„Gebiet Kaliningrad wird von allen Seiten umstellt“: Nato unter Kritik aus Russland

  13 Juni 2017    Gelesen: 794
„Gebiet Kaliningrad wird von allen Seiten umstellt“: Nato unter Kritik aus Russland
Der Westen wirft Russland vor, die Ostsee-Exklave Kaliningrad zu militarisieren. Doch nach Ansicht russischer Experten intensivieren eher Nato-Länder ihre militärischen Aktivitäten. Im Baltikum und in Polen wird aktiv geübt, darunter auch mit US-Bombern. Die russische Onlinezeitung vz.ru beschäftigt sich mit dem Thema.
„Das Gespenst einer ‚russischen Bedrohung‘ ist bequem, um eine reale militärische Konzentration der Nato an der russischen Grenze zu begründen“, schreibt die Onlinezeitung in ihrem Kommentar.

Nach ihren Angaben hatte die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaite zuvor von einer „aggressiven Militarisierung“ der russischen Exklave gesprochen; nun warnte auch der EU-Botschafter in Russland, Vygaudas Ušackas, vor einer „militärischen Aufstockung“ in diesem Gebiet.

Vz.ru betont, eine solche Aufstockung finde eher nicht in Russland statt, sondern jenseits der Grenze. Die Äußerung von Grybauskaite sei beispielsweise zeitlich mit dem Start der US-Militärübungen Saber Strike im Baltikum und in Polen zusammengefallen – strategische Bomber, Jagdflugzeuge und Hubschrauber seien dabei zum Einsatz gekommen. Derzeit finde auch das Nato-Manöver Baltops 17 an der Ostsee statt. Am vergangenen Mittwoch hätten US-Militärflugzeuge RC-135W und RC-135U sowie ein AWACS-Flugzeug der Nato Aufklärungsfluge nahe dem Gebiet Kaliningrad absolviert.
Die Onlinezeitung zitiert den russischen Botschafter in Litauen, Alexander Udalzow, mit den Worten, seit Jahresbeginn habe die Nato in diesem Teil Europas insgesamt zwölf Übungen auf verschiedener Ebene abgehalten. Von Jahr zu Jahr nehme die Intensität solcher Übungen zu.

“Natürlich können wir diese herausfordernde und gefährliche Demonstration der Stärke an unserer Grenze nicht schweigend beobachten. Das werden wir auch nicht tun“, so Udalzow.

Der russische Militärexperte Leonid Iwaschow sagte im Hinblick auf die US-Bomber in Europa und die Baltops-Übungen: „Die russischen Grenzen sowie Russlands geopolitischer und strategischer Raum sind ständig einem militärischen Druck ausgesetzt.“

Der russische Geheimdienstveteran Andrej Kolesnik sagte vz.ru, die Nato-Präsenz um Kaliningrad nehme zu. Militärtechnik komme über den Hafen von Klaipeda nach Litauen. In Polen gebe es mittlerweile eine US-Militärbasis mit Panzern. US-Heereskräfte und Hubschrauber seien in verschiedenen Städten in unmittelbarer Nähe der russischen Exklave präsent. Die Raketenabwehr in Polen lasse sich bei Bedarf schnell in ein Angriffsmittel verwandeln. „Das Gebiet Kaliningrad wird von allen Seiten umstellt“, so Kolesnik.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte laut vz.ru im Hinblick auf die Aktivitäten der Nato: „Die Militärpräsenz und die Infrastruktur in Regionen, die an Russland grenzen, werden aufgestockt – darunter auch an der Grenze zum Gebiet Kaliningrad.“
Vz.ru schreibt, die russische Militärpräsenz im Gebiet Kaliningrad sei dagegen seit der Sowjetzeit drastisch geschrumpft. Einst sei dort die 90.000 Mann starke 11. Garde-Armee stationiert gewesen. In den 1990er Jahren sei sie jedoch aufgelöst worden. Im Jahr 2010 hätten nur noch 10.500 Heeressoldaten und 1.100 Marineinfanteristen in der Exklave ihren Standort gehabt.

Quelle. sputniknews.com

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