Wenn aus dem BMW 5er GT ein 6er wird

  12 Oktober 2017    Gelesen: 1281
Wenn aus dem BMW 5er GT ein 6er wird
Dass der 5er GT eine Neuauflage erhält, war bei den Verkaufszahlen nicht zu erwarten. Aber weil die Kunden sehr zufrieden sind und BMW nicht aufs Geld schauen muss, hält man die Nische mit dem neuen 6er Gran Turismo fest im Griff.

Hätten die Sparkommissare im Münchner "Vierzylinder" das Sagen gehabt, wäre es wohl zu einem weiteren Zwitter-Mobil aus 7er und 5er nicht gekommen. "Es wurde intensiv diskutiert", räumt Projektleiter Claus Griebel ein, dem man seine Zufriedenheit anmerkt, dass der Vorstand letztlich überzeugt werden konnte. Das Konzept sei schon immer gut gewesen, meint Griebel, aber da der 5er GT "von innen nach außen konstruiert" worden sei, habe die optische Erscheinung nicht jedermann zufrieden gestellt. Und Design ist nicht nur bei BMW ein wichtiger Kaufgrund.

In der Optik könnte es also gelegen haben, dass letztlich in acht Produktionsjahren noch nicht einmal 200.000 Exemplare weltweit abgesetzt wurden. Eigentlich zu wenig, um mit Volldampf einen Nachfolger zu starten. Doch mit viel Gespür für Harmonie, weiche Linien und Design-Tricks zur Kaschierung großflächiger Bauteile wurde eine neue Karosserie geschaffen, der man Wuchtigkeit und indifferente Proportionen nun wirklich nicht nachsagen kann. Die Seitenansicht wirkt eleganter, weil die Zahl der rahmenlosen Einzelscheiben reduziert und das keilförmige Schlussfenster vergrößert wurde. Allerdings lässt sich die Scheibe der hinteren Türen jetzt nur noch zur Hälfte öffnen. Dank eines geschmeidigen Heckteils und 64 Millimeter flacheren Dachs wirkt der 6er GT wie sein Vorgänger nach einer Abmagerungskur. Das ist durchaus nicht weit weg von der Wirklichkeit, denn laut Griebler habe man auch noch rund 150 Kilogramm einsparen können.

Mehr Platz als im Touring

Dazu gekommen ist Platz. Die vordere Innenarchitektur entspricht weitgehend dem aktuellen 5er, die Sitzpositionen wurden jedoch um 60 Millimeter angehoben. Da die zweite Sitzreihe nicht mehr höher montiert ist als die erste, entsteht hinten ein Gefühl von Weitläufigkeit, dass man den Verdacht bekommen könnte, in der Langversion eines 7ers zu sitzen. Das Schluckvermögen des Kofferraums legte enorm zu, um rund 110 auf 610 Liter. Die Ladekante ist mit 65 Zentimetern erfreulich niedrig, die Innenbreite der Ladeluke wuchs um 170 Millimeter. Wenn man die hinteren Sitze umlegt, erhält man 1600 Liter Stauraum. Das ist mehr als beim 5er-Touring. Die Fläche ist nahezu eben, sofern man Standardsitze im Innenraum verbaut. Die stärker konturierten Komfortsitze heben die Rückwände der Lehnen etwas an.

Nun kostet der 6er GT in seiner schlichtesten Ausführung 62.300 Euro. Das ist eine stattliche Summe, und das BMW-Marketing ist nicht so kühn, dies als Schnäppchen anzupreisen. Dass es sich dennoch um ein Sonderangebot handeln könnte, erfährt, wer genauer hinsieht. Zum Beispiel erhält man die komplette Bodengruppe eines 7er-BMWs inklusive der luftgefederten Hinterachse und Niveauausgleich. Was die Felgen angeht, hätte man ruhig ein bisschen großzügiger sein können, denn 17-Zoll-Alus als Standard wirken recht bescheiden an einer fast 5,10 Meter langen Großraum-Limousine. Ab Werk gibt es außerdem Lederpolster und Sitzheizung, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Parkassistent und Rückfahrkamera, elektrische Heckklappen-Betätigung, Licht- und Regensensor sowie das Navigationssystem Connected Drive.

Leichtfüßig ums Eck

Wie es von BMW heißt, seien chinesische Kunden besonders scharf auf den 5er GT gewesen, weshalb man seinem Nachfolger dort die besten Chancen zurechnet. Bekannter Maßen ist das Reich der Mitte bisher von den Vorzügen des Dieselantriebs nicht recht überzeugt, so dass erste Fahreindrücke an dieser Stelle nur vom Dreiliter-Ottomotor wiedergegeben werden können. Der hat 340 PS und drückt 450 Newtonmeter Drehmoment wahlweise an die Hinterachse oder sämtliche vier Räder. Die Testfahrt mit Allradantrieb und Integral-Lenkung, die auch die hinteren Räder in Kurvenrichtung dreht, geriet so zum kurzweiligen Ausritt mit hohem Spaßpotenzial.

Der 1,9-Tonnen-Viertürer bewies ein großes Maß an Leichtfüßigkeit, folgte willig und präzise den Einlenkbefehlen und setzte Gaszufuhr mit erstaunlicher Spontaneität um. Der Radstand von mehr als drei Metern war auch in engen Kurven nicht hinderlich, der Sound der Abgasanlage zurückhaltend, aber satt. Freilich erfolgte das Ganze im Fahrmodus "Sport", so dass eine Vergnügungssteuer in Form von Mehrverbrauch erhoben wird. Auf zweistellige Ergebnisse sollte gefasst sein, wer so fährt. 8,2 Liter hätten es auf dem Rollenprüfstand sein können.

Das vollständige Programm des 6ers Gran Turismo wird im nächsten Frühjahr aus drei Benzinern und zwei Dieseln bestehen. Der 258 PS starke Vierzylinder-Ottomotor bildet mit Heckantrieb den Einstieg, es folgen der gefahrene Dreiliter-Benziner ohne und mit Allradantrieb. Für letzteren sind mindestens 70.700 Euro zu veranschlagen. Der 258 PS leistende Dreiliter-Diesel soll ebenfalls mit Ein- und Zweiachsantrieb vorfahren, zu Preisen von 66.900 und 69.500 Euro.

Quelle: n-tv.de

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