Politik und Wirtschaft befassen sich bereits mit dem Thema. Das Bundesarbeitsministerium legte dazu einen Fortschrittsbericht 2017 vor und das Bundeskabinett verabschiedete ein entsprechendes Fachkräftekonzept, das sich hauptsächlich mit Gesundheits- und Pflegeberufen sowie technischen Berufe, in denen akademische und nichtakademische Fachkräfte knapp seien, beschäftigt. Insgesamt müsse die Politik mehr tun, sagte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles der "Nordwest-Zeitung". Stillstand und Nichtstun seien "in Anbetracht des Wandels der Arbeit der Zukunft grob fahrlässig."
Demographischer Wandel setzt sich fort
Hauptgrund für den drohenden Mangel soll laut Prognos die zunehmende Überalterung der deutschen Gesellschaft sein: "Im Zuge des demografischen Wandels wird sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt in den nächsten 10 bis 20 Jahren erheblich verschärfen", betont Studienautor Oliver Ehrentraut. Auch wenn man inzwischen nicht mehr mit einem so starken Schrumpfen der Bevölkerung rechne, die Zahl der Menschen im arbeitsfähigen Alter werde dennoch weiter kräftig sinken - um gut 10 Prozent bis zum Jahr 2040.
Hinzukomme, dass mit dem wachsenden internationalen Wettbewerb, anderem Konsumverhalten und der Digitalisierung in fast allen Wirtschaftsbereichen manche Berufe nach und nach an Bedeutung verlieren würden. Nach der Vorhersage der Forscher werden etwa viele Sicherungs- und Überwachungstätigkeiten wegfallen. Auch Lastwagenfahrer und Packer müssten damit rechnen, dass ihre Arbeit künftig von Robotern und Automaten erledigt werde.
Umgekehrt werde es an Menschen mit dem künftig dringend gefragten Fachwissen fehlen, so die Prognos-Wissenschaftler. Ein Mangel an Managern, Forschern, Ingenieuren, Ärzten, Pflegern und medizinischen Assistenten werde sich schon 2020, stärker aber bis 2030 bemerkbar machen, in geringem Umfang auch an Kreativen und Journalisten.
"Bildungsoffensive" als Gegenmaßnahme
Um die Fachkräftelücke zu verkleinern oder zu schließen, sprechen sich die Baseler Bevölkerungsforscher auch für eine "Bildungsoffensive" aus: Vor allem die berufliche Ausbildung müsse gezielt gefördert werden, um mehr jungen Menschen zu einem Berufsabschluss zu verhelfen. Bei der akademischen Ausbildung habe sich dagegen viel getan.
Für Menschen im Berufsleben sei eine "effektivere Weiterbildung" erforderlich, die sie auf neue Jobs vorbereiten, die mit dem Einzug des Internets in den Fabrikhallen entstünden.
Zudem sollte Frauen und Männern nach einer Familienpause die Rückkehr in das Erwerbsleben erleichtert werden. Ältere sollten dazu motiviert werden, länger zu arbeiten. Mit beiden Maßnahmen könnte der drohende Arbeitskräftemangel langfristig um rund zwei Millionen Beschäftigte verringert werden.
Quelle: n-tv.de
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