Eines der Themen sei die Agenda des anstehenden Iran-Besuchs von Erdogan gewesen. Unlängst hatte auch der türkische Generalstabschef Mohammad Bakeri Teheran besucht und sich dabei nicht nur mit seinem iranischen Amtskollegen getroffen sondern wurde auch von Präsident Rohani persönlich empfangen.
Dieser Besuch löste großes Aufsehen in der Welt aus, wobei vor allem über das militärische Zusammenwirken Ankaras und Teherans gesprochen wurde. Aber bei ihrer Annäherung geht es auch um andere Themen.
Kennzeichnend war beispielsweise Ankaras Antwort auf die jüngsten Vorwürfe des US-Justizministeriums gegen den früheren türkischen Wirtschaftsminister Zafer Caglayan. Dieser war seitens der USA beschuldigt worden, das US-Finanzsystem für Transaktionen zugunsten des Irans ausgenutzt zu haben. Neben ihm wurden auch der frühere Chef der Turkish Bank-1, Suleyman Aslan, und zwei seiner Assistenten beschuldigt. Erdogan erklärte darauf, die Handlungen der US-Justiz seien politisch bedingt und Ankara würde nie Sanktionen gegen Teheran verhängen.
„Die Beschuldigungen gegen unseren Ex-Minister halte ich für eine Eskapade gegen die Türkei. Die Anklage gegen ihn ist mit dem Iran verbunden aber der Iran war für uns nie ein Land, gegen das wir Sanktionen einführen würden. Wir pflegen enge Handelskontakte, kaufen dort Energieträger. Dieser Schritt ist absolut politisch, (…) und von solchen Schritten stinkt es“, sagte Erdogan. Sein Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci äußerte, dass die Amerikaner Caglayans Schuld noch beweisen müssten. „Herr Zafer hat nichts gegen die Interessen der Türkei getan und für uns ist das die Hauptsache“, ergänzte er.
Experten sehen in der Annäherung zwischen Ankara und Teheran zwei Aspekte. „Erstens geht es um die reale Annäherung im Kontext einiger Fragen, darunter der Gefahren und Herausforderungen, wobei Ankara und Teheran tatsächlich gemeinsame Interessen haben könnten“, betonte Kyrill Semjonow vom russischen Zentrum für Islam-Studien. „Zweitens soll diese Annäherung den Konkurrenten oder auch Partnern ihre Bereitschaft zu engeren Kontakten für den Fall zeigen, dass ihre Konkurrenten die Interessen des Irans und der Türkei ignorieren.“
„Im ersten Fall wäre ein richtiges Zusammenwirken in der Kurden-Frage möglich. Im zweiten Fall könnte das ein Signal sowohl an die USA als auch an Russland sein, die in letzter Zeit gleich mehrere Deals mit der syrischen Opposition bezüglich der Deeskalationszonen ohne Beteiligung der Türkei und des Irans abgewickelt haben.“
Noch gebe es zwischen Ankara und Teheran Berührungspunkte im Kontext der Katar-Krise, in der die beiden auf diese oder jene Weise Doha in dessen Konfrontation mit Riad und Abu Dhabi unterstützen.
Allerdings gibt es unter Politologen auch die Meinung, dass dieses türkisch-iranische Bündnis eher vorübergehend ist.
„Meines Erachtens ist das eine situationsbedingte Allianz, die vor allem mit dem Kurden-Problem verbunden ist“, sagte der Orientalist Wladimir Saschin. „Aus offensichtlichen Gründen wollen weder die Türkei noch der Iran eine Stärkung des kurdischen Separatismus in Syrien und im Iran. Das ist der wichtigste Punkt, der sie vereinigt. (…) Dennoch glaube ich, dass es zwischen ihnen keine ernsthafte Allianz im politischen Aspekt geben kann.“
Der Experte findet, dass das wichtigste Signal in Richtung USA vom Iran ausgehe. Die Iraner „zeigen: Seht hin, wir haben ein Nato-Land unter unsere Fittiche genommen. Andererseits glaube ich, dass auch die Türkei die USA provoziert. Sie ist immerhin ein Nato-Land, bildet aber eine Allianz mit dem größten Gegner der USA.“
Quelle:sputnik.de
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