Interview mit Otto Hauser, Honorarkonsul der Republik Aserbaidschan

  10 Oktober 2017    Gelesen: 2393
Interview mit Otto Hauser, Honorarkonsul der Republik Aserbaidschan
Herr Hauser, von 1983-1998 waren sie Mitglied des deutschen Bundestags und darüber hinaus parlamentarischer Staatssekretär sowie der letzte Sprecher der Bundesregierung Kohl. Bildungspolitik hat während ihrer Zeit als aktiver Politiker immer eine Rolle gespielt. Erläutern Sie uns doch bitte kurz warum das Thema Bildung auch heute als Honorarkonsul für sie noch eine so wichtige Rolle spielt?
Hauser: Viele Länder haben in den vergangenen Jahren eine außergewöhnlich positive Wirtschaftsentwicklung durchlaufen – so auch Aserbaidschan. Ein wesentlicher Baustein in der Entwicklung dieser Länder und ihrer Wirtschaft muss nun der Bildungssektor sein. Der Bildung kommt eine Querschnittsfunktion zu, denn weder das Gewerbe, das Handwerk, der Service oder die Landwirtschaft kann auf qualifizierte Mitarbeiter verzichten. Reformen im beruflichen Bildungswesen kommen daher eine hohe Bedeutung zu, weil sie ein elementarer Bestandteil wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklungen sind.

Was ist aus ihrer Sicht der Mehrwert einer dualen Berufsausbildung?

-Hauser: Die Erfolgsgeschichte der Wirtschaftsentwicklung Europas, insbesondere auch Deutschlands, ist nicht vorstellbar, ohne eine ausgeprägte und qualitativ hochwertige berufliche Bildung. Eine duale Berufsausbildung verschafft den Absolventen schon in der Ausbildungsphase ausgiebige Erfahrungen in der Arbeitspraxis. Dadurch können sie von den Betrieben sofort nach der Ausbildung als Fachkräfte für anspruchsvolle Aufgaben eingesetzt werden. Viele Länder sehen bei ihrer strategischen Ausrichtung Europa und insbesondere Deutschland als Vorbild, dies liegt sicherlich auch darin begründet, dass deutsche Bildungseinrichtungen, vor allen Dingen in der beruflichen Bildung, Vorbild beim Aufbau eines leistungsfähigen Berufsbildungssystems sein können.

-Kann man das duale Berufsausbildungssystem als international Exportschlager bezeichnen? Und lässt es sich eins-zu-eins exportieren?

-Hauser: Über das Honorarkonsulat habe ich natürlich viele Anfragen aus Aserbaidschan, aktuelle unterstützen wir das Land beim Aufbau von Pilot-Berufsschulen und in der Entwicklung von Lehrplänen – alles nach deutschem Vorbild. Darüber hinaus bekommen wir ebenfalls Anfragen aus verschiedenen Ländern, momentan liegt mir eine Einladung der Arabischen Liga vor, die 22 Mitgliedsstaaten wollen mich in einem ersten Schritt zu einem Treffen des Ministerrats einladen, auf dem ich zum Thema duale Berufsausbildung referieren soll. Eigentlich gilt für jedes Land: Das System kann in der Regel nicht eins-zu-eins übertragen werden, sondern muss an die jeweiligen lokalen Bedingungen angepasst werden. Dabei werden aber immer die Kernelemente der dualen Berufsausbildung beibehalten. Deshalb würde ich auch sagen wir exportieren nicht im eigentlichen Sinn, sondern wir kooperieren und beraten.

-Was sind Ihrer Meinung nach die entscheidenden Vorteile für ein Land, das die duale Berufsausbildung nach deutschem Vorbild umsetzten will?

-Hauser: Das Markenzeichen “Made in Germany“ beruht auf der innovativen Kraft der Unternehmen und den damit verbundenen technischen und wirtschaftlichen Entwicklungen. Ohne hoch qualifizierte, motivierte und theoretisch sowie praktisch aus- und weitergebildete Mitarbeiter wäre diese Entwicklung nicht möglich gewesen. Diese qualifizierte ”Workforce“ ist das Rückgrat für die Leistungsfähigkeit und die Zukunftsorientierung der deutschen Wirtschaft. Hier liegt auch der entscheidende Vorteil für andere Länder, mit der dualen Berufsausbildung haben diese Länder die große Chance eine sinnhafte Wertschöpfung des Staates zu erschaffen.

Quelle: Aserbaidschan-1101181" target="_blank">azertag

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