagen der katarischen Führung.

Doch genau diese Statements sind laut Katar auf einen Hackerangriff zurückzuführen, in Wahrheit seien die Äußerungen so nie gefallen.

Nun berichtet CNN: FBI-Ermittler, die die mutmaßliche Cyberattacke untersuchten, verdächtigen russische Hacker, eine Fehlinformationskampagne initiiert zu haben.

Dem Bericht zufolge reisten Experten der US-Bundespolizei Ende Mai in die Hauptstadt Doha, um den mutmaßlichen Cyberangriff zu untersuchen. Der TV Sender beruft sich auf Geheimdienstmitarbeiter, die über die Ermittlungen unterrichtet wurden.

Demnach seien die Hacker aus Russland vor rund zwei Wochen in die Systeme der staatlichen Nachrichtenagentur Katars eingedrungen und hätten dort eine Fake-News-Geschichte platziert. Darin standen laut der Regierung Katars falsche Informationen hinsichtlich der Führung des Emirates, die gegenüber Iran und Israel freundlich schienen. Überdies soll in dem Bericht infrage gestellt worden sein, ob sich US-Präsident Donald Trump im Amt halten könne.

Katars Außenminister Scheich Mohammed Bin Abdulrahman al-Thani sagte CNN, das FBI habe den Hackerangriff und die Fake-News-Geschichte bestätigt. "Was auch immer an Vorwürfen laut geworden ist, alles basiert auf Fehlinformationen", sagte er.

Ziel der Hacker sei es gewesen, Spannungen zwischen den USA und ihren Verbündeten zu erzeugen. In Katar befindet sich der größte US-Militärstützpunkt der Region. Auf der Luftwaffenbasis Al-Udeid sind mehr als 10.000 US-Soldaten stationiert.

Laut CNN ist unklar, ob die Ermittler Kriminelle oder die russische Regierung hinter dem Hackerangriff vermuten. Die US-Geheimdienste waren vergangenes Jahr zu dem Schluss gelangt, dass Russland hinter Hackerangriffen während des US-Wahlkampfs steckt.

Trump telefoniert mit Saudi-Arabiens König Salman

Die Vereinigten Staaten sind mit allen Konfliktparteien verbündet, in dem Streit hatte sich US-Präsident Trump zunächst klar positioniert und den Boykott Katars durch mehrere Nachbarländer noch als positives Resultat seiner Nahost-Politik beschrieben. Es sei "so gut zu sehen", dass sein kürzlicher Besuch in Saudi-Arabien "sich bereits auszahlt", hatte Trump getwittert.

Am Dienstagabend klang es in einer Mitteilung des Weißes Hauses schon anders. Demnach habe Trump in einem Telefonat mit dem saudi-arabischen König Salman die Notwendigkeit der Einheit der Golfstaaten betont. Die beiden hätten darüber gesprochen, dass die Finanzierung von Terrororganisationen und die Förderung des Extremismus durch alle Nationen in der Region verhindert werden müssten.

Kurz zuvor hatte das US-Außenministerium Katar aufgefordert, seine Aktivitäten im Kampf gegen den islamistischen Terror zu verstärken. "Es hat Fortschritte gegeben, aber es muss noch mehr getan werden", sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Heather Nauert.

Die USA wollten keine Partei ergreifen. Außenminister Rex Tillerson habe angeboten, zu vermitteln. "Es hat ein Zerwürfnis gegeben, und der Minister hat angeboten, dabei zu helfen, es zu kitten", sagte die Sprecherin. Das Verhältnis zu Katar bleibe stark. "Wir werden weiterhin mit Katar und anderen Ländern in der Region kooperieren, um den Terrorismus zu bekämpfen", sagte Nauert.

Erdogan kritisiert Katars Isolation

Saudi-Arabiens Außenminister Adel bin Achmed al-Dschubeir rief Katar unterdessen zu einem grundlegenden Politikwechsel im Umgang mit Extremisten auf. "Sie müssen ihre Politik ändern", sagte Dschubeir bei einem Treffen mit dem französischen Außenminister Jean-Yves Le Drian in Paris. So solle Katar "aufhören, extremistische Gruppen zu unterstützen", wie etwa die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas und die Muslimbrüder. Katar müsse sich wie "ein normales Land" verhalten.

Der Chef-Diplomat von Saudi-Arabien warf Katar zudem vor, "feindliche Medien" zu unterstützen und sich in die nationalen Angelegenheiten seiner Nachbarländer einzumischen. Dschubeir wollte sich aber nicht näher dazu äußern, welche Maßnahmen genau er von der Regierung in Doha erwartet. Auf Vermittlung von außen setze er in dem Konflikt hingegen nicht.

Der französische Staatschef Emmanuel Macron telefonierte derweil mit Katars Emir Tamim bin Hamad al-Thani. Wie der Elysée-Palast mitteilte, rief Macron dabei zur Einheit zwischen den Golfstaaten auf und zur Unterstützung "aller Initiativen, die eine Beruhigung begünstigen". Es sei wichtig, "die Stabilität in der Region zu erhalten".

Auf die Seite Katars schlug sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Er kritisierte die Isolation des Emirats. Die derzeitige Lage nütze "keinem der Länder in der Region", sagte Erdogan. Zugleich lobte er die Zurückhaltung Katars, das keine Gegenmaßnahmen ergriffen habe.

Quelle : spiegel.de

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