Die Aktie hatte bereits am 6. September ihren Erholungskurs deutlich beschleunigt. Damals äußerten sich etliche Analysten nach dem vorherigen deutlichen Kursrückgang positiv zu dem Papier, weil Investoren wegen der Diskussion um den Dieselantrieb und der Sorge über die Gewinnentwicklung angeblich zu pessimistisch seien.
Die jüngsten Nachrichten von Daimler zeigen allerdings, dass die Anleger möglicherweise doch nicht zu skeptisch sind. "Um sicherzustellen, dass wir so profitabel bleiben, wie wir sind, haben wir ein neues Programm aufgelegt, das uns einen Schub von zusätzlichen vier Milliarden Euro über die kommenden Jahre bringen soll", sagte Vorstandschef Dieter Zetsche Anfang September auf einer Investorenveranstaltung. Er will in den nächsten Jahren das gesamte Produktportfolio elektrifizieren. Ab 2022 sollen alle Fahrzeuge auch als Hybrid- oder Elektro-Variante angeboten werden. Doch damit könnten die Probleme erst beginnen.
Elektroautos sorgen für Margendruck
Elektroautos haben zumindest am Anfang eine deutlich geringere Gewinnmarge als die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, warnte Frank Lindenberg, der Finanzchef der Sparte Mercedes Benz Pkw. "Wir streben immer noch zehn Prozent Umsatzrendite an", sagte er. Doch das Unternehmen müsse sich für eine Übergangsphase auf einen Korridor von acht bis zehn Prozent bei der operativen Marge einstellen. Im zweiten Quartal lag sie noch bei stattlichen 10,2 Prozent.
Das rasante Wachstum des Marktes für Elektrofahrzeuge bringt Daimler enorm in die Bredouille. So müssen sie wie die anderen deutschen Autobauer auch kräftig investieren, weshalb die Sachinvestitionen bei Mercedes Benz Pkw im Zeitraum 2017 bis 2018 auf insgesamt 10,5 Milliarden Euro steigen sollen. Zum Vergleich: im Jahr 2016 betrugen sie 4,1 Milliarden. Im gleichen Zeitraum sollen die Ausgaben für Forschung & Entwicklung auf 12,2 Milliarden zulegen, gegenüber 5,7 Milliarden für 2016.
Daimler hat aber kaum eine andere Wahl zu diesen Investitionen. Der Premiumhersteller muss in den Zukunftsmarkt Elektrofahrzeuge energisch vordringen, sonst gehen Marktanteile verloren. Je stärker Daimler aber in dem Segment wächst, umso größer wird gleichzeitig der Druck auf die Marge. Das wird vielen Investoren zusehends klar, wie das niedrige 2018er-KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von lediglich 7,5 anzeigt. Damit ist Daimler die am drittniedrigsten bewertete Aktie im Dax hinter Volkswagen mit 5,5 und Lufthansa mit 6,7. Die Skepsis vieler Investoren gegenüber den Gewinnperspektiven des Premiumherstellers ist groß.
Tesla strebt eine Absatzexplosion an
Dagegen ist die Stimmung bei Tesla deutlich euphorischer. So spielt bei Anlegern die Profitabilität bislang keine Rolle. Sie schauen vielmehr auf das kräftige Absatzwachstum, das sich durch das Model 3, die neue Limousine von Tesla, deutlich beschleunigen soll. Vorstandschef Elon Musk hat für 2018 eine Produktion von insgesamt 500.000 Fahrzeugen in Aussicht gestellt, 2020 sollen es sogar eine Million werden. Sollten die Verkäufe die gleiche Größenordnung erreichen, entspräche das einer Explosion gegenüber dem Jahr 2016 von 76.230 Autos, ein noch nie dagewesener Produktionssprung in der Automobilbranche.
Tesla-Chef Elon Musk ist allerdings für seine großspurigen Ankündigungen bekannt - da ist beispielsweise der Elektro-Sattelschlepper, den er Ende Oktober vorstellen und Ende 2019 produzieren will. Solange Musk immer neue Hasen aus dem Hut zaubert, ist nicht absehbar, wann das Papier nachhaltig nach unten drehen könnte. Daher könnte aus dem Herausforderer Tesla bald ein Gigant werden, der etablierte Autobauer abhängt.
Auch die Aktie könnte im aktuellen Umfeld gegenüber der Daimler-Aktie weiter auf der Überholspur sein. "Daimler und VW gehören beide zu den beliebtesten Basiswerten deutscher Anleger", sagt Manuel Suckart vom Onlinebroker Degiro. Aufgrund der jüngsten Entwicklung werden sie sich aber möglicherweise von einem der beiden Titel trennen. Das Rennen um die Elektromobilität geht in die nächste Runde.
Quelle: n-tv.de
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