Die Brüsseler Stadtverwaltung will öffentliche Veranstaltungsorte und Kulturzentren ebenfalls wieder öffnen. Verschiedene große Museen sollen jedoch geschlossen bleiben. Mehrere Warenhäuser und Einkaufsgalerien öffneten erneut ihre Pforten.
"Ich hatte entschieden, meine Kinder heute morgen nicht in die Schule zu bringen, aber spät, gestern Abend beim Essen, habe ich meine Meinung geändert. Das Leben geht weiter", sagte ein 47 Jahre alter Familienvater, der seine beiden Söhne zum Unterricht brachte. Ein Sohn habe zwar gesagt, "dass er nicht auf sich schießen lassen will", räumte der Vater ein. "Aber ich habe ihm gesagt, dass es Soldaten gibt, um ihn zu schützen, dass das nicht passieren würde."
"Zum Glück dauert der Unterricht heute nur bis 13 Uhr", freute sich der 14-jährige Marc, der mit dem Bus zur Schule fuhr. Wie die anderen Schulpflichtigen hatte er am Montag und Dienstag zwei Tage unterrichtsfrei gehabt.
Die Mutter eines Vorschulkindes im Stadtteil Haren erzählte, sie hätte ihre Tochter gerne bis in die Klasse begleitet, durfte aber wie die anderen Eltern nicht bis hinein. "Offizielle Vorschrift", hielt ihr der Direktor entgegen.
"Wir sind überhaupt nicht beruhigt", sagten Karol und Candice, Eltern von Grundschülern an der französischen Schule in Brüssel, die von Soldaten gesichert wurde. Die beiden fragten sich, warum die Schulen überhaupt schon wieder öffneten, obwohl die höchste Terrorwarnstufe weiter gilt.
Die belgische Regierung unter Charles Michel hatte in der Nacht zum Samstag die höchste von vier Terrorwarnstufen ausgerufen. Anlass war die Sorge vor ähnlichen Anschlägen militanter Extremisten wie gut eine Woche zuvor in Paris, als 130 Menschen getötet wurden. Insbesondere fahndet die Polizei nach einem möglichen Mittäter von Paris, Salah Abdeslam, der aus Belgien kommt und dorthin zurückgekehrt sein soll.
Ein wegen des Verdachts der Unterstützung Abdeslams festgenommener Mann bestritt unterdessen jeden Kontakt. Der 39-jährige Lazez A. habe ausgesagt, er habe Abdeslam seit den Vorfällen nicht mehr gesehen, sagte sein Anwalt Sokol Vljahen der Nachrichtenagentur AFP. Sein Mandant kenne die Familie Abdeslam vom Sehen, weil er "mehr oder weniger im selben Viertel" gelebt habe, als er im Brüsseler Stadtteil Molenbeek wohnte.
Laut dem Anwalt wird seinem Mandanten vorgeworfen, Abdeslam nach den Anschlägen in seinem Auto durch Brüssel gefahren zu haben. Gegen A. waren am Freitag Ermittlungen wegen Mitgliedschaft in einer "terroristischen Vereinigung" und Beteiligung an "terroristischen Morden" eingeleitet worden. Seine Untersuchungshaft wurde auf einen Monat verlängert.
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