Die Forscher des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) sind besorgt über die heißlaufende Konjunktur in Deutschland. "Die deutsche Wirtschaft steigert ihre Leistung schneller als ihr guttut", schreiben die IfW-Experten anlässlich ihres aktuellen Konjunkturberichts. "Die konjunkturelle Dynamik der deutschen Wirtschaft nimmt zu und mit ihr die Gefahr einer deutlichen Überhitzung mit entsprechendem Rückschlagpotenzial." Auch andere Ökonomen schrauben ihre Wachstumserwartungen hoch, erwarten aber, dass das Wirtschaftswachstum, ohne zu überhitzen, bald wieder abflaut.
Für das laufende und das nächste Jahr erhöhten die IfW-Forscher ihre Wachstumsprognosen. In diesem Jahr dürfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 2,0 (bisherige Prognose: 1,7) Prozent wachsen, gefolgt von einem Zuwachs um 2,2 (2,0) Prozent im nächsten Jahr. Für 2019 wird bei einer Erstprognose ein BIP-Plus von 2,1 Prozent veranschlagt.
Auch die Konjunkturforscher des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) erwarten ein verstärktes Wachstum. Das Bruttoinlandsprodukt wird nach ihrer Prognose in diesem Jahr um 1,9 (bisherige Prognose: 1,6) Prozent zulegen, wie die Experten mitteilten. Für 2018 hoben sie ihre Vorhersage auf 2,0 (1,8) Prozent an.
Aufschwung zum Teil nur "geliehen"
Doch Ökonomen sind uneins, ob der hiesigen Wirtschaft eine Überhitzung droht oder nicht. "Eine Hochkonjunktur fühlt sich gut an, sie ist aber gesamtwirtschaftlich schädlich. Die Übertreibungen im Boom verführen die privaten Akteure zu Fehlentscheidungen, meist flankiert von einer allzu leichtfertigen Wirtschaftspolitik", erläuterte Stefan Kooths, Leiter des IfW Prognosezentrums. "Geschäftsmodelle, die nur im Boom funktionieren, müssen früher oder später wieder kassiert werden. Ähnlich ist es mit staatlichen Leistungen, denen die nachhaltige Finanzierung fehlt."
Das von dem früheren EZB-Ökonomen Marcel Fratzscher geleitete Berliner Institut DIW erwartet dieses und nächstes Jahr allerdings nur ein Wachstum von 1,9 Prozent, das sich 2019 auf 1,6 Prozent abkühlen werde: "Eine Überhitzung droht nicht: Dafür spricht neben den nur verhalten steigenden Löhnen und Preisen auch, dass die Unternehmen trotz der guten Auslastung nach wie vor nur äußerst zögerlich in neue Maschinen und Ausrüstungen investieren."
Laut Fratzscher steht die deutsche Wirtschaft nur scheinbar gut da, obwohl sie in diesem Jahr deutlich wächst: "Der Aufschwung wird nicht von Dauer sein, denn er ist zu einem guten Teil geliehen. Die niedrigen Zinsen und die sehr gute Arbeitsmarktsituation werden nicht von Dauer sein."
Quelle: n-tv.de
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