„Katalonischer Erdrutsch“ auf Balkan: Serbien-Albaner wollen Angliederung an Kosovo

  06 Oktober 2017    Gelesen: 752
„Katalonischer Erdrutsch“ auf Balkan: Serbien-Albaner wollen Angliederung an Kosovo
Der Premierminister des selbsternannten Kosovo, Ramush Haradinaj, will allen Albanern im Süden Serbiens kosovarische Pässe geben – und das schon innerhalb der nächsten Monate. Inwiefern dieser Schritt kein real-politischer, sondern eher ein politischer „Bluff“ ist, erklärt der Dozent der Belgrader Universität Stefan Surlic.
Nach der kosovarischen Verfassung sei eine Doppelstaatsbürgerschaft erlaubt, jedoch sei der reale Nutzen eines kosovarischen Passes für Albaner im Süden Serbiens (in Kosovo werden diese als „Albaner des östlichen Kosovo bezeichnet) äußerst fraglich, meint der Dozent des Lehrstuhls für Politikwissenschaft an der Belgrader Universität Stefan Surlic.

Solche Aussagen des kosovarischen Premierministers Haradinajs, der im Übrigen von der serbischen Regierung wegen Kriegsverbrechen während des Kosovo-Krieges beschuldigt werde, sollten eher als gezielte Provokationen gewertet werden – oder mit anderen Worten als politischer „Bluff“.
Schließlich würden die Albaner selbst die serbischen Pässe gerne nutzen, um in die EU reisen zu können, während Papiere der „Republik Kosovo“ ihnen kaum Türen öffnen würden.

„Diese Aussagen von Haradinaj muss man vor allem aus der Perspektive der (kosovarischen – Anm.d.Red.) Innenpolitik betrachten“, erklärt der Experte.

Der kosovarische Politiker rechne damit, dass diejenigen Albaner in Serbien, die heute die kosovarische Staatsbürgerschaft bekommen würden, seine Politik in der Zukunft unterstützen würden.

Außerdem versuche er sich so als der Beschützer von Albanern außerhalb Kosovos darzustellen.

„Dabei sind die Versprechungen Haradinajs gefährlich, denn damit sagt er Belgrad, dass Serbien Probleme in seinen drei südlichen Bezirken bekommen werde“, betont Surlic.

Es handele sich hierbei um die Regionen Presevo, Bujanovac und Medvedja, wo es schon zwischen den 1990er und den 2000er Jahren Konflikte gegeben habe.
Damals hätten in dieser Region Kampfhandlungen zwischen serbischen Truppeneinheiten und Kämpfern der Terrororganisation „Armee zur Befreiung von Presevo, Bujanovac und Medvedja“ stattgefunden.

Wenn Haradinaj also darüber gesprochen habe, dass „die Ost-Kosovaren ihr Blut für den Staat Kosovo“ geopfert hätten, habe er genau diese Leute gemeint.

Einige von ihnen sind von Serbien gesuchte Kriegsverbrecher, wie etwa der Feldkommandeur Sefket Musliju, dem der Mord an kosovarischen Serben vorgeworfen wird und der an Zusammenstößen der albanischen Terroristen mit der mazedonischen Polizei in der Ortschaft Kumanovo im Jahr 2015 teilgenommen hat.

Ein Verwandter von Sefket und Anführer der Albaner im Süden Serbiens, Jonuz Musliju, versucht unterdessen die internationale Aufmerksamkeit für das katalonische Unabhängigkeitsreferendum auszunutzen.
Er rief die internationale Gemeinschaft in diesem Zusammenhang dazu auf, ein Referendum der serbischen Albaner aus dem Jahr 1992 anzuerkennen, als sich ein Großteil der Albaner für einen Anschluss an Kosovo ausgesprochen hatte.

„Ein Referendum ist ein Ausdruck der Meinung und das legitime Recht des Volkes – in dem Fall der Katalanen. Das Referendum der ethnischen Albaner (in den Provinzen Presevo, Bujanovac und Medvedja – Anm.d.Red.) ist genauso legitim“, sagte in diesem Zusammenhang Musliju.

Mit dieser Volksinitiative werde „Frieden und Stabilität in den Beziehungen zwischen Serbien und Presevo“ garantiert werden können und auch das Recht der Albaner gewahrt, so der Anführer der Albaner im Süden Serbiens weiter.

Musliju betonte auch, dass in den drei Munizipalitäten insgesamt mehr als 100.000 Albaner leben würden.
Er ist allerdings für markige Bemerkungen bekannt.

Im Frühling dieses Jahres erklärte er, Edi Rama sei sein Präsident – das Problem: Rama ist eigentlich Premierminister von Albanien.

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