Trump-Gegner hatten unter dem Motto "Demo gegen Hass" zum Protest gegen eine ebenfalls angemeldete Kundgebung von rechten Demonstranten aufgerufen und waren deutlich in der Überzahl. Die Situation vor Ort war am Sonntagabend (deutscher Zeit) weitgehend friedlich. Dennoch kam es zu einzelnen Rangeleien, als mehrere Dutzend linksorientierte Demonstranten eine kleine Gruppe von Trump-Unterstützern umringten und anschrien. Später durchbrachen mehr als hundert Gegendemonstranten eine Polizeisperre und attackierten Teilnehmer der rechten Kundgebung.
Die Linken skandierten "Kein Trump! Kein KKK! Kein faschistisches Amerika!". Auf Plakaten standen Slogans wie "Rassisten sollen sich wieder schämen" (Make racists ashamed again) oder "Berkeley steht zusammen gegen den Hass" ("Berkeley stands united against hate").
Die Polizei schützte die Kundgebung der Rechten mit Barrikaden und kontrollierte, dass Teilnehmer keine verbotenen Gegenstände wie Baseballschläger, Skateboards oder Tücher zum Vermummen mitbrachten. Die rechte Demo wurde von Amber Cummings organisiert, einer Transgender-Frau und Trump-Anhängerin. Cummings kritisierte, dass die Kundgebung im Vorfeld von Berkeleys Bürgermeister Jesse Arregiun und dessen Amtskollegen in San Francisco "dämonisiert" worden sei. Menschen mit abweichenden Ansichten könnten sich nicht frei äußern, sagte sie.
In Berkeley war in den Sechzigerjahren die Bewegung für Meinungsfreiheit (Free Speech Movement) entstanden: Studenten wehrten sich dagegen, dass die Leitung der renommierten Universität die politischen Aktivitäten der jungen Menschen einschränken wollte.
Bereits am Samstag waren Hunderte Trump-Gegner in den Straßen von San Francisco marschiert. Daraufhin hatte die rechte Gruppierung "Patriot Prayer" eine zeitgleiche Kundgebung abgesagt. Die Stadtverwaltung von San Francisco fürchtete ähnliche Szenen wie in Charlottesville (US-Bundesstaat Virginia) und ließ keinen Zweifel daran, dass sie die Rechtsextremen nicht unterstützt. "Der beschämende, anti-amerikanische Trend der hasserfüllten Extremisten-Demos wird sich leider auch an diesem Wochenende in unserer Stadt fortsetzen", hatte San Franciscos Bürgermeister Ed Lee zuvor gesagt. Dies erfüllte sich nun nicht.
Die Kritik an Donald Trumps Reaktion auf die Ereignisse von Charlottesville klingt unterdessen nicht ab: US-Außenminister Rex Tillerson ist am Sonntag in einem Interviewauf Distanz zu seinem Chef gegangen. Auch der Chef-Wirtschaftsberater Gary Cohn hatte seinem Ärger über den Präsidenten Luft gemacht.
Quelle:spiegel
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