Spicer nennt Katar-Krise "Familienangelegenheit"

  24 Juni 2017    Gelesen: 554
Spicer nennt Katar-Krise "Familienangelegenheit"
Die USA unterhalten in Katar eine Militärbasis, gleichzeitig verkaufen sie Waffen an Saudi-Arabien. Wie verhält sich die Supermacht also in der aktuellen Krise um das Emirat? Regierungssprecher Spicer laviert.
Seit Wochen beschäftigt die Krise zwischen Katar und seinen Nachbarn den Nahen Osten. Doch trotz der Tragweite des Problems wollen die USA in der Angelegenheit offenbar weitgehend passiv bleiben. Das Weiße Haus sieht in der Sache laut Regierungssprecher Sean Spicer eine "Familienangelegenheit", die die betroffen Länder unter sich ausmachen sollten.

Zu dem Ultimatum, das Katars Gegner dem Golfemirat laut Medienberichten gestellt haben, wollte sich Spicer nicht äußern. Die USA seien zwar bereit, eine vermittelnde Rolle zu spielen. Man wolle sich aber nicht in die Diskussion einmischen.

Saudi-Arabien und seine Verbündeten hatten Katar eine Liste mit Forderungen für eine Beendigung ihrer Blockade vorgelegt. Zu den 13 Forderungen zählt laut Medienberichten: die Auflösung des Nachrichtensenders Al Jazeera, eine Distanzierung von Iran und die Schließung eines türkischen Militärstützpunkts.

An einer Neutralität der US-Regierung, wie Spicer sie beschwört, kann allerdings durchaus gezweifelt werden. Bei Donald Trumps Besuch in Riad Ende Mai einigten sich die USA und Saudi-Arabien auf einen Waffendeal im Wert von 110 Milliarden Dollar. Zudem fand Trump wohlwollende Worte für den saudischen König Salman.

Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate hatten Anfang Juni die diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen und eine Blockade gegen das Land verhängt. Sie begründeten dies mit der Unterstützung des Emirats für radikale Gruppen wie die ägyptische Muslimbruderschaft, die palästinensische Hamas, die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) und Al-Qaida.

Allerdings gilt gerade Saudi-Arabien bei der Unterstützung radikaler Gruppen selbst nicht gerade als unbescholten.

US-Außenminister Rex Tillerson hatte am Mittwoch noch gesagt, dass er Katars Gegner gedrängt habe, eine Liste mit "vernünftigen und umsetzbaren" Forderungen auf den Tisch zu legen, um eine Lösung zu finden. Seine Sprecherin hatte zuvor Saudi-Arabien und dessen Verbündeten vorgeworfen, die Blockade gegen Katar nicht ausreichend zu begründen.

Die nun vorgelegten Forderungen an Katar können allerdings nur mit sehr viel Wohlwollen als "umsetzbar" ausgelegt werden. Beobachter gehen vielmehr davon aus, dass sie bewusst harsch formuliert wurden, um Katar eine Annahme quasi unmöglich zu machen.

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