Orban: EU will halbe Million Syrer umsiedeln
Auf eine Frage zu dem angeblichen Geheimplan sagte EU-Vizekommissionschef Frans Timmermans in Brüssel: "Ich werde es versuchen und in klaren Begriffen erklären: Unsinn." Der Niederländer ging nicht näher auf Details ein. Er hatte vor dem EU-Türkei-Gipfel wochenlang mit Ankara über einen gemeinsamen Aktionsplan der EU und der Türkei zur Bewältigung der Flüchtlingskrise verhandelt.
Dieses neue Flüchtlingskontingent solle offenbar auf die EU-Länder verteilt werden, sagte Orban. "Diese böse Überraschung erwartet Europa." Er erwarte starken Druck auf sein Land ebenso wie auf Polen, die Slowakei und Tschechien, einen Teil der Flüchtlinge aufzunehmen. Ungarn werde dies aber nicht akzeptieren. Orban sagte, eine derartige Vereinbarung zur Umsiedlung von Flüchtlingen aus der Türkei sei schon beim EU-Gipfel auf Malta Mitte November im Gespräch gewesen, dann aber verworfen worden.
Gespräche über legale Einreise
Tatsächlich hatte kurz vor dem EU-Türkei-Gipfel eine kleine Runde führender Politiker von acht EU-Ländern, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel, über legale Einreisemöglichkeiten für in der Türkei befindliche Flüchtlinge beraten. Eine Zahl wurde dabei nicht bestätigt. Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" sei von 400.000 Flüchtlingen die Rede gewesen.
Unabhängig davon plant Budapest eine gerichtliche Klage gegen die von der EU beschlossene Pflicht zur Aufnahme von Flüchtlingen nach einem Verteilungsschlüssel. Die Slowakei hat deshalb bereits beim Europäischen Gerichtshof eine Klage eingereicht.
Die Türkei hatte sich bei dem Treffen verpflichtet, den Transit von Flüchtlingen in Richtung Europa einzudämmen. Im Gegenzug hat die EU der Türkei eine raschere Abschaffung des Visumszwangs und Finanzhilfen von drei Milliarden Euro zur Versorgung von Flüchtlingen vor Ort in Aussicht gestellt.