Als im Mai 1996 die ersten Öleinnahmen übertragen worden seien, habe sich noch niemand eine derartige Steigerung ausmalen können, sagte Slyngstad weiter. Grund für die jüngsten starken Wertsteigerungen sind vor allem die stetig steigenden Kurse an den weltweiten Aktienmärkten. "Das Wachstum des Marktwerts des Fonds war atemberaubend", sagt Fondsmanager Slyngstad. Es ist zudem ein transparentes Wachstum: Die norwegische Zentralbank gibt den Wert des Fonds - in norwegischen Kronen - in Echtzeit auf ihrer Seite an.
Der Fonds wird erst seit etwas mehr als 20 Jahren gefüllt - und hat sich seitdem zum größten Staatsfonds der Welt entwickelt. Damals ging man davon aus, dass er erst in den Zwanzigerjahren dieses Jahrhunderts auf den 1,3-fachen Wert der jährlichen Wirtschaftsleistung Norwegens anwachsen würde.
Die nun 2017 erreichte Billionenmarke entspricht allerdings bereits der zweieinhalbfachen Wirtschaftsleistung des Landes. Auf jeden der rund 5,3 Millionen Einwohner Norwegens kommt nun rechnerisch ein Vermögensanteil von rund 193.000 Dollar.
Norwegen verfügt über große Öl- und Gasreserven, die Förderung der fossilen Brennstoffe ist der dominierende Wirtschaftszweig des Landes. Allerdings sind die Reserven endlich, zudem ist eine derart große Abhängigkeit von Öleinnahmen auch angesichts der stark schwankenden Preise auf dem Weltmarkt auf lange Sicht gefährlich. 1990 hatte sich das Land unter anderem deshalb dazu entschieden, Einnahmen aus der Förderung in einen Staatsfonds fließen zu lassen.
Der Fonds dient als eine Art Versicherung für die Zeit nach dem Ende der Förderung und den damit absehbar zwingenden Strukturwandel der norwegischen Wirtschaft. 60 Prozent des Vermögens waren bislang in Aktien angelegt, 35 Prozent in Anleihen vor allem von Staaten und fünf Prozent in Immobilien. Angesichts der derzeit niedrigen Zinsen auf Staatsanleihen könnte allerdings der Aktienanteil künftig erhöht werden, zumindest war das die Empfehlung der zuständigen Expertenkommission im vergangenen Oktober.
Zuletzt war der Staatsfonds weltweit an etwa 9000 Firmen beteiligt und hielt 1,3 Prozent aller gehandelten Aktien. Große Anteile besitzt der Staatsfonds zum Beispiel am Volkswagen-Konzern oder der britischen Supermarktkette Tesco. Dabei befolgen die Fondsmanager ethische Richtlinien, so werden etwa keine Aktien von Rüstungskonzernen gekauft oder von Energieversorgern, die zu stark auf Kohle setzen. Diese Selbstbeschränkung habe von 2006 bis 2016 etwa 1,3 Milliarden Euro weniger an Rendite eingebracht als möglich, teilte der Fonds im Frühjahr mit.
Für den Staatsfonds gilt, dass das Vermögen an sich nicht angetastet werden darf, wohl aber die Erträge daraus - also etwa Dividendenzahlungen. Auch dafür gibt es aber eine Begrenzung, die norwegische Regierung darf jährlich höchstens drei Prozent des Fondswertes in den Staatshaushalt fließen lassen. Im Etat für 2017 liegt diese Quote bei 2,8 Prozent - was deutlich macht, dass der Fonds nicht ausschließlich der Finanzierung künftiger Aufgaben dient, sondern bereits jetzt für die vergleichsweise großzügige öffentliche Infrastruktur verwendet wird.
Quelle:spiegel
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