Im Vorfeld des Besuchs des saudischen Monarchen gab es viele Gerüchte über die mögliche Unterzeichnung von diversen bilateralen Dokumenten. Einige Behauptungen wurden auch von Offiziellen bestätigt. Russlands Energieminister Alexander Nowak teilte beispielsweise mit, dass der Russische Fonds für Direktinvestitionen und Saudi-Arabien ein Memorandum zur Bildung eines Fonds für eine Milliarde Dollar bilden werden. Der Leiter des Fonds für Direktinvestitionen, Kyrill Dmitrijew, kündigte seinerseits an, dass es unter anderem um die Gründung eines Dienstleistungsunternehmens in der Ölbranche in Russland gehen könnte, das faktisch in Saudi-Arabien arbeiten und unter anderem russische Technologien auf den saudischen Markt bringen könnte.
Nowak informierte darüber hinaus, dass der saudische staatliche Ölriese Saudi Aramco ein Memorandum zur Bildung eines Joint Ventures mit der russischen Holding Sibur und ein Kooperationsabkommen mit Gazprom Neft unterzeichnen könnte.
Laut Reuters könnte Saudi Aramco auch ein Memorandum über gegenseitige Verständigung bezüglich gemeinsamer Investitionen mit dem russischen privaten Ölunternehmen Novatek unterschreiben.
Der russische Konzern Rosneft hatte zuvor erklärt, er wäre an Aktien von Saudi Aramco nach dessen Privatisierung im kommenden Jahr interessiert.
Infrage käme auch ein Ausbau der Kooperation auf Gebieten wie Maschinenbau, Hüttenindustrie, chemische Industrie und Landwirtschaft. Die Dozentin der russischen Wirtschaftsuniversität „Georgi Plechanow“, Irina Komarowa, sagte außerdem, dass Riad an der Entwicklung seiner Eisenbahninfrastruktur interessiert sei, und vor diesem Hintergrund wäre die Unterzeichnung von mehreren Verträgen mit den Russischen Eisenbahnen AG (RZD) möglich. Außerdem wissen die Saudis die russische Panzertechnik hoch zu schätzen, ergänzte die Expertin.
Allerdings hatten Moskau und Riad auch früher viele Kooperationsabsichten, doch nur wenige von ihnen wurden umgesetzt. Der Leiter der Staatskorporation Rostech, Sergej Tschemesow, räumte beispielsweise ein, dass es beim Zusammenwirken Schwierigkeiten gab.
„Vor fünf Jahren hatten wir Verträge für 20 Milliarden Dollar abgeschlossen, aber damals kaufte Riad gar nichts“, betonte er.
Die von der "Nesawissimaja Gaseta" befragten Experten zeigten sich nicht gerade optimistisch: „Die Erfahrungen der früheren Jahre zeigen, dass die meisten Projekte nur Papier bleiben“, so der Analyst Viktor Makejew (Gerchik & Co.). Dennoch schloss er nicht aus, dass das persönliche Treffen Präsident Putins mit dem saudischen König reale Fortschritte bringen könnte.
Dieser Auffassung stimmte auch Sergej Koslowski (Grand Capital) zu: „Angesichts des Status des Besuchs ist die Unterzeichnung von konkreten Verträgen in einigen Bereichen zu erwarten.“
Andere Branchenkenner machen kein Hehl aus ihrem Pessimismus. „Womit könnten die zwei größten Ölproduzenten gegenseitig gewinnbringend handeln? Die Exporteinnahmen Saudi-Arabiens und Russlands belaufen sich zu 90 bzw. 70 Prozent auf fossile Brennstoffe. Sie haben einfach nichts, womit sie miteinander handeln könnten“, meint der Investitionsdirektor der Firma Piter Trust, Michail Altynow.
Dem widersprach aber der Chefanalyst von TeleTrade, Pjotr Puschkarjow: „Saudi-Arabien könnte mit uns seine Erfahrungen bei innovativen Produktionen teilen: Es hat immerhin Projekte im Bank- und Infrastrukturwesen.“
Das Zusammenwirken mit Riad sei für Moskau vor allem angesichts der scharfen westlichen Wirtschaftssanktionen sehr wichtig, sagte Iwan Kapustjanski (Forex Optimum). „Die russischen Geschäftskreise suchen ständig nach neuen Wachstumsmöglichkeiten und nach neuen Wirtschaftspartnern, und Saudi-Arabien könnte ein solcher werden.“
Quelle:sputnik.de
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