Aber es gibt ja Wege und Möglichkeiten, dachte ich. Also erstellte ich in Apples Musik-App eine neue Playlist, die ich als "Alles von allen" titulierte. Kurz gefasst ist das eine Liste aller Songs, die in meiner Musik-Mediathek stecken. Nachdem das iPad sich über Nacht daran abgearbeitet hatte, zeigte es 13.473 Titel an. Dazu kamen noch 278 Videos, 11.230 Fotos und 152 Apps. Man sollte meinen, das würde reichen, um einen Mobilcomputer voll zu kriegen, der nur 6,1 Millimeter dick ist. Reicht aber nicht.
Selbst nach dieser Druckbetankung mit Daten zeigte mir das iPad Pro 10,5 noch 338 GB freien Speicherplatz an. Ich habe es also nicht einmal geschafft, den Speicher zur Hälfte auszulasten. Aber es ist eben ein "Pro"-Modell. Profis, die mit dem neuen iPad 4K-Videos, hochauflösende Fotos, 3D-Animationen oder große Musikprojekte bearbeiten wollen, dürften den großen Speicher besser ausnutzen als ich. Ihnen wird es wahrscheinlich auch leichter fallen, dafür die 200 Euro Aufpreis zu zahlen, die gegenüber dem Modell mit 256 GB Speicher fällig werden.
Wer mit dem iPad Pro 10,5 professionell arbeiten will, wird sich auch über die zusätzliche Leistung freuen, die der neue A10X-Prozessor liefert. Apple spricht von 30 Prozent mehr Prozessorleistung und 40 Prozent mehr Grafikleistung. Die Testsoftware Geekbench 4 zeigte sogar eine noch größere Leistungssteigerung an, sieht das neue iPad auf einer Höhe mit einem MacBook Pro und weit mehr als 30 Prozent schneller als seinen Vorgänger.
Allerdings ist die Testsoftware auch noch nicht an Apples neuen Prozessor angepasst. Wenn das geschehen ist, muss dieser Leistungstest wiederholt werden und könnte dann auch andere Resultate erbringen. Schnell ist das neuen iPad Pro trotzdem. So schnell, dass ich keine App gefunden habe, die es auch nur ansatzweise an seine Grenzen bringen konnte. Aber das gelingt bis heute auch mit dem Vorgängermodell nicht. Das neue Modell hat also noch reichlich Reserven.
Das Display variiert seinen Rhythmus
Während die Leistungssteigerung des Prozessors also nur wenig spürbar ist, macht sich das neue Display deutlicher bemerkbar. Nicht so sehr, weil es größer ist, 20 Prozent mehr Pixel hat als sein Vorgänger. Das ist - man sieht es in der Fotostrecke - nur marginal sichtbar. Den Unterschied macht nicht die Größe, sondern die Geschwindigkeit aus. Die Bildwiederholfrequenz wurde auf bis zu 120 Hz gesteigert.
"Bis zu" ist hier eine wichtige Angabe, denn die hohe Frequenz verbraucht auch mehr Strom. Deshalb regelt der Bildschirm seine Bildwiederholfrequenz herunter, wenn gerade keine Höchstleistung gebraucht wird. Filme etwa zeigt er mit nur 24 oder 25 Bilder pro Sekunde an.
Die vollen 120 Hz machten sich im Test vor allem beim Scrollen in einer Textverarbeitung und auf Webseiten bemerkbar. Die angezeigten Inhalte wirken selbst bei schnellem Scrollen immer noch scharf. Auch bei Actionspiele wie "AG Drive" und "Real Racing 3" dürfte die hohe Bildwiederholfrequenz einsetzen, einen deutlichen Unterschied zum Vorgängermodell konnte ich dabei aber nicht feststellen.
Nichts Neues beim Akku
Deutlicher macht sich die neue Kamera bemerkbar. Wobei die so neu eigentlich nicht ist. Apple baut hier dieselbe Fototechnik ein wie ins iPhone 7, also eine 12-Megapixel-Kamera mit optischem Bildstabilisator. Die Testfotos, die ich damit gemacht habe, waren gut bis sehr gut. Trotzdem würde ich ein iPad immer noch nicht als Fotoapparat benutzen, dafür ist es zu groß und unhandlich.
Die Abmessungen haben sich gegenüber dem iPad Pro 9,7 nur um wenige Millimeter verändert, das Gewicht ist mit 477 Gramm gut tragbar. Das kann man immer mit in die Tasche stecken, ohne dass es stört. Auch die Akkuleistung hat sich gegenüber dem Vormodell nicht spürbar verändert. Ein Video in Dauerschleife spielte mein Testgerät mehr als achteinhalb Stunden lang ab, bevor es sich wegen Energiemangels selbst abschaltete. Bei anspruchsvolleren Apps, die Prozessor und Bildschirm stärker fordern, muss man da allerdings deutlich Abstriche machen.
Fazit
Das iPad Pro 10,5 ist für die Zukunft gebaut. Apple selbst wird nicht müde zu erklären, dass es seine volle Leistung erst mit iOS 11 entfalten wird, also Ende des Sommers. Aber auch dann dürfte es noch Jahre dauern, bis Prozessor und Grafikchip an ihre Grenzen kommen. Einen besseren Tablet-Computer wird man derzeit nicht bekommen.
Preiswertere dagegen schon. In der Grundausstattung mit 64 GB kostet das neue Apple-Tablet 729 Euro. Durch Speicher-Upgrades und LTE-Funktion kann man den aber noch kräftig in die Höhe treiben. Voll bestückt mit 512 GB und LTE-Chips werden 1209 Euro fällig. Gönnt man sich dann auch noch einen Apple Pencil und das Smart-Keyboard (siehe Fotostrecke), stehen fast 1500 Euro auf der Rechnung.
Quelle : spiegel.de
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