„Ohne Wenn und Aber“: Was die deutsch-russischen Beziehungen in Gang hält – Experte

  28 Juni 2017    Gelesen: 715
„Ohne Wenn und Aber“: Was die deutsch-russischen Beziehungen in Gang hält – Experte
Die Zivilgesellschaft trägt in großem Maße dazu bei, dass die deutsch-russischen Beziehungen nach wie vor einen ganz vitalen Charakter haben. Wie der Geschäftsführer des Deutsch-Russischen Forums (DRF) Martin Hoffmann im Sputnik-Gespräch erläuterte, sind die Städtepartnerschaften dafür das beste Beispiel.
„Hier haben die Städte in der ganzen Zeit, auch in der schweren Krim-Krise, die sich belastend auf die deutsch-russischen Beziehungen ausgewirkt hat, immer zusammengearbeitet“, sagte Hoffmann im Interview mit Sputnik-Korrespondent Nikolaj Jolkin im Vorfeld der 14. Deutsch-Russischen Städtepartnerkonferenz, die am 28. Juni unter Beteiligung der Außenminister Russlands und Deutschlands, Sergej Lawrow und Sigmar Gabriel, in der südrussischen Großstadt Krasnodar beginnt. „Städte und Kommunen beider Länder haben immer das richtige Mittel gefunden.“

Rückgrat der deutsch-russischen Beziehungen

Für ihn sei es besonders wichtig zu unterstreichen, dass „sie in allen Bereichen und nicht nur bei dem bekannten Austausch von Jugendlichen oder von Orchestern bzw. Sportmannschaften, sondern auch in der Wirtschaft, in allen Kulturveranstaltungen, auch im Bereich der kommunalen Selbstverwaltung, immer miteinander kommuniziert und zusammengearbeitet haben.“ In diesem Sinne sei der Bürgerdialog ein wirkliches Rückgrat der deutsch-russischen Beziehungen, das eigentlich unzerstörbar sei, ist sich das DRF-Vorstandsmitglied sicher.

Das Motto der diesjährigen Konferenz „Kontakte knüpfen — Projekte anstoßen — Vertrauen stärken“ erklärte er damit, dass es dem Deutsch-Russischen Forum, das maßgeblich die Städtepartnerschaften fördert, darauf ankomme, dass das Prinzip der Vertrauensbildung bedeute, eben aufeinander zuzugehen. „Es bedeutet, Kontakte zu knüpfen, und zwar ohne Wenn und Aber. Wir wissen auch, dass natürlich in der Politik miteinander geredet wird. Aber oftmals ist es doch ein Monolog: Jeder der beiden Seiten bestätigt sich in seiner These und in seiner Theorie, in der jeweils der andere sozusagen die Schuld an den Schwierigkeiten trägt, die es jetzt in den deutsch-russischen Beziehungen gibt.“

Bürgerengagement gehe hingegen ganz anders vor, erläuterte Hoffmann. „Dort wird zuerst immer gesucht, was einen verbindet. Es wird versucht, aus diesen, manchmal sehr kleinen Projekten eine positive Erfahrung zu ziehen. Und am Ende dieses Prozesses steht die Vertrauensbildung. Und deshalb werben die Bürger dafür, dass wir diesen Weg gehen: zuerst aufeinander zugehen, dann das Vertrauen haben und aus dem Vertrauen dann die Krisen besser bewältigen können.“

Respekt von Politik

Von dem Treffen Lawrows und Gabriels, die die Konferenz eröffnen, erwartet der DRF-Geschäftsführer ein Zeichen der Politik, dass sie den Bürgern für das, was sie in diesen schwierigen Zeiten tun, dankbar sei und dafür einen hohen Respekt zolle. Das sei für Hoffmann am allerwichtigsten. „Es ist das allererste Mal, dass die Außenminister bei so einer Städtepartnerkonferenz dabei sind.“

Martin Hoffmann verwies darauf, dass „es vorher immer Grußworte vom russischen Präsidenten und von der Bundeskanzlerin gab, aber persönlich hat noch niemand teilgenommen. Ich glaube, es ist ein ganz wichtiges Zeichen zu zeigen. Denn die Politik hat oft andere Beschränkungen, auch andere Prioritäten als die Bürgergesellschaft. Aber wir brauchen die Bürger, damit die Kontakte mit der Vertrauensbildung weitergehen und damit Deutschland und Russland ein besseres und ein stabileres Verhältnis miteinander bekommen.“

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