„Es wäre nun sinnvoll, sich darüber Klarheit zu verschaffen, wie folgenschwer für Europa die antirussischen Sanktionen in wirtschaftlicher Hinsicht wären und ob sie Europas Positionen in der Welt tatsächlich ins Wanken bringen könnten“, schreibt Sosnowa.
Das Hauptrisiko bestehe eben darin, dass relativ billiges Pipeline-Gas aus Russland durch Flüssigerdgas insbesondere aus den USA abgelöst werden könnte. Der entsprechende Gaspreis für Europa werde dadurch möglicherweise um 15 bis 20 Prozent ansteigen – und langfristig sogar um 30 Prozent, hieß es.
Für die EU-Handelsbilanz im Allgemeinen sowie für den Euro-Wechselkurs werde dies kaum drastische Nachteile verursachen, denn der geldliche Anteil russischer Gaslieferungen am europäischen Gesamtimport in allen Branchen betrage nur zwei Prozent.
Eine Gas-Verteuerung werde jedoch auf höhere Strompreise hinauslaufen. Vorerst verbrauche die Elektrizitätswirtschaft rund ein Viertel aller Gasmengen in Europa. Die Bedeutung des Energiesektors für die Wirtschaft sei kaum zu überschätzen: „Ausgerechnet dort könnte Europa Kopfschmerzen bekommen, falls die Gaspreise ansteigen. Denn die Aufgabe der EU ist es, die Energiepreise für Haushalte und Unternehmen auf einem stabilen Niveau zu behalten. Eine Destabilisierung könnte ja das Wirtschaftswachstum bremsen und die Konkurrenzfähigkeit von Exportwaren zu beinträchtigen.“
Die Konsumstruktur von russischem Gas in Europa sei dabei nicht homogen:
„Ausgerechnet die Wirtschaft Deutschlands – die größte in der EU – könnte mehr als die anderen Länder durch die US-Sanktionen gegen Russland benachteiligt werden.“
„Im vergangenen Jahr wurden rund 50 Milliarden Kubikmeter russisches Gas nach Deutschland geliefert, wobei der russische Gesamtexport nach außerhalb des postsowjetischen Raums 179,3 Milliarden Kubikmeter betrug. In der Industrie und insbesondere in der Petrochemie nutzt Deutschland Gas deutlich intensiver als die anderen Länder Europas. Für die Konkurrenzfähigkeit deutscher Waren wäre eben preiswertes Gas erforderlich“, erläutert die Expertin.
„Deutschlands Anteil am Bruttoinlandsprodukt der EU macht mehr als 20 Prozent aus und ist damit der höchste. Natürlich haben Deutschlands Worte politisches Gewicht. Zweifelsohne wird das Land seine wirtschaftlichen Interessen verteidigen“, so die Prognose.
Quelle:sputnik.de
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