IS-Kämpfer fliehen aus früherer Hochburg

  15 Oktober 2017    Gelesen: 406
IS-Kämpfer fliehen aus früherer Hochburg
Der Islamische Staat verliert in Syrien immer rasanter an Boden. Eine Vereinbarung ermöglicht den meisten IS-Kämpfern nun den Abzug aus ihrer zuletzt wichtigsten Metropole. Einige bleiben dennoch - und halten 400 Geiseln in einem Krankenhaus gefangen.
Die von den USA geführte Anti-IS-Koalition hat eine Einigung zum Abzug syrischer IS-Kämpfer und Zivilisten aus der umkämpften Dschihadistenhochburg Rakka bestätigt. Die Übereinkunft zwischen örtlichen Kräften und Stammesältesten gelte aber nicht für ausländische Dschihadisten. Man erhoffe sich durch die Vereinbarung, die Zahl der zivilen Opfer im Kampf um Rakka zu vermindern, teilte das Bündnis mit.

Zuvor hatte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte davon berichtetet, dass alle syrischen IS-Mitglieder die Stadt samt ihren Familien verlassen hätten. Nach Angaben kurdischer Milizionäre wurden sie in Bussen nach Deir Essor in den Osten des Landes gebracht, eine der letzten Provinzen, die in Teilen noch unter Kontrolle der Dschihadisten steht.

Der Koalition zufolge haben sich binnen 24 Stunden hundert IS-Kämpfer ergeben. Der IS hatte Rakka im Januar 2014 erobert und später zur inoffiziellen Hauptstadt seines selbsternannten "Kalifats" gemacht. Im Juni marschierten Kämpfer der kurdisch-arabischen Allianz der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) mit Unterstützung der US-geführten Koalition in Rakka ein. Inzwischen stehen rund 90 Prozent der Stadt unter ihrer Kontrolle.

Widersprüchliche Angaben zu Ausländern

In den restlichen zehn Prozent halten sich neben den Bewohnern noch ausländische IS-Anhänger auf. Deren ist unklar: Während die Beobachtungsstelle meldete, dass auch Vorbereitungen für ihren Abzug aus Raka getroffen würden, teilte die Anti-IS-Koalition mit, IS-Kämpfer aus dem Ausland dürften die Stadt nicht verlassen. Sie rechne mit "schwierigen Kämpfen" in den kommenden Tagen, fügte sie hinzu. Die SDF befürchten, dass die Dschihadisten die Zivilisten als menschliche Schutzschilde einsetzen könnten.

Nach Angaben eines Rebellen-Vertreters sollen aber auch die Ausländer Rakka verlassen. Die ausländischen Kämpfer seien Teil einer zwischen Stammesführern ausgehandelten Vereinbarung über die Evakuierung von IS-Kämpfern aus der Stadt. Die Erklärung der Koalition entspreche nicht der Realität, sagte Omar Allusch, ein ranghoher Vertreter des Zivilrates von Raka.

Lediglich bis zu 500 in- und ausländische IS-Kämpfer blieben weiter in der Stadt. "Sie halten im Krankenhaus 400 Geiseln fest - Frauen und Kinder", sagte Allusch. Der Zivilrat von Raka, eine von der kurdisch-arabischen Allianz der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) eingesetzte Verwaltung, war an den Verhandlungen über eine Evakuierung der IS-Kämpfer und ihrer Familien beteiligt gewesen.

Auch Majadin zurückerobert

Die sunnitische Extremistengruppe IS gerät nach dem Irak auch in Syrien zunehmend in die Defensive. Seit vergangenem Jahr hat sie den Großteil der Städte und Gebiete unter ihrer Kontrolle verloren.

Auch in der Provinz Deir Essor steht der IS unter wachsendem militärischen Druck. Am Samstag meldeten die syrischen Streitkräfte dort die Rückeroberung der Stadt Majadin. Bei ihrem Vorrücken gegen die Islamisten seien die Soldaten von der russischen Luftwaffe unterstützt worden, erklärten sie. Die am westlichen Euphratufer gelegene Stadt stand ebenfalls seit 2014 unter IS-Kontrolle.

Quelle: n-tv.de

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