Das Ausmaß der Aktion beeindruckt. Allein am Dienstag wurden nach Medienangaben wegen derartigen Anrufen in Omsk, Stawropol, Juschno-Sachalinsk, Magadan, Wladiwostok, Perm, Kaliningrad, Krasnojarsk, Jakutsk sowie in anderen Städten Menschen aus mehr als 200 zivilen Objekten in Sicherheit gebracht.
In Moskau wurden am Mittwoch rund 50.000 Menschen in Sicherheit gebracht. Am Donnerstag mussten in Moskau und Sankt Petersburg wegen der Berichte über angebliche Bomben mehr als 100.000 Menschen evakuiert werden.
Nach verschiedenen Einschätzungen lagen die Verluste der Unternehmen wegen der Telefon-Terroristen allein in Moskau bei mehr als 170 Millionen Rubel. Anscheinend sind an den Versuchen, die Bevölkerung einzuschüchtern und die Sicherheitsdienste zur Arbeit zu bewegen, äußere Kräfte beteiligt. Laut einer Quelle in den Rechtsschutzorganen gibt es Informationen, dass Anrufe aus der Ukraine erfolgten. Zugleich meinen viele Experten, dass die Terroristen mithilfe von zahlreichen Services der IP-Telefonie vorgegangen wären, was anonyme Anrufe per Internet aus jedem Ort der Welt ermögliche, wobei die Bestimmung des Ortes, wo der Anruf getätigt wurde, sehr schwierig sei.
Damit stößt Russland de facto auf eine Erscheinung, bei der mithilfe von Internettechnologien der Versuch unternommen wurde, die Bevölkerung und die Behörden des Landes massiv zu beeinflussen. Inwieweit dieser Versuch erfolgreich war, ist schwer zu erkennen.
Laut dem Sicherheitsexperten Andrej Massalowitsch handelt es sich bei den Bomben-Anrufen um einen neuen Typ von Hackerangriffen, die auf die Destabilisierung in Russland gerichtet sind. Ihm zufolge wird der Höhepunkt dieser Aktivitäten auf das Jahr 2018 entfallen, in dem die Präsidentschaftswahlen stattfinden.
Der Cybersicherheitsexperte Alexander Owtschinnikow meint, dass die Bombenanrufe ein Element des Hybrid-Kriegs seien. Sie seien von Sicherheitsdiensten der dem Land unfreundlich gesinnten Länder provoziert worden, um die Arbeit der örtlichen Machtorgane, des Innenministeriums und anderer Sicherheitsbehörden zu torpedieren. Das Ziel der Attacke sei es, der Organisation des Manövers „Zapad 2017“ zu schaden.
„Diese Manöver wurden strategisch genannt, weil sie mehrere Regionen Russlands umfassen. Daran nehmen nach offiziellen Angaben des Verteidigungsministeriums die höchste militärpolitische Führung und operative Gruppen anderer Sicherheitsbehörden teil – des Innenministeriums, der Nationalgarde, des FSB und des Zivilschutzministeriums Russlands“, so der Experte.
„Wir wissen nicht, ob Hackerangriffe auf Organe der Militärverwaltung Russlands verübt wurden. Doch die massiven Aktivitäten der Fake-Telefonterroristen fielen zeitlich mit dem Beginn der Manöver der Nato, der Ukraine und anderer Länder an der Grenze zu Russland zusammen.“ In Estland gebe es das Nato-Zentrum für Cybersicherheit, in Lettland das Zentrum der Allianz für strategische Kommunikationen. Kurz vor dem Manöver „Zapad 2017“ hatte der estnische Premier Jüri Ratas gesagt, dass sein Land zusammen mit Verbündeten das Manöver aufmerksam verfolgen und bei Bedarf reagieren werde. Doch wie reagiert werden würde, wurde nicht gesagt. „Wir wissen jedoch, dass Cyber-Kriege im Arsenal der Nato-Strategen auf Platz eins stehen. Die Nato schaltet auch die Ukraine in diesen Prozess ein“, so der Experte.
Quelle : sputnik.de
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