Acht Menschen wurden im Krankenhaus behandelt, zwei davon mit sehr schweren Verletzungen. Zwei weitere Menschen wurden noch vor der Moschee medizinisch behandelt. Anfängliche Angaben über ein Todesopfer des Anschlags würden geprüft, teilte die Polizei mit. Möglicherweise sei der Mann bereits vorher tot gewesen. Ein Vertreter des britischen Rats der Muslime (MCB) sprach von einem Mann, der vor der Moschee zusammengebrochen sei. Der Fahrer des Transporters sei gezielt in die Gruppe von Menschen gefahren, die diesem zur Hilfe gekommen sei.
Der Vorfall ereignete sich kurz nach Mitternacht nach dem Abendgebet zum Fastenmonat Ramadan vor der Finsbury-Park-Moschee im Norden der britischen Hauptstadt. Augenzeugen berichteten, dass der Transporter gezielt in die Menge gesteuert wurde, als die Gläubigen aus der Moschee strömten. "Der Van hat uns einfach überfahren", berichtete ein Moschee-Besucher. "Der Fahrer hat geschrien: 'Ich werde alle Muslime umbringen.'" Anwohner berichteten von chaotischen Szenen.
Der Fahrer habe versucht zu flüchten, sei aber von mutigen Bürgern festgehalten worden, bis die Polizei eingetroffen sei, sagte May. Es habe sich um einen Einzeltäter gehandelt. Dem 48-Jährigen werde versuchter Mord zur Last gelegt, erklärte die Polizei. Zudem werde seine geistige Zurechnungsfähigkeit untersucht.
BRITISCHE MUSLIME SPRECHEN VON GEZIELTER ATTACKE
Der Vorfall demonstriere die wachsende Feindseligkeit gegen Muslime in Großbritannien, erklärte der muslimische Verband MCB. May sicherte den Einsatz zusätzlicher Polizisten zu, um muslimische Gemeinden vor Übergriffen zu schützen. Großbritannien sei in der Vergangenheit bei allen Formen des Extremismus zu tolerant gewesen - auch was die Islamfeindlichkeit angehe.
Die Finsbury-Park-Moschee war bereits vor über zehn Jahren in den Schlagzeilen, weil dort einer der bekanntesten radikalen Geistlichen Großbritanniens, Abu Hamza al-Masri, predigte. Er ist in den USA zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden.
Der erneute Zwischenfall kommt in politisch unruhigen Zeiten. Am Montag begannen die Verhandlungen Großbritanniens zum Austritt aus der EU. May steht nach herben Verlusten ihrer Konservativen bei der Unterhauswahl Anfang des Monats unter Druck und ist auch nach dem verheerenden Hochhaus-Brand in London mit Dutzenden Toten heftig in die Kritik geraten.
Die Hauptstadt steht nach mehreren Anschlägen derzeit unter erhöhter Alarmbereitschaft. Anfang Juni waren drei Islamisten mit einem Kleintransporter auf der London Bridge in eine Menschenmenge gerast und hatten danach Passanten in Restaurants und Bars willkürlich mit Messern attackiert. Dabei waren sieben Menschen getötet und etwa 50 verletzt worden. Die Attentäter wurden schließlich von Polizisten erschossen.
Im März tötete ein mutmaßlicher Islamist auf der Westminster Bridge mit einem Auto zwei Menschen und verletzte weitere. Anschließend erstach er auf dem Parlamentsgelände einen unbewaffneten Polizisten, ehe er erschossen wurde. Zudem wurden bei einem Selbstmordanschlag auf ein Pop-Konzert in Manchester im Mai 22 Menschen getötet.
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