BMW bringt Vierfaltigkeit auf die IAA

  15 September 2017    Gelesen: 1329
BMW bringt Vierfaltigkeit auf die IAA
Wer zur IAA auf neue Serien-Highlights von BMW gewartet hat, wird enttäuscht sein. Der lang ersehnte X2 lässt ebenso auf sich warten, wie der offene i8 Roadster. Dafür weisen die Münchner mit vier Studien den Weg in die Zukunft.
Sprichwörtlich im Mittelpunkt des IAA-Auftritts von BMW steht der i Vision Dynamics: Ein durch und durch gefällig gezeichneter Viertürer im Gran-Coupé-Stil, der als Mittelklasse-Elektro-Limousine i5 eines Tages gegen das Tesla Model 3 antreten soll. An dem wird sich auch der Preis orientieren, weniger als 50.000 Euro werden nicht auf dem Preisschild stehen. Und auch dieser Tarif ist nur machbar, weil BMW beim i5 auf den großflächigen Carbon-Einsatz verzichtet und stattdessen viel Leichtmetall und Kunststoff verbaut. Wann er kommt? Geduld! Wahrscheinlich nicht vor 2021.

Dass bis dahin die versprochenen 600 Kilometer Reichweite realisierbar sind, ist wahrscheinlich. Viel mehr Details verraten die Münchner auch noch nicht über den Antrieb. Immerhin: Von Null auf 100 soll er es in vier Sekunden schaffen, die Vmax liegt angeblich bei 200 km/h. Mehr als um die Technik des noch Innenraum-losen Concept-Cars geht es allerdings um das Design. Bis 2025 will BMW 25 elektrifizierte Modelle auf den Markt bringen, zwölf davon sollen rein elektrisch unterwegs sein. Der i Vision Dynamics gibt dafür die optische Richtung vor, so Chef-Designer Adrian van Hooydonk.

Weg vom Extrem

Wohin die Reise geht, ist auf den ersten Blick klar: Anders als der Extrem-Sportler i8 oder der gewöhungsbedürftige City-Flitzer i3 überzeug der i5-Ausblick schon fast mit klassischen Formen, die sich irgendwo zwischen geräumiger Limousine und flachem SUV einordnen; vorgemacht hat es Jaguar mit dem i-Pace, der schon 2018 auf den Markt kommen soll. Treugeblieben ist BMW seinem Vier-Augen-Gesicht, der bekannten Front und den L-Rückleuchten – allerdings braucht’s schon ein wenig Phantasie, um all diese Details zu erkennen. Und die stilisierte, blau-umrandete Niere an der Front, die sich beim i Vision Dynamics schon fast zum Single-Frame-Kühlergrill gemausert hat, ist sicher nichts für Traditionalisten.

Wie die meisten Stromer, fährt auch der i Vision Dynamics mit langem Radstand und kurzen Überhängen vor. Wenn schon kein Bauraum mehr für den üppigen Motorblock nebst ausladender Getriebeeinheit benötigt wird, dann kann man den Platz gleich optimal für die Passagiere nutzen. Auch wenn der Blick ins Cockpit noch verwehrt bleibt, kann man schon jetzt von einer Lounge-ähnlichen Landschaft mit viel Freiraum – und sicher vielen hochauflösenden Displays – ausgehen. Ob es ein Lenkrad gibt? Wahrscheinlich schon. Weitgehende autonome Funktionen hat BMW allerdings schon mit der Studie i Next angekündigt, und wenn der Gesetzgeber mitspielt, könnte der i5 vielleicht sogar der erste Level-4-BMW werden, der grundsätzliche in allen Situationen alleine fahren kann

Klare Ansage

So weit ist der X7, der schon nächstes Jahr beim Händler steht, noch nicht. Dafür punktet das Über-SUV mit anderen Stärken: Luxus, und schierer Größe. Selbst mit über 1,90 Meter Körperlänge fühlt man sich neben dem offiziell noch als Studie deklarierten Blech-Koloss i7 i Performance klein. Aber gut, schließlich müssen in dem Fünf-Meter-Plus-Concept-Car auch sechs Personen Platz finden. Besonders angsteinflößend sind die gigantischen 23-Zoll-Räder, die maximierte Kühlerniere und die Lufteinlässe in der Front, bei denen man durchaus Bedenken haben muss, dass sie kleine Hunde einsaugen könnten. Ebenfalls Geschmackssache: Der mit dem Geo-Dreieck gezeichnete Chrom-Winkel an der Flanke, den wir wahrscheinlich in der Serie wiederfinden werden.

Fast schon zurückhaltend zeigt sich der X7 nicht nur in der Heckansicht, sondern auch im Innenraum: Hier gibt es bekannte BMW-Optik, die ein wenig auf Zukunft getrimmt wurde. Das volldigitale 12,3-Zoll-Kombiinstrument ist neu, aber kein Hexenwerk, der fahrerorientierte Infotainment-Bildschirm sitzt da, wo er immer sitzt, und auch das Bedienfeld auf dem Mitteltunnel, mit Automatik-Wählhebel und Kontrolleinheit, wirkt vertraut. Einzig der iDrive-Knubbel sieht in der Studie etwas anders aus: BMW könnte schon mit dem X7 ein neues Bedienkonzept einführen, das vor allem auf Touch- und Gesten-Befehle reagiert.

Ansonsten regiert im X7 der Luxus: Mindestens auf 7er-Niveau, ist auf der Messe in Frankfurt zu hören. Das gilt vor allem auch für die zweite Reihe, wo die Gäste auf Einzelsitzen Platz nehmen. Zumindest in der Studie haben die beiden Fondgäste auch einen eigenen Touchscreen und können Inhalte an die vorderen Passagiere schicken. Ob die 2-2-2-Bestuhlung es in die Serie schafft, ist allerdings fraglich; vielleicht als noble Sonderausstattung. Die Basis aber, die mit schätzungsweise rund 130.000 Euro alles andere als ein Einstiegs-Modell ist, wird wohl als Siebensitzer vorfahren.

Endlich wieder ein Roadster

Um das Studien-Quartett abzurunden, hat BMW auch noch zwei schon bekannte Konzepte mit an den Main gebracht. Das Concept Z4 hatte seine Premiere vor wenigen Wochen beim Concours d’Elegance in Pebble Beach/Kalifornien und dürfte auch in Frankfurt Roadster-Fan-Herzen höher schlagen lassen. Nach Zeiten des Verzichts rückt damit ein Z4-Nachfolger in greifbare Nähe, schon im kommenden Jahr will BMW die Serienversion enthüllen. Dass die sich großartig von der Studie unterscheidet, erwartet keiner. Wir dürfen uns also auf knackige Proportionen, schlanke Überhänge und langgezogene Hutzen hinter dem Cockpit freuen, die durchaus Erinnerungen an offene Rennwagen wecken. Auch die tiefliegende Nieren-Nase greift auf ein historisches Vorbild zurück, sie soll dem Z8 aus dem Jahr 2000 huldigen

Während man sich an der Optik zu genüge ergötzen darf, behält BMW technische Details lieber für sich, welcher Motor unter dem schicken Blechkleid steckt, bleibt auch hier ein Geheimnis. Wer sich im BMW-Regal umschaut, dürfte aber geeignete Antriebe für den Fahrspaß-Münchner finden; dass es den Z4 auch als Handschalter geben wird, ist Roadster-Ehre. Da die Bayern den Wagen zusammen mit Toyota entwickeln, die ihn – allerdings als Coupé - als Supra-Neuauflage vermarkten wollen, ist auch ein Hybrid-Antrieb über kurz oder lang nicht unwahrscheinlich.

Alle Acht-ung
Während Z4-Jünger erst seit Mitte 2016 darben müssen, sitzen 8er-Fans schon seit den 90er Jahren auf dem Trockenen. Doch auch Ihnen macht die IAA Hoffnung: BMW hat das im Mai erstmals gezeigte Concept 8 Series mit riesiger Schnauze, langem Radstand und bulligem Heck nochmal ins Rampenlicht gerückt, das ebenfalls schon nächstes Jahr in Serie gehen soll. Anders als beim X7, will BMW mit dem neuen 8er nicht unbedingt seine Ambitionen im Luxus-Segment deutlich machen, sondern vor allem auf Sportlichkeit setzen. Das heißt: Die Münchner blasen damit nicht zwingend zum Angriff auf das soeben frisch geliftete S-Klasse Coupé, sondern wollen sich sogar mit Porsche 911, AMG GT und Aston Martin DB11 messen.

Bei solchen Mitbewerbern ist ein M8 natürlich Pflicht, den es in der bisherigen Geschichte übrigens noch nie gab – ein Prototyp des E31 hat es nicht in die Serie geschafft. Möglicher Antrieb des Power-Achters: Der 4,4-Liter-V8 aus dem M5 mit bis zu 650 PS. Ein durchaus standesgemäßer Ersatz für den 6,6-Liter-Zwölfzylinder aus dem M 760Li, der für das Coupé schlichtweg zu schwer sein dürfte. Erster Vorbote auf das Kundenmodell, das wohl für nicht unter 180.000 Euro zu haben ist, ist übrigens der M8 GTE, der bereits im Sommer getarnt auf dem Eurospeedway in der Lausitz antrat. Jetzt hat er seine Hüllen fallen lassen und soll ab dem kommenden Jahr für eine erfolgreiche Rückkehr BMWs in die Langstrecken-WM sorgen.

Quelle: n-tv.de

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